Die ewige Straße
herein«, lächelte sie und nickte Sak grüßend zu.
Von irgendwo hörte man Kinderlachen. »Das ist Delia«, stellte Sak die junge Frau vor. »Sie führt den Haushalt der Richterin.«
Delia geleitete die Gäste in den Besucherraum und drehte die Lampen auf. Sie wartete, bis alle Platz genommen hatten und erkundigte sich dann, was die Gäste zu trinken wünschten.
Chaka bestellte sich einen Brombeerwein. »Er kommt durch den Kanal von Brockett herunter«, erklärte Delia. »An Bord der Columbine.«
Die Fenster standen offen, und eine kühle Brise wehte durch das Zimmer. Draußen summten laut Insekten. Gelegentlich hörte man Gelächter und Melodien von einem geschickt gespielten Walloon. Quait grinste verlegen, und Chaka beeilte sich zu versichern, daß er ebenfalls ganz meisterhaft spiele. Im Westen zuckten Blitze über den Himmel.
Flojian war überrascht zu hören, daß auf dem Kanal Schiffsverkehr stattfand. »Wenn es der gleiche Kanal ist, der neben der Straße verläuft, über die wir gekommen sind«, sagte er, »dann denke ich, daß es eigentlich unmöglich sein müßte. Der Kanal ist blockiert.«
»Aber Sie kamen aus dem Westen«, bemerkte eine Frauenstimme hinter Flojian. »In dieser Richtung ist der Kanal blockiert, da haben Sie völlig recht.« Die Sprecherin trat ins Licht; sie war relativ klein und von unbestimmbarem Alter. Ihre Gesichtszüge waren undurchschaubar, sie hatte graue Augen mit grünen Sprenkeln, eine lange, schmale Nase, dichtes silbernes Haar und eine Haltung, die erkennen ließ, daß sie an das Befehlen gewöhnt war. In der Hand hielt sie ein Glas mit einer klaren dunkelbraunen Flüssigkeit.
Sak sprang auf und stellte Richterin Maris Tibalt die Gäste vor. »Ich freue mich, Sie bei uns in Oriskany zu begrüßen«, sagte sie. »Ich hoffe, Ihre Unterkünfte sagen Ihnen zu?«
»Selbstverständlich« bedankte sich Chaka begeistert. »Sie sind äußerst komfortabel.«
»Sehr gut.« Die Richterin schien zufrieden. »Das Abendessen ist in wenigen Minuten fertig. Bis dahin …« Sie betrachtete ihre Gäste der Reihe nach. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, kommen Sie von einem Ort hinter dem großen Inländischen Meer.«
Quait blickte Sak an. »Sind das die großen Wasserflächen im Westen?«
Sak nickte.
»Das stimmt, Richterin«, sagte Flojian.
Chaka bemerkte, wie Quaits Augen schmaler wurden. Keine genauen Ortsbezeichnungen, sagten sie.
»Und Sie suchen Haven.«
»Ja, das tun wir.«
»Gut. Besitzen Sie Beweise, daß ein solcher Ort existiert?«
»Wir glauben fest daran, Richterin«, sagte Quait.
Flojian berichtete von der ersten Expedition und erkundigte sich, ob sie hier durchgekommen sei.
»Ja«, erwiderte die Richterin. »Die erste Expedition kam hier durch. Allerdings habe ich keinen der Teilnehmer je wiedergesehen.«
»Wissen Sie, was aus der Expedition geworden ist?«
»Nur Gerüchte.«
»Und was erzählen diese Gerüchte?«
»Daß sie in Brockett ein Schiff genommen haben und nach Norden gefahren sind. Und daß alle bis auf einen einzigen starben.«
»Wie starben sie?«
Die Richterin überlegte einen Augenblick, bevor sie antwortete. »Die Matrosen an Bord des Schiffes erzählten, daß sie alle zusammen in eine Höhle gegangen und von etwas getötet worden seien, das niemand sehen konnte.«
»Diese Geschichte höre ich zum ersten Mal«, sagte Flojian. Die Stimmung der drei Gefährten sank.
»Die Seeleute hatten ihre Passagiere verloren«, sagte die Richterin. »Sie mußten eine Geschichte vorweisen.«
»Wissen Sie Einzelheiten?« fragte Chaka.
Die Richterin dachte erneut nach. »Nein. Es hat mich nie sonderlich interessiert. Sie sollten nach Brockett gehen. Suchen Sie den Kapitän des Schiffes, mit dem Ihre Freunde gefahren sind. Reden Sie mit ihm.«
»Gestern haben wir etwas Merkwürdiges gesehen«, sagte Flojian nach einer Weile. Er beschrieb den Mann hoch oben am Himmel.
»Oh, tatsächlich?« Die Richterin schien erfreut. »Das war Orin. Unser Aeronaut.«
»Was macht er? Ich meine, außer in einem Ballon durch die Gegend fahren?«
»Orin ist Erfinder. Er lebt in der Nähe von Brockett.« Sie war offensichtlich dankbar für den Themawechsel. »Er nimmt Leute mit auf seine Ausflüge.«
»Sind Sie schon einmal an Bord gewesen?« erkundigte sich Chaka.
Die Frage schien die Richterin zu amüsieren. »Ich bevorzuge die Art von Fortbewegung, bei der ich wenigstens einen Fuß auf dem Boden behalten kann.«
Auf Vorschlag der Richterin tranken sie zuerst
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