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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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auf dem Schiff um, solange Sie wollen.«
    »Wir haben noch nicht über den Fahrpreis gesprochen«, sagte Flojian.
    Warden berührte den Rand seiner Mütze und winkte einen Matrosen herbei. »Shim, du achtest mir darauf, daß es unseren Passagieren an nichts fehlt. Und Sie werden gratis mitgenommen, Flojian. Mit den besten Grüßen von der Richterin. Und von der Columbine.«
    Warden entschuldigte sich, denn er hatte vor der Abfahrt noch viel zu tun. Shim nahm Chakas Gepäck und führte die drei zu ihrer Kabine, einem kahlen Raum mit vier nackten Pritschen, einem Tisch unter einem Bullauge und ein paar gespannten Leinen, um Kleider aufzuhängen. Die Kabine war sauber, und, wie Quait richtig bemerkte, naß würden sie auch nicht werden.
    Eine unsichtbare Kraft ließ die Schotten vibrieren. Das Schiff fühlte sich lebendig an. Aufgeregt wie kleine Schulkinder gingen sie zurück auf Deck. Matrosen lösten die Leinen, dichte Rauchwolken quollen aus den Schornsteinen, und das Schaufelrad am Heck begann sich zu drehen. Wassermassen wirbelten glitzernd durch das Sonnenlicht, und der Pier blieb langsam zurück. Ein Reiter tauchte hinter einem Lagerhaus auf und winkte ihnen zu. Es war Sak. Die drei Gefährten winkten zurück.
    Shim nahm sie mit unter Deck und zeigte ihnen die Maschine.
    Es war heiß. Zwei Männer mit nackten Oberkörpern warfen dicke Holzscheite in ein brüllendes Feuer in einer Kammer unter einem Boiler. »Wir pumpen Wasser in die obere Kammer«, erklärte Shim. Er mußte schreien, um sich verständlich zu machen. »Das Feuer verwandelt Wasser in Dampf, und der Dampf treibt das Rad an. Ganz einfach.«
    Flojian fragte ihn, ob er eine Skizze anfertigen dürfte, und Shim gestattete es ihm. Er erklärte die Funktionsweise erneut, bis er sicher war, daß Flojian alles begriffen hatte. »Wir besitzen erst seit ein paar Jahren Dampfmaschinen«, fügte Shim hinzu. »Früher benutzten wir Segel und Ruder und Stöcke, und die Fahrt nach Brockett dauerte Tage.«
    Shim war klein, korpulent und stets gutgelaunt, und er war sehr von Chaka angetan. Ganz gleich, wer eine Frage stellte, er antwortete immer nur ihr.
    »Wer hat die Maschine erfunden?« erkundigte sich Quait.
    »Orin Claver«, sagte Shim zu Chaka.
    »Claver?« fragte Flojian. »Der Mann im Ballon?«
    »Genau der. Natürlich erfindet er diese Dinge nicht selbst. Er möchte nur, daß die Menschen das glauben. In Wirklichkeit findet er Dinge in den Ruinen, probiert herum, bis er weiß, wie sie funktionierten, und kopiert sie anschließend.«
    »Auch das ist keine geringe Leistung«, stellte Flojian fest.
    Später, als sie wieder an Deck standen, wirkte Flojian zum ersten Mal seit Avilas Tod wieder etwas fröhlicher. »Selbst wenn wir mit nichts nach Hause zurückkehren als dem, was wir bis jetzt gefunden haben, waren die Opfer nicht ganz umsonst. Wir werden den Mississippi nutzbar machen. Wir hatten immer das Problem, daß die Strömung zu stark ist. Wir wohnen an einem breiten Fluß und waren nie imstande, ihn wirklich zu nutzen, weil es keine Möglichkeit gab, Schiffe stromaufwärts zu senden. Aber dieses Ding, diese Dampfmaschine, ändert alles.«
     
    Die Columbine hatte eine Besatzung von fünf Mann plus ihrem Kapitän. Drei der Matrosen waren zugleich Ranger. »Von Zeit zu Zeit werden wir beschossen«, gestand der Kapitän. »Aber wir haben noch nie jemanden verloren.« Oriskany, so fuhr er fort, sei Protektoratsgebiet von Brockett und westlicher Außenposten des Reichs. »Die Richterin leistet gute Arbeit. Die Straßen sind halbwegs sicher, und sie greift hart gegen Räuber durch. Sie werden gefangen, nach Brockett verschifft und dort verkauft.«
    »Aber der, den wir zu fangen geholfen haben, wurde erschossen«, wandte Chaka ein.
    »Weil er den alten Hal Rollin ermordet hat. Mord zieht automatisch die Todesstrafe nach sich. Das steht ganz außer Frage. Diese Tatsache ist bekannt, und Urteile werden innerhalb von vierundzwanzig Stunden vollstreckt.«
    »Was ist mit mildernden Umständen?« fragte Chaka.
    »So etwas gibt es nicht bei uns, mit Ausnahme von Selbstverteidigung. In diesem Fall gibt es überhaupt keine Strafe. Und es spielt überhaupt keine Rolle, ob der Mörder eine schwere Jugend hatte oder ein hartes Leben. Die Richterin macht keine Ausnahmen. Nur deswegen sind unsere Straßen einigermaßen sicher.«
    Warden lächelte wenig. Vielleicht lag es an seinem Beruf. Der alte Kanal mochte vielleicht breit aussehen, aber er lag voller Trümmer,

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