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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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vergessen.«
    Chaka hatte nur Tori gekannt, der mit ihrem Bruder befreundet gewesen war, und Mira. Mit Ausnahme von Karik waren die anderen nur Namen für sie.
    »Endine bleibt einem am längsten im Gedächtnis haften«, sagte Knobby. »Er war ein unfreundlicher Geselle.« Sie bemerkte, daß Knobby überlegte, ob er vielleicht zu offen gewesen war. »Er war nicht Ihr Vater oder so etwas?«
    »Nein.« Chaka lächelte aufmunternd. »Ich kannte ihn, wenn auch nicht besonders gut.« Allmählich glaube ich, daß niemand ihn besonders gut kannte.
    »Er schien nicht gerne mit anderen zu reden. Auf einem Schiff von der Größe der Mindar ist das gar nicht so einfach.«
    Es war noch früh. Das Abendprogramm würde nicht vor einer Stunde anfangen, und der Speisesaal war noch fast leer. Sie saßen in einer Ecke. Knobby trank von seinem Wein, wischte sich die Lippen ab und beugte sich dann vertraulich vor, obwohl niemand in der Nähe war, der ihr Gespräch hätte belauschen können. Sein Atem roch stark, und er sprach mit einem Schnaufen.
    »Ich war damals der Zweite Offizier an Bord der Mi n dar. Wir transportierten meist Eisen, Kohle, Weizen und Wein nach Brockett und nahmen verarbeitete Stoffe wieder mit nach draußen. Was eben so transportiert werden muß. Kapitän Dolbur kommandierte das Schiff. Er ist vor drei Jahren gestorben.
    Ich erfuhr zum ersten Mal von Karik Endine und seiner Expedition, als der Kapitän mich und Jed Raulin in sein Quartier rief. Jed war der Erste Offizier. Wir lagen zwischen zwei Fahrten am Dock, und der Kapitän berichtete, daß ein paar Leute in der Stadt eingetroffen wären, Fremde, die unser Schiff chartern wollten, um den Hudson hinunter und von dort aus auf das Meer zu fahren.
    Sie haben die Schiffe hier gesehen. Die Mindar ist flußabwärts unterwegs, also schätze ich, daß Sie das Schiff noch nicht gesehen haben. Aber sie sieht genauso aus wie die anderen und ist ganz sicher nicht seetüchtig. Aber die Fremden boten viel Geld, sagte der Kapitän. Und wir würden die ganze Zeit in Sichtweite zur Küste bleiben. Endine hatte ihm einen Beutel voller Goldmünzen gezeigt. Jeder, der mitmachte, würde fast einen Jahreslohn verdienen, und das innerhalb weniger Wochen. Der Kapitän wollte wissen, ob wir dabei wären, falls er Endine zusagte.
    Jed besaß Familie. Er wollte zuerst mit seiner Frau darüber reden. Doch sie machte ihm Scherereien, und er blieb zurück. Ich wurde zum Ersten Offizier befördert. Zwei weitere Leute musterten ab.
    Die Fremden wollten nach Norden, die Küste hinauf. Mit Endine zählten sie sieben Köpfe. Von der Mündung des Hudson sollte es sechshundert Meilen weit nach Norden gehen, plus oder minus hundert. Die Fremden schienen nicht genau zu wissen, wo ihr Ziel lag. Wir sollten ihnen bei der Suche helfen, sie an Land bringen und drei Wochen warten, um sie in jeder möglichen Hinsicht zu unterstützen. Anschließend sollten wir sie wieder aufnehmen und zurückbringen. Falls sie sich entschließen würden zu bleiben, wäre unser Vertrag erfüllt, und wir dürften allein zurückkehren.
    Es war glühend heiß, während wir alle Vorbereitungen trafen. Wir nahmen ein Beiboot auf und versahen es mit einer Kabine. Wir installierten ein Flaschenzugsystem auf dem Achterdeck, um es ins Wasser lassen und wieder aufnehmen zu können. Niemand wußte, was uns unterwegs erwartete, deswegen bunkerten wir soviel Holz, wie nur irgend möglich. Wir nahmen reichlich Proviant und Trinkwasser mit. Der Kapitän inspizierte jede einzelne Planke, ersetzte die eine oder andere und versah einen Teil mit einem neuen Anstrich aus Pech. Wir nahmen einen neuen Anker an Bord.
    Alles in allem dauerten die Vorbereitungen vielleicht drei Wochen. Als die Mindar schließlich startklar war, kamen Karik Endine und seine Begleiter an Bord. An einem feuchten Morgen im Juli legten wir ab und fuhren von Brockett aus den Hudson hinunter. Hinterher, als wir wieder zurück waren, meinten einige der Matrosen, sie hätten von Anfang an eine schlechte Vorahnung gehabt. Aber ich sage Ihnen die Wahrheit: Davon war nichts zu spüren. Wir fühlten uns gut. Wir wußten, daß wir ein gutes Schiff und eine gute Besatzung hatten, und wir wußten, daß wir das Schiff auch in tiefem Wasser im Griff haben würden. Und wir wußten, daß wir mit dieser einen einzigen Fahrt mehr Geld verdienen würden, als irgend jemand von uns je zuvor gesehen hatte. Oder jemals wieder sehen würde. Niemand an Bord hatte eine böse Vorahnung, und

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