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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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niemand dachte an Umkehr.
    Am zweiten Tag fuhren wir an Manhattan vorbei und gingen dann entlang der Küste auf Nordkurs. Manhattan ist eine langgestreckte Halbinsel. Wir fuhren um sie herum und dann auf See hinaus. Es war ein grauer, regnerischer Tag, und die meisten Geschichten, die heutzutage über böse Vorzeichen und anderen Unsinn erzählt werden, erwähnen das schlechte Wetter, als wir das offene Meer erreichten. Damals dachte niemand darüber nach.
    Die Küste im Norden ist zerklüftet und wild. Massenweise Felsen und Klippen und Kreuzseen. Wir gingen jede Nacht vor Anker, und so weit das Auge reichte, nirgendwo war ein Licht zu entdecken.
    Das Schiff lag tiefer im Wasser, als uns lieb war, aber das lag an dem vielen Holz und den Vorräten, die wir gebunkert hatten. Alle wußten, daß wir in Schwierigkeiten kommen würden, sobald vor der Küste rauhe See auf uns wartete.
    Wie gesagt, Karik Endine war ein unfreundlicher Mann.« Knobby legte die Stirn in Falten und zeigte Chaka seine gelben Zähne. »Nein, das stimmt nicht. Er verschloß sich einfach nur vor uns anderen. Die meiste Zeit stand er an Deck und starrte auf das Meer hinaus. Er besaß kalte blau-graue Augen, und er sah aus, als wären ihm alle anderen egal. Nicht einmal seine eigenen Leute schienen ihn sonderlich zu mögen.
    Nach und nach wurde ich mit den anderen bekannt.
    Das läßt sich gar nicht vermeiden, wenn man eine Woche zusammen auf einem Schiff verbringt. Sie hatten unterwegs ein paar Leute verloren. Manche waren erschossen worden, andere an Krankheiten gestorben.
    Einer von Endines Leuten, der jüngste von allen, Tori, erzählte mir schließlich, was das Ziel ihrer Suche war. Ich hoffte, daß der Kapitän sein Geld im voraus erhalten hatte, weil mir sofort klar wurde, daß sie dieses Phantasien nie finden würden.
    Die Nächte waren kühl, und das Schiff bot keinen besonderen Komfort. Wir benutzten das Beiboot und brachten jeden Abend unsere Passagiere und ein paar der Besatzungsmitglieder an Land. Ich erinnere mich, daß eines Nachts auf uns geschossen wurde. Niemand wurde getroffen, aber wir fanden den Hurensohn nicht, der uns angegriffen hatte. Ein Glück für ihn. Das war der einzige Zwischenfall während der gesamten Fahrt.
    Zu Beginn der zweiten Woche sichteten wir im Osten Land. Wir dachten damals, es sei eine Insel, aber ich bin mir heute nicht mehr so sicher. Vielleicht war es auch nur eine große Halbinsel, die weit in das Meer hinausragte. Ich weiß es nicht. Das Land war gebirgig und weit entfernt, aber Endine wurde ganz aufgeregt und verkündete laut, daß wir in der Bai angekommen seien. Ungefähr zur gleichen Zeit sichteten wir ein paar Wale, und alle sahen das als günstiges Vorzeichen. Ich hatte noch nie vorher einen Wal gesehen. Aber wir entdeckten noch viele, bis wir wieder zu Hause waren.
    Nach einer Weile rückte das Land im Osten näher, und wir erkannten, daß Endine recht gehabt hatte, wir befanden uns tatsächlich in einer Bai oder in einem Kanal. Was auch immer es war, es kam näher. Die erste Nacht warfen wir vor der östlichen Küste Anker und gingen an Land. Seit dem Zwischenfall mit dem Heckenschützen stellten wir Wachen auf, und ich hatte die beiden Stunden nach Mitternacht. Endine war die ganze Zeit über wach. Er saß unten am Meer auf einem Felsen. Ich fragte ihn, ob alles in Ordnung sei, und er bemerkte meine Gegenwart nicht einmal, bis ich ihn anstieß.
    Das Meer dort oben ist ziemlich laut, ein ständiges Rauschen. Am Morgen gingen wir zum Strand hinunter, und die Mindar, die in zwanzig Fuß tiefem Wasser vor Anker gegangen war, lag trocken auf dem Strand. Es herrschte Ebbe, und das Wasser war weit draußen. Verdammt weit.
    Endine war außer sich vor Wut. Der Kapitän war an Bord geblieben, hatte gesehen, daß das Schiff trocken fiel und versucht, rechtzeitig den Anker zu lichten. Aber er war nicht schnell genug gewesen. Es hätte sowieso nicht viel genutzt, weil wir anderen auf dem Strand festsaßen. Verstehen Sie, Chaka? Wir sind nur Flußschiffer. Niemand kannte sich aus mit dem Meer. Der Kapitän versuchte es zu erklären, doch Endine nannte ihn vor allen Leuten einen Idioten. Das werde ich nie vergessen. Später kamen Endines Leute und entschuldigten sich für ihren Anführer, aber Kapitän Dolbur war sehr nachtragend in solchen Dingen.
    Die Flut kam, und sie kam verdammt schnell. So etwas hatte noch keiner von uns gesehen. Die Meerenge schwoll einfach an und füllte sich. Bald schon war das

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