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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Büchern?« fragte sie. »Was haben Sie damit gemacht? Die Bücher auf dem Treppenabsatz …?«
    »Wir nahmen sie mit an Bord der Mindar. Der Kapitän vermutete, daß sie kostbar wären, also nahmen wir alle Bücher mit.«
    »Sie haben nicht zufällig gesehen, was für Bücher das waren?«
    »Ich bin nicht sehr gut im Lesen, Chaka«, erwiderte er. »Ich erinnere mich nicht mehr genau. Der Kapitän erwähnte ein paar Titel. Krieg und Frieden, glaube ich. Und Don Sowieso. Das Geisterhaus. Und ein Titel, der sich Kommentar zur Verfassung der Vereinigten Staaten nannte.« Knobby schnitt eine Grimasse, als erfordere das Nachdenken eine größere Anstrengung. »An mehr erinnere ich mich nicht. Können Sie etwas damit anfangen?«
    »Ein wenig. Was wurde aus den Büchern? Nachdem Sie wieder an Bord der Mindar waren?«
    »Er warf sie über Bord.«
    »Wer? Wer warf sie über Bord?«
    »Endine. Eines Tages kam er aus seiner Kabine und warf sie alle über Bord. Jedes einzelne.«
    Chakas Hoffnung sank. »Das ist nicht Ihr Ernst, Knobby!«
    »Nach all den Schwierigkeiten, die wir hinter uns gebracht hatten! Am liebsten hätte ich Endine hinterhergeworfen. Aber ja. Genau das hat er getan. Er brachte sie an Deck, stapelte sie neben der Reling auf und warf eins nach dem anderen über Bord.«
    Chaka starrte Knobby entgeistert an. »Sind Sie sicher? Haben Sie selbst dabei zugesehen?«
    »Ja, Chaka. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Wir alle haben es gesehen.«
    Chaka lauschte den Unterhaltungen der Menschen ringsum. Ein Vater drohte seinem Sohn damit, ihn zu enterben. »Endine hat nicht alle Bücher vernichtet«, sagte sie schließlich. »Er kam mit einem Roman von Mark Twain nach Hause.«
    Knobby zuckte die Schultern. »Meinetwegen. Ich weiß nur, daß er eine ganze Menge über Bord geworfen hat.«
    »Sie sagen, die Leichen hätten in den Räumen gelegen? Alle, mit Ausnahme von Shay. Nicht im Korridor?«
    »Genau. In den Räumen. Es waren große Räume. Größer als dieses Lokal hier, und bestimmt zwei Stockwerke hoch.«
    »Und was war in den Räumen?«
    »Bücher. Nichts als Bücher. Und irgendwelcher Straßenbauerkram. Jede Menge von diesen grauen Kisten, die man überall finden kann.«
    »Bücher?« Chaka wurde lebendig. »Wo sind sie jetzt?«
    »Wo ist was?«
    »Die Bücher. Die anderen Dinge.«
    »Vermutlich noch immer dort.«
    »Sie haben alles zurückgelassen?« Chaka konnte ihr Glück kaum fassen.
    Knobby zuckte die Schultern. »Sicher. Warum hätten wir sie mitnehmen sollen? Sie waren nichts mehr wert. Sie waren in ziemlich schlechtem Zustand.«
    »Warum?«
    »Es war feucht dort unten. Naß. Alles war durchweicht.«
    Chaka umklammerte ihren Becher, bis Knobby sanft seine Hand auf ihre Faust legte. »Beruhigen Sie sich«, sagte er. »Sie tun sich noch weh.«
    »Sie sagten vorhin, die Bücher wären in Ordnung gewesen«, sagte Chaka.
    »Ich sagte, die Bücher auf dem Treppenabsatz waren in Ordnung.«
    »Ach so. Ja. Danke sehr, Knobby.« Sie gab ihm ein Goldstück. »Wir werden ein Schiff chartern und dorthin zurückkehren.«
    Knobby achtete darauf, daß niemand die Münze sah, und steckte sie unauffällig in die Tasche. »Ich glaube nicht, daß Ihnen das gelingen wird.«
    »Und warum nicht?«
    »Niemand wird Ihnen sein Schiff vermieten. Dort oben spukt es, und alle wissen Bescheid.«
    »Also schön. Falls es mir trotzdem gelingt, ein Schiff zu mieten … würden Sie uns zeigen, wo die Tür in der Klippe zu finden ist?«
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich nicht mehr dorthin gehen werde.«
    »Ich habe noch zwei davon.« Chaka deutete mit einer Kopfbewegung auf Knobbys Tasche.
    »Das spielt überhaupt keine Rolle. Hören Sie, falls Sie denken, ich sei nur ein verdammter Dummkopf, dann verrate ich Ihnen noch etwas. Auf dem Rückweg gerieten wir in einen Sturm, und unser Schiff wäre fast gesunken. Ein Hauch Pech im tiefen Wasser, und so ein Flußschiff sinkt wie ein Stein. Und die Strömungen. Nicht zu vergessen der Dämon oder was auch immer dort oben im Innern der Klippe lebt.« Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher. »Ich sage Ihnen, was ich tun werde: Ich zeichne Ihnen eine Karte. Sie wird Sie direkt zu dieser Klippe führen.« Er nickte vor sich hin. »Aber ohne mich. Ganz sicher. Und Sie sollten sich die Sache vielleicht ebenfalls noch einmal überlegen. Selbst dann, wenn Sie jemanden finden, der verrückt genug ist, sie hinzubringen.«

Kapitel 27
     
     
    Knobby hatte recht. Sie fanden ein halbes

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