Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Dutzend Flußschiffskapitäne, und nur ein einziger zeigte halbwegs Interesse, die Reise nach Norden anzutreten. Es war der Kapitän der Irika, eines heruntergekommenen, stinkenden, schief im Wasser liegenden Viehtransporters. Diese Beschreibung, fand Chaka, paßte auch auf den Kapitän, eine herrische Matrone mit rot unterlaufenen Augen und schiefen Zähnen. Dennoch war sie überrascht, daß Quait die Verhandlungen abbrach, nachdem sie sich auf einen akzeptablen Preis geeinigt hatten. »Die Frau hat Geld gerochen«, erklärte er später. »Sie hätte uns alle bewußtlos geschlagen, ausgeplündert und über Bord geworfen.«
    Aber die Gefährten waren das Reisen über Land satt. Falls Knobbys Karte korrekt war, befanden sie sich noch immer mindestens fünfhundert Meilen von ihrem Ziel entfernt. Luftlinie. Wenigstens dreißig Tage. Nur, um am Ende vielleicht doch noch ein Schiff bauen zu müssen.
    »Ich bin fast versucht, unser Glück mit der Irika auf die Probe zu stellen«, sagte Flojian. »Falls die Besatzung sich als nicht vertrauenswürdig erweist, können wir sie leicht überwältigen. Außerdem würde uns das einen Grund liefern, das Schiff in unsere Gewalt zu bringen.«
    »Eine prima Idee«, stimmte ihm Chaka sarkastisch zu. »Und dann fahren wir mit dem Schiff die Küste hinauf, ja? Weiß überhaupt einer von uns, wie die Maschinen bedient werden müssen?«
    »Ja«, erwiderte Flojian. »Ich glaube, ich kenne mich inzwischen ganz gut damit aus.«
    »Alles viel zu kompliziert«, winkte Quait ab. »Sie werden bestimmt versuchen, uns zu überraschen. Wir müßten ein halbes Dutzend Leute mehrere Wochen lang ununterbrochen im Auge behalten. Wir sollten lieber warten, bis uns eine bessere Idee kommt.«
    »Vielleicht habe ich schon eine«, sagte Chaka.
    »Dreißig Meilen nordöstlich von hier liegt eine kleine Stadt namens Bennington. Ich denke, wir sollten erst einmal dorthin reiten.«
    »Warum denn das?« fragte Flojian.
    »Weil Orin Claver in Bennington lebt.«
    »Claver?« Es dauerte einen Augenblick, bis Quait einfiel, woher er den Namen kannte. »Der Erfinder der Dampfmaschine.«
    Flojian lächelte unsicher. »Der Mann im Ballon.«
     
    Wie Oriskany bestand auch Bennington im wesentlichen aus einigen Bauernhöfen, die ein befestigtes Herrenhaus umgaben. Doch im Gegensatz zu Oriskany lag Bennington nicht an der Grenze, und die ständigen Kämpfe, die Oriskanys Richterin gegen die Räuberbanden zu bestehen hatte, waren hier eher eine Seltenheit. Jeder Besucher spürte die Ruhe und den Frieden, der über der Landschaft lag. Auf den Straßen zur Stadt gab es keine patrouillierenden Ranger, und auf den Feldern spielten Kinder ohne die Aufsicht Erwachsener. An den Palisadenzäunen flatterten Stander, und die Tore waren unbewacht. Das hier war offenes, freies Land, und es bestand aus Wald und bebauten Feldern.
    Claver lebte in einem kleinen Haus an der Hauptstraße, vielleicht eine Stunde östlich vom Herrenhaus. »Es ist ganz leicht zu finden«, hatte ihnen ein Wagenkutscher verraten. »Achten Sie einfach auf den Obelisken. Sie können es gar nicht verfehlen.«
    In der Tat: der Obelisk war meilenweit zu sehen. Er ragte hoch in den nachmittäglichen Himmel und war mit Abstand das höchste Bauwerk in Brockett und sämtlichen umgebenden Bezirken. Früher hatte eine Stadt an dieser Stelle gestanden, doch sie lag nun begraben unter Hügeln, und nur noch der Obelisk verriet, wo sie einst gestanden hatte. Auf einer sorgfältig polierten Plakette stand zu lesen:
     
    WIR WERDEN JA SEHEN,
    WER AM ENDE DIESE FARM BESITZT
    Reuben Stebbins, koloniale Miliz
    In der Schlacht von Bennington, am 11. Mai 1776
     
    Clavers Haus stand auf den Hügeln zwischen anderen Häusern und war leicht herauszufinden. Das dazugehörige Land war unbebaut, und an der Rückseite seines Hauses hatte er einen hölzernen Rahmen errichtet, höher als das eigentliche Haus. Darüber war eine riesige Hülle gestülpt: der Ballon.
    Zum Haus gehörten mehrere Schuppen, eine Scheune sowie ein Silo. Die drei Gefährten stiegen aus den Sätteln, klopften an der Vordertür und gingen dann, nachdem sie keine Antwort erhielten, um das Haus herum. Die Schuppen waren vollgestopft mit Maschinen und Bottichen und Kübeln. In jedem Schuppen gab es einen Arbeitstisch. Der Boden war meist mit Spänen bedeckt, und die Wände waren von undefinierbarer Farbe und mit Flecken übersät. Sie blieben vor einem großen geflochtenen Korb stehen, an dem zahlreiche Seile befestigt

Weitere Kostenlose Bücher