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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Goldschmiedin aufgebaut.
    Chaka wünschte sich eine Familie. Sie wünschte sich einen guten Gatten, einen Mann, der ihre Gefühle wecken und dessen Geist sie mit Freuden an ihre Kinder weiterreichen konnte. Aber bisher hatte sie einfach noch nicht den Richtigen gefunden. Und da die meisten Mädchen bereits mit siebzehn Jahren verheiratet waren, verspürte sie allmählich ein Gefühl von Dringlichkeit. Und Furcht. Und obwohl sie sich das selbst niemals eingestanden hätte, war dies doch der Grund, weshalb es jetzt Raney in ihrem Leben gab. Chaka war zu guter Letzt bereit, sich zu binden.
    Die Sonnenuhr am Fuß des Calaguahügels zeigte die dritte Stunde des Nachmittags. Chaka nahm sich die Zeit, gemütlich über den Basar zu schlendern.
    Sie hatte keine Konkurrenz in den schmutzigen, einfachen Schmuckläden. Diese richteten sich an Kunden, die mehr an niedrigen Preisen und Tand interessiert waren. Chaka hatte sich einen Ruf als Künstlerin erarbeitet, bei der man entweder feine Stücke aus dem Regal erstehen oder sich nach Wunsch anfertigen lassen konnte. Aber sie kannte die Besitzer der anderen Läden und verbrachte gerne ihre Zeit mit ihnen.
    So verging ein Nachmittag, an dem Chaka sich seltsam rastlos fühlte. Am Ende fand sie sich in der Bibliothek wieder und sonnte sich in der Bewunderung und Dankbarkeit, die der Yankee aus Connecticut hervorrief. Sie war höchst erfreut herauszufinden, daß sie ein beträchtliches Maß an Berühmtheit gewonnen hatte.
    Silas kam herein, während sie dort war. Er befand sich in jovialer Stimmung und erzählte scherzhaft, daß er und ein früherer Student überlegt hatten, in Flojians Haus einzubrechen. »Kariks Sohn ist nicht in der Stadt«, berichtete Silas, »und sein Diener Toko würde nicht einmal aufwachen, wenn die Miliz durch das Haus marschiert.« Als sie bei Sonnenuntergang zu ihrem Reittier Piper zurückkehrte, war sie immer noch schlecht gelaunt. Eigentlich hätte sie eine gute Zeit verbringen können. Eine Zeit, in der sie ihr Glück genoß. Und doch hatte sie sich nie einsamer gefühlt.
    Am Westtor wartete Raney.
    Er machte sich gut auf einem Pferd, weit besser, als man normalerweise von einem Kleidermacher erwarten würde. Er war gutaussehend, und sie wollte ihn nicht verlieren. Er war recht intelligent, behandelte sie gut, und er wäre sicherlich ein guter Ernährer. Außerdem lebte Chaka in einer Gesellschaft, die dazu neigte, romantische Gefühle als kompletten Unsinn abzutun. Die Ehe diente der Fortpflanzung, der gegenseitigen Absicherung und Unterstützung.
    Ihr Vater hatte diese Auffassung zum Gesprächsthema gemacht, als er erkannt hatte, daß Chaka die verrückten Ideen ihrer Mutter aufsaugte wie ein Schwamm. Heirate einen Freund, nach Möglichkeit einen Mann mit Verm ö gen, hatte er ihr geraten. Etwas Besseres findest du nicht. Raney wäre ein Mann so recht nach seinem Geschmack gewesen.
    »Ich denke, du hattest recht, was das Buch angeht«, sagte sie, während sie nebeneinander aus der Stadt ritten. »Irgendwann werde ich es verkaufen. Für den Augenblick habe ich es der Senatsbibliothek zur sicheren Verwahrung übergeben.«
    »Gut.« Sein hübsches Gesicht verriet, daß er ihre vernünftige Entscheidung herzlich guthieß. »Laß dir Zeit damit. Finde heraus, wieviel es bringt, und erziele den höchsten Preis, den du kriegen kannst. Eine schlaue Idee von dir, es in der Bibliothek auszustellen. Das kann nicht schaden.« Er lächelte, und es war ein gutes Lächeln, warm und ehrlich: das Lächeln eines Mannes, der mit sich und der Welt im Frieden war. Raneys sanfte blaue Augen wirkten beinahe feminin. Seine Blicke glitten über sie und verrieten mehr als alle Worte, wie sehr er sie verehrte. Ein paar Wochen zuvor hatte er um ihre Hand angehalten, doch Chaka hatte ihn vertröstet und gesagt, sie sei noch nicht so weit. Sie hatte erwartet, daß er beleidigt reagieren oder sich von ihr zurückziehen würde, doch zu ihrer Überraschung hatte er nur gelacht und gesagt, sie sei es wert zu warten, und er werde Geduld haben. »Ich versuch’s später noch mal«, hatte er ihr versprochen.
    Raney trug das volle braune Haar schulterlang und war, wie die meisten Männer jener Zeit, glatt rasiert. Schweigend ritten sie nebeneinander her, und sie verspürten keinerlei Spannungen zwischen sich.
    Vielleicht war jetzt ein guter Zeitpunkt.
    Sie richtete sich im Sattel auf. »Ich würde zu gerne wissen, woher es kommt«, sagte sie.
    »Ich sehe nicht, wozu das wichtig sein soll,

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