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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gefährliche Hindernisse für die Schiffahrt. Es gab sieben große eingestürzte Brücken, von denen die drei in Argon, in Fernstraße auf dem Arkansaw und in Masandik weiter unten im Süden jedem Schiff den Weg versperrten, das größer war als ein Kanu. Dieser Umstand hatte Illyrien zu einem Verkehrsknotenpunkt innerhalb der Liga gemacht und zugleich zu ihrem Machtzentrum. Und daraus wiederum hatten sich für Flojian Endine weitrechende geschäftliche Möglichkeiten ergeben.
    Seine Zugtiere wurden auf zwei Gehöften in der Nähe von Cantonfile gezüchtet. Er plante bereits seit einiger Zeit, die Anzahl der Pferde in den Ställen zu erhöhen, und Zusammenkünfte mit Geschäftspartnern in Masandik brachten ihn zu der Überzeugung, daß der Frachtverkehr die Investition lohnend machen könnte. Bei seiner Rückkehr nach Illyrien traf er sich am Dock mit seinem Pferdewart, um eine Strategie zu entwickeln. Nachdem die Unterhaltung zu Ende war, die den ganzen Morgen gedauert hatte, lehnte Flojian sich mit einer Tasse Kaffee zurück. Er war mit sich und der Welt zufrieden. Die Geschäfte konnten nicht besser laufen, und seine finanzielle Unabhängigkeit war gesichert. Die Zukunft sah einfach rosig aus. Ein neues Leben hatte angefangen, jetzt, nachdem sein Vater nicht mehr lebte. Die düstere Erscheinung war endlich aus seinem Haus verschwunden.
    Nur der Schatten des ruinierten Namens war geblieben.
    Was hatte der alte Mann dort draußen gemacht?
    Na ja, egal. Vielleicht würden die Spekulationen jetzt endlich aufhören. Es wurde Zeit, daß die Menschen ihre Toten begruben und die Sache auf sich beruhen ließen. Doch das war unwahrscheinlich. Das verdammte Buch war aufgetaucht, als wäre Karik entschlossen gewesen, alles wieder aufzurühren. Als Flojian entdeckt hatte, was sein Vater der Welt vorenthalten hatte, war er versucht gewesen, es zu verbrennen. Doch dann hatte er es nicht über sich gebracht, den letzten Willen seines Vaters zu ignorieren, obwohl er den alten Mann dafür haßte.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß Chaka Milana in der Tür stand. Ihre Augen glitzerten ihn feindselig an.
    »Hallo Chaka«, sagte er mit gespannter Vorsicht. »Stimmt etwas nicht?«
    Sie hielt eine Rolle in der Hand, die in Ölhaut eingeschlagen war. »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen.« Ihre Stimme klang tonlos.
    »Wofür?« Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. »Bitte treten Sie doch ein.«
    Sie hielt ihm das Paket hin. Er erkannte es, und sein Mut sank.
    »Ich war gestern nacht in Ihrem Haus.«
    Eine Woge aus Emotionen schlug über ihm zusammen. »Ich verstehe. Und jetzt macht Ihnen Ihr Gewissen Schwierigkeiten?«
    Chaka deutete mit einer Kopfbewegung auf die Ölhaut. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir das hier erklären könnten.«
    Flojian machte keine Anstalten, die Rolle zu nehmen.
    »Sie wissen also, was darin ist.«
    »Selbstverständlich weiß ich das.«
    »Verraten Sie mir, was das zu bedeuten hat?«
    Flojian hätte die Frage zu gerne an seinen Vater weitergereicht. »Nichts. Ein falscher Alarm. Was sonst könnte es sein? Sie dachten, sie hätten Haven gefunden, doch sie waren im Irrtum. Weiter nichts.«
    »Schon wieder etwas, über das niemand geredet hat. Warum nicht?«
    »Warum ich nicht darüber geredet habe? Was bringt Sie auf den Gedanken, ich hätte etwas davon gewußt? Mein Vater hat nicht viel von mir gehalten, Chaka. Ich war der letzte, dem er sich anvertraut hätte. Ich hatte keine Ahnung von der Existenz der Zeichnung, bis wir am Tag nach der Zeremonie aufräumten. Ich vermute, er hat sie nicht publik gemacht, weil sie genau diese Art von Reaktionen hervorgerufen hätte.«
    Chakas Miene verhärtete sich. Flojian haßte Konfrontationen. Er zog es vor, wenn alle ihn mochten. Sein geschäftlicher Erfolg beruhte zum großen Teil darauf, daß die Menschen ihm wissentlich Dinge anvertrauten und andere gern für ihn arbeiteten.
    »Ich schätze, Sie waren zumindest mir die Wahrheit schuldig.«
    »Was ist die Wahrheit, Chaka? Hat er vielleicht gefunden, wonach er suchte? Oder hat Ihr Bruder einen voreiligen Schluß gezogen? Sie wissen genausogut wie ich, daß zumindest eine der Zeichnungen reine Phantasie ist. Oder haben sie den Drachen vergessen? Wer weiß schon, was die Wahrheit ist? Mein Vater hat sein ganzes Leben damit verbracht, zuerst zu beweisen, daß Haven kein Märchen ist, und dann nach diesem Ort zu suchen. Er träumte von Haven, kämpfte darum und verlor darüber seinen Ruf. Glauben Sie

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