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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sondern weil sie sich für ihre Religion en t schieden hat. Das ist ein Unterschied.«
    »In der Tat«, platzte Telchik heraus. »Shanta täte besser daran, mir ihre Botschaft zu verkünden.«
    »Ja«, sagte Avila und strahlte ihn an. »Wenn Telchik mit einer solchen Botschaft zu uns käme, würden wir ihm vielleicht immer noch nicht glauben, aber wir wüßten zumindest alle, daß etwas sehr Merkwürdiges geschehen sein muß.«
    Sigmon war ein junger Mann, dessen Interesse in erster Linie den Wissenschaften galt. Er schlug vor, daß eine Gottheit, die den Menschen etwas zu sagen wünschte, notwendigerweise einen Ungläubigen als Boten auswählen müßte, um jeden Verdacht zu ersticken. »Außerdem würde sie wahrscheinlich einen starken Auftritt veranstalten, anstatt einfach nur zu sagen, macht dies und jenes.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Kaymon.
    Sigmon legte die Stirn in Falten. »Nun«, sagte er, »wäre ich ein Gott und wollte ich den Illyrern mitteilen, daß Haven tatsächlich existiert …«
    Sämtliche Köpfe drehten sich in seine Richtung.
    »… dann könnte ich mir keinen besseren Weg dazu vorstellen, als Karik Endine mit einer Kopie des Yankee aus Connecticut auftauchen zu lassen.«
     
    Der Mond ging gegen Mitternacht unter. Viel später, in den frühen Morgenstunden, stieg Chaka aus dem Bett, in dem sie gelegen hatte, ohne Schlaf zu finden, und in ihre Kleider. Sie zog eine dunkelblaue Reithose und ein schwarzes Hemd an. Sie besaß keine dunkle Jacke und begnügte sich deswegen mit einem leichten braunen Mantel, der sie mehr behinderte, als ihr lieb war. (Die Temperaturen waren nicht so, daß man ohne warme Kleidung durch die Nacht reiten konnte.) Sie schlüpfte in ein Paar weiche Schuhe, befestigte eine Lampe an ihrem Gürtel und ging in ihre Werkstatt, wo sie ein paar dünne Schnitzklingen einsteckte.
    Kurze Zeit später stand sie im Schatten von Flojians Villa und lauschte den Pferden, die unruhig im Stall schnaubten. Ein steifer Nordwind raschelte in den Bäumen. Die Nacht war wolkenverhangen und finster, und das einzige Licht leuchtete vom Wasser her und bewegte sich langsam flußabwärts.
    Die Villa lag dunkel. Der Baum auf der Nordseite war höher, als Chaka ihn in Erinnerung hatte, und die Äste dünner. Doch Chaka hatte Glück. Vor dem Versuch, den Baum zu erklimmen, umrundete sie das Haus und probierte Türen und Fenster. Der Riegel eines Fensterladens auf der Rückseite war nicht richtig eingerastet, und es gelang ihr, ihn zu lösen. Sie öffnete das Fenster, schob die Vorhänge auseinander und spähte in die Dunkelheit dahinter.
    Nichts Verdächtiges rührte sich, also hob sie ein Bein über das Sims und kletterte in das Zimmer. Dies war das erste Mal in ihrem Erwachsenenleben, daß sie unverhohlen die Eigentumsrechte eines anderen verletzt hatte, und sie überlegte sich schon jetzt eine Geschichte für den Fall, daß sie ertappt wurde.
    Zuviel Alkohol. Ich wußte gleich, daß dies hier nicht mein Haus sein kann.
    Oder: Ich bin vom Pferd gefallen. Habe mir den Kopf gestoßen. Seither erinnere ich mich an nichts mehr. Wo bin ich?
    Sie befand sich in dem Raum, in dem sie Silas zum ersten Mal begegnet war. Zur Linken ging es in den kleinen Salon, in dem Flojian ihr von der Erbschaft erzählt hatte. Und zur Linken befand sich auch der Nordflügel. Karik Endines einsames Reich. Die Vorhänge waren alle zugezogen, es war stockdunkel. Chaka wartete, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie die Tische und Stühle erkennen konnte, dann setzte sie sich vorsichtig in Bewegung und schlich zur nächsten Tür. Auch der Raum dahinter lag in tiefer Finsternis. Sie trat ein und schloß hinter sich leise die Tür.
    Sie stieß gegen einen Stuhl, tastete sich um einen Serviertisch herum und brachte einen Kerzenhalter zum Umkippen. Er fiel mit einem entsetzlichen Poltern zu Boden, und Chaka erstarrte zur Bewegungslosigkeit.
    Doch der Lärm hatte anscheinend keine Aufmerksamkeit erregt. Chaka stellte den Kerzenhalter wieder hin und ging durch die nächste Tür in ein großes Wohnzimmer. Durch die Fenster fiel ein wenig Licht. Das war Kariks Reich. Chaka blickte nach draußen und überzeugte sich, daß niemand vor dem Haus war, dann nahm sie ein Streichholz und zündete die Kerze in ihrer Lampe an.
    Der Raum war von seinem männlichen Bewohner geprägt. Handgezeichnete Karten lagen zwischen Trinkbechern ausgebreitet auf den schweren, dunklen Eichenmöbeln und verbreiteten eine ernsthafte

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