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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ging freizügiger und offener mit Sexualität um, es gab mehr verlassene Kinder und mehr Verstöße gegen den guten Geschmack. Zahlreiche Stimmen riefen laut nach einer neuen imperialen Herrschaft. Und beinahe jeder war der Meinung, daß es mit Illyrien abwärts ging.
    Chakas Alter und das Fehlen einer kontrollierenden männlichen Hand in ihrem Haushalt ließen sie in den Augen der älteren Familien, die das Gleichgewicht politischer und ökonomischer Macht im Staat aufrechterhielten, automatisch suspekt erscheinen. Was ein Grund dafür war, daß Raney sich nicht nur als Freier, sondern auch als Retter betrachtete. Er war nicht subtil genug, um seine Sicht der Dinge zu verheimlichen, was Chaka im Lauf der Zeit zunehmend wütender machte, obwohl sie den Grund dafür nicht nennen konnte. Sie mochte Raney trotzdem, und sie genoß es, ihre Zeit mit ihm zu verbringen.
    »Raney«, erwiderte sie, »begreifst du nicht, was ich dir sage? Es sieht ganz danach aus, als hätte die Expedition Haven gefunden!«
    »Na und? Chaka, wen kümmert das? Die Sache ist vorbei!« Er war wütend, weil sie sich in Gefahr begeben hatte, erleichtert, weil sie unentdeckt geblieben war, und frustriert, weil sie immer noch dieser verrückten Sache nachhing. »Das ist neun Jahre her! Es sei denn, Endine hat eine Karte hinterlassen. Hat er vielleicht eine Karte hinterlassen?«
    »Nein.«
    »Irgendwelche Anweisungen, wie er diesen Ort gefunden hat?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Dann solltest du deinen Mark Twain nehmen, dankbar dafür sein und die Sache vergessen.«
    Sie waren ins Wohnzimmer gegangen. Raney stand am Kamin. Er hatte die Daumen in den Gürtel gehakt. Sein Gesicht befand sich im Schatten. Chaka saß gelassen in ihrem Schaukelstuhl in der Nähe des Fensters. »Willst du dir die dreizehnte Zeichnung nicht wenigstens ansehen?«
    »Sicher.« Sein Tonfall wurde weicher. »Ich will nur nicht, daß du in fremder Leute Häuser einbrichst. Ich hätte nie geglaubt, daß du zu so etwas fähig sein könntest. Und du hast mir nicht ein Wort davon gesagt!« Raney schloß die Augen und schüttelte als Ausdruck seiner Bestürzung den Kopf. »Wenn du das nächste Mal mitten in der Nacht in ein anderes Haus einbrechen mußt, dann versuch’s wenigstens in meinem.«
    Der Wind fuhr in die Fensterläden. Draußen in der Scheune schnaubte ein Pferd. Chaka lächelte freundlich, zog die Zeichnung hervor und zeigte sie Raney. Er zuckte die Schultern.
    »Es ist nur eine Felswand, weiter nichts. Ich schätze, wir könnten ein halbes Dutzend derartiger Wände finden, wenn wir danach suchen.«
    Sie starrte resigniert aus dem Fenster.
    Er kam zu ihr und setzte sich neben sie. »Es tut mir leid. Ich weiß, daß diese Geschichte mit Endine dir zu schaffen macht. Ich wünschte, ich könnte etwas tun, damit die Sache endlich ein für alle Mal erledigt ist.«
    »Vielleicht kannst du das tatsächlich«, sagte sie.
    Er starrte sie an, und das Schweigen zwischen ihnen zog sich in die Länge. »Brauchst du Hilfe bei einem weiteren Einbruch?« fragte er schließlich.
    »Ich überlege, ob es eine Möglichkeit gibt, den Weg der ersten Expedition zurückzuverfolgen. Ich denke, es ist möglich. Und falls es möglich ist, würdest du mit mir kommen?«
    »Meinst du das im Ernst? Das ist unmöglich. Wir beide wissen das.«
    »Ich wäre mir nicht so sicher.«
    »Wie denn, Chaka? Entweder, wir wissen, wo es liegt, oder wir wissen es nicht.«
    »Würdest du mitkommen?«
    Er grinste unbehaglich. »Finde einen Weg, wie wir nach Haven kommen«, sagte er, »und ich bin dabei.«

Kapitel 5
     
     
    Die Bürger der Liga waren im großen und ganzen alles andere als abenteuerlustig. Sie liebten ihr Zuhause im Flußtal, das von endlosen Wäldern umgeben war (in denen sich gelegentlich Tuk-Banden herumtrieben, auf deren gutes Benehmen man nicht unbedingt vertrauen durfte), und sie lebten in einer Welt, deren monumentale Ruinen eine ständige Mahnung bedeuteten. Wenn es überhaupt eine allgemeine Lebensphilosophie gab, dann die, vorsichtig zu sein. Sicherheit zuerst. Bring das Boot nicht zum Kentern. Bleib in Deckung. Nimm lieber zwei Anker, und sieh genau hin, bevor du springst.
    Nur wenige waren weiter als ein paar hundert Meilen über die bevölkerten Gegenden hinaus nach Norden vorgedrungen. In erster Linie waren das Jäger oder Abenteurer auf der Suche nach Artefakten der Straßenbauer (die in gut erhaltenem Zustand hervorragende Preise erzielten) oder solche, die Handel mit den Tuks

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