Die ewige Straße
allen Ernstes, er hätte Haven gefunden und angesichts aller gegen ihn erhobenen Anschuldigungen versäumt, gegenüber irgend jemandem etwas darüber zu erwähnen? Ergibt das vielleicht irgendeinen Sinn?«
Chaka blieb unbeeindruckt. »Nein«, sagte sie. »Genausowenig wie sein Versäumnis, den Yankee aus Co n necticut gegenüber irgend jemandem zu erwähnen. Dahinter steckt Methode.«
»Was denn für eine Methode? Chaka, er kann das Buch überall gefunden haben.«
Sie starrte ihn lange an. »Als er mir erzählte, wie mein Bruder starb, da meinte er, sie wären vielleicht sorglos geworden, weil sie glaubten, fast am Ziel zu sein. Und jetzt scheint es, daß Arin noch am Leben war, als sie das Ziel erreicht hatten!«
»Chaka, das ist doch alles nur geraten!« Flojian öffnete die Rolle, nahm die Zeichnung heraus und betrachtete sie. Fünfundzwanzigster Juli.
»Es ist das letzte Bild in der Reihe«, sagte Chaka.
Flojian seufzte. »Es tut mir leid, daß noch immer so viele Fragen unbeantwortet bleiben. Aber verstehen Sie denn nicht, warum ich nichts davon erzählt habe? Ich hätte das Bild vernichten sollen. Ich wußte von Anfang an, daß es die alte Geschichte wieder aufrühren würde.« Er schob die Zeichnung in ihre Hülle zurück und streckte sie Chaka hin. »Behalten Sie es, wenn Sie wollen.«
Sie starrte ihn an. »Und das ist alles?«
Flojians Ärger war verflogen. Er war die Sache einfach leid und wollte nichts mehr damit zu tun haben. »Chaka, was wollen sie denn noch? Sie wissen jetzt genausoviel wie ich. Verraten Sie mir, was ich für Sie tun kann, und ich will es versuchen.«
Ihre Augen wurden feucht. »Helfen Sie mir herauszufinden, was wirklich geschah.«
»Und wie sollen wir das Ihrer Meinung nach anstellen?« Flojian lehnte sich gegen die Schreibtischkante. »Chaka, ist Ihnen eigentlich klar, was geschieht, wenn wir das hier publik machen? Der Ruf meines Vaters wird neuen Schaden erleiden, und vielleicht hat er es sogar verdient. Trotzdem weiß ich nicht, was bei dieser Sache sonst noch herauskommen soll.«
»Ich will nichts als die Wahrheit«, sagte sie. »Und mir ist völlig egal, ob irgend jemandes Ruf dabei in Mitleidenschaft gezogen wird.« Sie schob die Ölhaut in die Tasche und wollte zur Tür.
»Sicher«, knurrte er. »Übrigens, falls Ihnen weitere nächtliche Besuche vorschweben: Seien Sie bitte vorsichtig. Ich würde keinen Augenblick zögern, auf einen Einbrecher zu schießen.«
»Ich wünschte, wir könnten uns sicher sein.« Silas stützte den Kopf auf die Ellbogen und betrachtete die dreizehnte Zeichnung im Kerzenlicht. »Aber Flojian hat recht: Möglicherweise hat Arin einen voreiligen Schluß gezogen. Oder es war ein Mißverständnis. Sie glaubten, sie wären angekommen, aber sie hatten sich geirrt. Vielleicht gibt es eine ganz einfache Erklärung für alles.«
Chaka schüttelte den Kopf. »Warum hätte Arin das tun sollen? Er war schließlich nur dabei, weil er die Expedition in Bildern festhalten sollte.«
Eine der Zeichnungen, das Flußtal, hing an einer Wand in Flojians Villa. Die anderen waren in der Reihenfolge ihrer Datierung auf Silas’ Arbeitstisch ausgebreitet.
11. März
Grenze
Die Expedition zieht über eine der alten Straßen. Im Hintergrund Wälder und der Fluß
4. April
Gedenkstein
Ein Schild auf einem verrosteten Pfahl:
Dixie Wa f fen- & Oldtimermuseum
6. April
Der Drache
Leuchtende Augen über einer düsteren Waldlandschaft
7. April
Die Stadt
Türme in einer nebelverhangenen Landschaft
13. Mai
Das Schiff
Das Skelett eines eisernen Schiffs liegt auf der Seite in einem trockengelaufenen Kanal
16. Mai
Nyagara
Shola Kobai sieht auf einen atemberaubenden Wasserfall hinunter
22. Mai
Pfadfinder
Karik auf seinem Pferd liest in einer Schriftrolle
29. Mai
Ruinen
Random und Mira sitzen auf einem Betonklotz und blicken auf mondlichtbeschienene Ruinen, die sich bis zum Horizont erstrecken
13. Juni
Flußfurt
Die Expedition durchquert einen Fluß
30. Juni
Aussichtspunkt
Landon Shay und Tori Niss blicken auf eine vor ihnen liegende Bergkette
2. Juli
Sonnenuntergang
Eine Brücke der Straßenbauer vor der untergehenden Sonne
25. Juli
Haven
Granitfelsen über dem Meer
Silas betrachtete die Grenze. »Ich kenne diese Stelle«, sagte er.
»Ich auch. Sie liegt flußaufwärts, ein wenig südlich von Argon. Es ist die Stelle, wo der Ohio in den Mississippi mündet.«
Silas’ bescheidenes
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