Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Versuch, alles als harmlos abzutun, und sie kalt und förmlich. Sollte er ruhig zappeln. »Da mußt du Silas fragen«, würde sie ihm sagen. »Das kann ich nicht allein entscheiden.«
    »Das ist der Höhepunkt von Silas’ Leben«, erzählte Quait. »Genau das hat er schon immer tun wollen.«
    »Kaum zu glauben«, antwortete sie. »Er sieht gar nicht aus, als würde er sich freuen.«
    »Silas ist nicht daran gewöhnt, längere Zeit im Sattel zu sitzen.«
    »Das sieht man. Was hat er denn die letzten vierzig Jahre getan?«
    »Versucht herauszufinden, was die Sonne scheinen läßt. Die Orte, die Silas gerne besuchen würde, sind für Sterbliche unerreichbar.« Chaka war nicht sicher, ob sie verstand, was Quait meinte, doch es schien nicht so wichtig zu sein.
    Gegen Avila indessen verspürte sie Mißtrauen. Die Frau war freundlich und nett, doch Chaka fand es schwierig, nicht daran zu denken, daß sie ihre Gelübde gebrochen hatte. Chaka war gläubig in einem Ausmaß, daß sie Menschen aus dem Weg ging, die ernste Fragen zur Religion stellten. Und im übrigen dachte sie nicht zu sehr über die verschiedenen Dogmen nach, die sie für ihr Leben akzeptiert hatte. Bleib auf der sicheren Seite, r e spektiere die Götter, und vielleicht zahlt es sich eines Tages aus. Wer weiß?
    Es hatte eine Zeit gegeben, eine Generation zuvor, da hatte der Bruch mit dem Orden noch bedeutet, nicht mehr in die Öffentlichkeit gehen zu können, wenn man seines Lebens sicher sein wollte. Mit dem Aufkommen der Republik waren die kirchlichen Gesetze liberalisiert worden.
    Avila war frei und konnte leben, wie sie wollte, obwohl die meisten Menschen ähnlich wie Chaka empfinden würden, nämlich daß die ehemalige Ordensschwester irgendwie nachlässig und moralisch suspekt erschien.
    Avila war die einzige Teilnehmerin der Expedition, die bereits nördlich von Argon gewesen war. »Wir haben einen Zufluchtsort zwei Tagesritte nördlich der Stadt«, erzählte sie. »Er liegt auf einem Hügelrücken mitten im tiefen Wald. Ein guter Ort zum Beten und zur Kontemplation.«
    »Hatten Sie denn keine Angst wegen der Tuks?« erkundigte sich Chaka.
    »Anfangs schon«, gestand Avila. »Doch außer mir schien sich niemand Sorgen zu machen. Wenigstens keiner von denen, die eine Weile dort gewesen sind. Die Tuks sind im großen und ganzen freundlich, wie sich herausgestellt hat.«
    »Und über was haben Sie kontempliert?«
    »Verzeihung?«
    »Sie sagten, Sie hätten sich zur Kontemplation dorthin zurückgezogen. Über was haben Sie nachgedacht?«
    Avila lachte. Es war ein angenehmes Lachen, zurückhaltend, freundlich und ehrlich. »Ich glaube, ich habe die meiste Zeit in die Wildnis gestarrt und mich gefragt, was ich dort eigentlich suche.«
    Silas war näher herangeritten und lauschte ihrer Unterhaltung. »Werden wir an diesem Zufluchtsort vorbeikommen?« fragte er.
    »Nein«, erwiderte Avila. »Wir wenden uns nach Osten, sobald wir Argon erreichen.«
    »Ich glaube, während dieser Reise werden Sie reichlich Zeit zur Kontemplation haben«, sagte Chaka.
    Sie näherten sich einem Schild, das aus der Zeit der Straßenbauer stammte. Es schien keinerlei Anstalten zu machen, jemals zu rosten. (Die Beschaffenheit der völlig fremdartigen Materialien der Straßenbauer, von denen einige unzerstörbar schienen, war nur eines ihrer zahlreichen großen Geheimnisse.) Die Buchstaben glänzten schwarz im Sonnenlicht:
     
    GEH MIT DEM SOHN.
    DU BIST AUF DER EWIGEN STRASSE.
     
    Sie alle wußten genug von der Sprache der Straßenbauer, um die Worte zu verstehen. Trotzdem verwirrte sie der Spruch.
    »Was bedeutet das, Silas?« fragte Chaka.
    Der Gelehrte drehte sich im Sattel um. »Daß es allmählich Zeit wird, von den Pferden abzusteigen und zu Fuß weiterzugehen.«
    »Nein, wirklich?« fragte Avila.
    »Ich denke, Silas hat recht«, sagte Quait. »Wir sollten die Pferde schonen.«
    Es war kalt. Silas rückte sein Halstuch zurecht. »Das Volk der Straßenbauer glaubte an einen Gott, der die Menschen nach dem Tod folterte. Wenn sie in ihren Leben gesündigt hatten.«
    »Eine barbarische Vorstellung«, sagte Avila. »Ich frage mich, ob Völker sich Götter schaffen, die ihren eigenen Charakter reflektieren?«
    Flojian drehte sich um und starrte sie an. »Ich bin überrascht, Worte wie diese aus dem Mund einer Priesterin zu hören. Mich hat man gelehrt, daß der göttliche Geist nicht falsch verstanden werden kann, außer durch willentliche Anstrengung.«
    »So lautet der offizielle

Weitere Kostenlose Bücher