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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Standpunkt«, sagte Avila, ohne im mindesten beleidigt zu reagieren. »Zufällig bin ich jedoch aus dem Orden ausgetreten.«
    Flojian verdrehte die Augen. »Wußte Silas darüber Bescheid, als er Sie einlud mitzukommen?«
    Sie nickte. »Ich habe meinen Status vor niemandem geheim gehalten.«
    Chaka stand in dieser Angelegenheit eher auf Flojians Seite. Wenn an den alten Überlieferungen etwas Wahres war, dann konnte ihnen eine ausgetretene Priesterin durchaus Unglück bringen. Sie hatte überlegt, gegen Avilas Aufnahme in die Gruppe zu stimmen, doch sie war vor der Aussicht zurückgeschreckt, den anderen ihre Argumente darlegen zu müssen. Jedenfalls war sie entschlossen, ausreichend Distanz zu der ehemaligen Priesterin zu wahren, nur für den Fall, daß ein Blitz vom Himmel fahren sollte.
    Ein paar Meilen nördlich von Illyrien wich der Wald einer Landschaft aus niedrigen, grasbewachsenen Hügeln, die nach einer Weile wiederum von Sümpfen abgelöst wurden. Der Himmel war grau geworden, doch noch hing kein Regen in der Luft. Sie machten bei einem Brunnen Halt.
    Das Wasser war klar und kalt. Chaka kniete auf einem Felsen nieder und trank ein paar Schlucke aus der Hand. Es schmeckte köstlich, und genaugenommen war der ganze Tag köstlich gewesen. Noch immer hoffte sie darauf, daß Raney zu ihnen stoßen würde, doch gleichzeitig ging etwas Seltsames in ihr vor: Sie war ebenso begierig, weit genug von Illyrien wegzukommen, um endlich sicher zu sein, daß ihr Verlobter ihnen nicht gefolgt war.
    »Sie bereuen doch wohl nicht schon unseren Entschluß?« Silas war von hinten herangetreten. Er hatte die Hände in den Jackentaschen vergraben und stellte eine zuversichtliche Miene zur Schau. Chaka fragte sich, wie er sich wirklich fühlte.
    »Nein, Silas«, antwortete sie. »Keine Reue. Ich bin froh, daß wir endlich unterwegs sind.«
    »Gut.« Er brachte eine Tasse zum Vorschein und tauchte sie in das Wasser.
    »Trotzdem würde ich mich wohler fühlen, wenn wir eine Karte hätten.«
    »Ich auch.« Er trank in tiefen Zügen und sah nachdenklich zum Horizont. »Wir werden den Weg finden. Ich werde ein Tagebuch führen. Wir werden nicht den gleichen Fehler wie Karik begehen.« Ein Lächeln breitete sich über seine Gesichtszüge aus. »Wir werden den spektakulärsten Reisebericht verfassen, den unser Zeitalter je gesehen hat. Sobald wir erst die Grenze hinter uns gelassen haben, werden wir alles aufschreiben: Pflanzenwuchs, Tierwelt, Wetter, Topographie, Ruinen, einfach alles. Und wir werden Karten anfertigen.« Eine Meile voraus überquerte die Straße einen Knüppeldamm und zog sich dann durch den Sumpf. »Falls es nach der unsrigen noch eine dritte Expedition geben sollte, dann muß sie nicht lange über den Weg rätseln.«
    »Der große Geograph«, lächelte Chaka.
    »Ja.« Silas lachte auf. »Man wird mir im Imperium ein Denkmal errichten, wie ich mit der Linken die Augen abschirme und mit der Rechten zum Horizont deute.« Er ahmte die Pose nach.
    Chaka streckte ermunternd beide Daumen in die Höhe, wie nur sie es tat.
     
    Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie den Verkrüppelten Mann. Das Hauptgebäude war drei Stockwerke hoch und eine massige, verwinkelte Konstruktion aus Türmen, Erkern, Baikonen, Wintergärten, schiefen Mansardenfenstern und Dachbrüstungen. Die Auffahrt wurde von einer Sonnenuhr aus Marmor bewacht, die zugleich ein Springbrunnen war. Stallknechte übernahmen ihre Pferde, und ein livrierter Türsteher geleitete sie in das opulente Innere. Chaka bewunderte die dicken Teppiche und die glänzenden Dielen aus Hartholz. Fresken mit Jagdszenen bedeckten die Wände. Elegantes Mobiliar aus einem früheren Zeitalter füllte die Empfangshalle und die weiten Korridore, und dicke rote Vorhänge umrahmten die Fenster.
    Jeder von ihnen war bereits das ein oder andere Mal hier abgestiegen. Der Inhaber des Verkrüppelten Ma n nes war ein Riese von vierhundert Pfund Namens Jewel. Jewel sprach geschliffen und besaß vollendete Manieren. Sein langer schwarzer Bart hing über ein blütenweißes Hemd herab, und seine Arme waren dick wie Oberschenkel. Jewel besaß buschige graue Augenbrauen und dichtes schwarzes, von grauen Strähnen durchzogenes Haar. Seine Zähne erweckten den Eindruck, als könne er damit ein Pferd zerreißen. Jewel war imstande, die wildesten Grimassen zu schneiden, wenn er mit Dienern, Stallburschen und Lieferanten zu tun hatte, doch er war absolut korrekt im Umgang mit seinen Gästen. Vier der

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