Die ewige Straße
sich nicht in eine Badewanne, bevor sie nicht sauber waren. Allein die Vorstellung hätte sie mit Abscheu erfüllt.) »Aber Sie haben recht: Wir könnten viel lernen, gäbe es einen Weg, tausend Jahre zurückzureisen. Oder wie weit auch immer.«
»Vielleicht«, sagte Chaka, »machen wir ja genau das. Auf die eine oder andere Weise.«
Nachdem auch sie sich gereinigt hatte, zogen die beiden Frauen frische Kleidung an und marschierten gut gelaunt zum Speisesaal. Auf einem Spieß über offenem Feuer briet ein großes Stück Fleisch. Es gab vielleicht zwanzig Tische, auf jedem eine Öllampe. Die Hälfte der Tische war besetzt, und es herrschte eine fröhliche Stimmung. Die Gruppe hatte einen Tisch in der Ecke. Quait winkte den beiden Frauen, und die Köpfe der Männer drehten sich in ihre Richtung. Ihre Blicke verweilten gerade lang genug auf Chaka und Avila, um einen Anflug von Befriedigung in den beiden Frauen auszulösen.
Wein und Bier flossen großzügig, und der Raum war erfüllt vom Lachen der Gäste und vom Duft des brutzelnden Fleisches. Auf einem Podest in der Mitte saß ein junger Mann mit übereinander geschlagenen Beinen und spielte auf einer Gitarre.
Trink, meine Liebste, trink,
Wenn auch die Sterne fallen und Flüsse versiegen,
Es ist mir gleich solange ich
Dich habe.
Quait schenkte Chaka und Avila Wein ein und füllte die anderen Becher nach. Sie tranken auf die Expedition. Schließlich erhoben sie sich nacheinander, nahmen ihre Metallteller in die Hand und gingen zum Spieß. Der Koch schnitt für jeden ein großes Stück Fleisch herunter, schöpfte Erbsen aus einem dampfenden Topf und legte noch zwei in Butter geschwenkte Maiskolben dazu. Chaka nahm sich ein wenig Brot und einen Apfel.
Nachdem sie wieder an ihrem Tisch Platz genommen hatten, betrat Jewel den Speiseraum mit einem Glas Wein in der Hand. Bei seinem Erscheinen verstummte der Spielmann, und langsam wurde alles still. Als Jewel sicher war, daß alle Blicke auf ihn gerichtet waren, hob er sein Glas. »Das ist unser bester Jahrgang«, sagte er. »Ich möchte, daß Sie heute abend zusammen mit mir auf ein paar ganz besondere Gäste des Verkrüppelten Ma n nes anstoßen.« Er lenkte die Aufmerksamkeit auf Chaka und ihre Begleiter. »Meine Damen und Herren, wir begrüßen heute abend eine Gruppe ganz außergewöhnlicher Menschen. Silas Glote und Flojian Endine führen eine Schar von Entdeckern an, die sich zum Ziel gesetzt haben, verschollene Bücher zu finden.« Er blickte zu Silas. »Stimmt’s oder stimmt’s nicht, Silas?«
Die Gäste applaudierten, und Silas nickte. Chaka fragte sich, wer Flojian befördert hatte.
»Der Verkrüppelte Mann wünscht Ihnen alles Gute«, sagte der Wirt und leerte sein Glas.
Die Zuhörer folgten höflich seinem Vorbild und applaudierten noch lauter.
»Übrigens«, fuhr Jewel fort, »wird dieser Wein speziell für unser Haus produziert, und wir verkaufen ihn heute nacht zum Sonderpreis. Ich danke Ihnen.«
Fremde Menschen kamen zu ihrem Tisch und schüttelten ihnen die Hände. Ein junger Mann, gutaussehend und schlank und interessiert an der Legende von Haven, wollte von Chaka wissen, wie sie dazu gekommen war, bei der Expedition mitzumachen, wie sie ihre Erfolgsaussichten bewertete, und ob sie den Mark Twain vielleicht schon gelesen hätte.
Er hatte braune Augen und ein sympathisches Lächeln, und Chaka bemerkte, daß Quait sie mit einem mißbilligenden Stirnrunzeln beobachtete.
Der junge Mann hieß Shom, und auf seine Einladung hin nahm Chaka ihr Glas und schlenderte mit ihm auf die Veranda. Sie mache genau das, was er gerne tun würde, erklärte er. Die Zivilisation hinter sich lassen und in das Unbekannte vorstoßen, um herauszufinden, was es dort gab. Er wünschte, er könnte mitkommen.
Sie unterhielten sich eine ganze Weile, sahen auf den Fluß hinaus und kehrten schließlich zum Tisch zurück. »Ich wünsche Ihnen, daß Sie finden, wonach Sie suchen«, sagte er zu allen. Und dann zu Chaka: »Wie lange glauben Sie, unterwegs zu sein?«
»Vielleicht Jahre«, warf Quait ein.
»Nicht länger als bis zum Herbst«, antwortete Chaka. »Hoffen wir jedenfalls.«
»Ich freue mich schon jetzt auf Ihre erfolgreiche Rückkehr.« Ihre Blicke trafen sich. Chaka lächelte, und Shom verabschiedete sich.
An einem der anderen Tische saß ein hagerer Mann mit Gesichtszügen, die an einen Fuchs erinnerten. Er hatte die Augen geschlossen. Eine Gruppe drängte sich um den Tisch. »Nein«, sagte der Mann zu
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