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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Bestenfalls würde man den Eindruck gewinnen, auf einer weiten offenen Ebene zu stehen.«
    Das umgebende Land fiel wieder ab, und der Kamm wurde sichtbar. Silas entdeckte eine Quelle und zügelte sein Pferd. »Warum rasten wir nicht und schlagen hier unser Nachtlager auf?« sagte er.
    »Dazu ist es noch ein wenig zu früh«, entgegnete Shannon. »Außerdem willst du doch wohl nicht wirklich hier rasten, oder?«
    Silas wollte.
    Quait zögerte. Nicht, weil er abergläubisch gewesen wäre; er wollte sein Glück nur nicht leichtfertig auf die Probe stellen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, würden sie bis zum Einbruch der Dämmerung ein gutes Stück Weg zwischen sich und den gigantischen Ring des Teufelsauges bringen. Andererseits wollte er sich nicht vor den anderen durch Schauermärchen einschüchtern lassen. Offensichtlich dachten die anderen das gleiche, obwohl die Pferde unruhig scheuten.
    Schließlich war es Chaka, die sich einen Ruck gab. »Es könnte spuken«, sagte sie. »Es wäre möglich.«
    Silas grinste beruhigend. »Keine Angst, Chaka«, entgegnete er und blickte die anderen reihum an, als erwarte er ihre moralische Unterstützung. »Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müßtest.«
    Die anderen starrten angelegentlich in alle Richtungen.
    Und so wurde das Lager am Fuß des Rückens aufgeschlagen. Innerhalb einer Stunde saßen sie um ein Feuer und machten sich über das Hirschfleisch her, das vom Mittagessen übriggeblieben war. Die Nacht war kühl und die allgemeine Stimmung eher gedämpft. Niemand redete laut, Quaits Walloon blieb an der Satteltasche festgebunden, und das gelegentliche Gelächter klang merkwürdig gezwungen. Silas bemühte sich, die Stimmung zu heben, indem er darüber redete, wie leicht Menschen sich von ihren Ängsten führen ließen.
    Doch seine Bemerkungen verschlimmerten die Stimmung eher noch. Quait saß während des gesamten Abendessens mit dem Gesicht zu der langen Felswand, damit sich nichts von hinten an ihn heranschleichen konnte.
    Die Gebäude waren teilweise hinter Bäumen, teilweise hinter der Erhebung des Rückens verborgen.
    »Weiß eigentlich irgend jemand mehr über diesen Ort?« erkundigte sich Silas. »Wie steht es mit dir, Avila?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Der offizielle Standpunkt des Ordens lautet, daß das Teufelsauge ohne jede Bedeutung sei und ein Artefakt wie jeder andere auch. Doch wir wissen, daß in einigen der Straßenbauerruinen noch immer Lebensenergie steckt. Merkwürdige Dinge geschehen dort, möglicherweise unheilige Dinge. Insgeheim glauben alle, daß es sich beim Teufelsauge sehr wohl um eine dämonische Präsenz handeln könnte.« Sie versuchte ein zaghaftes Lächeln. »Selbstverständlich wird das niemand zugeben. Ich will euch nicht einschüchtern, aber die Mentoren wären entsetzt, wenn sie wüßten, daß wir ausgerechnet hier unser Lager aufgeschlagen haben.«
    »Verdammt!« sagte Shannon. »Genau das versuche ich euch die ganze Zeit zu sagen!«
    »Was denkst du darüber, Silas?« fragte Quait. »Gibt es Teufel auf der Welt?«
    »Nein«, antwortete Silas. »Ganz sicher nicht.«
    Flojian hatte sich in eine Decke gehüllt. Die Flammen des Feuers warfen tanzende Schatten auf sein Gesicht. »Die Wahrheit ist doch«, sagte er, »daß wir keine Ahnung haben, wie die Welt funktioniert. Du hättest nur zu gerne einen mechanischen Kosmos, Silas. Ursache und Wirkung. Alles sehr mathematisch. Übernatürliche Kräfte wären überflüssig. Aber das können wir niemals wirklich wissen, oder?«
    Das Feuer knisterte, und die Bäume seufzten.
     
    Quait wußte nicht genau, wann er eingeschlafen war. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß Chaka ihn sanft schüttelte, und er war schlagartig hellwach.
    »Was gibt’s?« flüsterte er.
    Ein schwacher Lichtschein über dem Rand des Rückens. Kaum wahrnehmbar, aber vorhanden. »Ich habe ein Licht in dem Glasgebäude gesehen.«
    Quait wickelte sich aus seiner Decke und schlüpfte in Hose und Hemd.
    »Was sollen wir tun?« fragte sie.
    »Was würdest du tun?«
    »Ich denke, wir sollten von hier verschwinden.«
    Quait bemühte sich, zuversichtlich dreinzublicken. »Sicher gibt es eine natürliche Erklärung.« Er schlang das Holster um die Hüften. »Trotzdem sollten wir vielleicht besser die anderen wecken.«
    Minuten später standen alle oben auf dem Rücken und sahen auf zwei erleuchtete Fenster im Erdgeschoß des Gebäudes.
    »Irgend etwas bewegt sich dort drin«, sagte Flojian.
    Der Blickwinkel verhinderte,

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