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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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die?«
    Der Kahlköpfige beäugte Silas mißtrauisch. »Woher kennst du meinen Namen?«
    »Ihren Namen?« fragte Silas. »Ich habe vom Autor dieser Bücher gesprochen.«
    »Das bin ich.«
    Silas runzelte die Stirn und schürzte die Lippen. »Illion Talley ist tot.«
    »Oh, er ist nicht so tot, wie manche vielleicht gerne hätten.«
    »Sind Sie wirklich Talley? Der Illion Talley aus Masandik?«
    »Selbstverständlich, du Trottel. Wer sollte ich sonst sein?« Das Gewehr schwankte, und seine Stimme verlor an Härte. »Dann haben Sie also von mir gehört?«
    »Jeder kennt den Mechaniker«, sagte Silas. Er starrte den Kahlköpfigen an. »Ich glaube …« begann er, »… ich glaube, Sie sind es wirklich!« Er klatschte begeistert in die Hände. »Wundervoll! Damit hat sich die ganze Expedition bereits gelohnt, ganz gleich, was noch dabei herauskommt!« Er stürzte vor und hatte Talleys Waffe anscheinend völlig vergessen.
    Talley zögerte, und dann – falls er überlegt hatte, ob er schießen sollte – war es zu spät. Silas war bei ihm und schüttelte ihm wie besessen die Hand. »Wunderbar«, sagte er ein übers andere Mal. »Wir sind uns schon einmal begegnet, doch das ist Jahre her. Ich war noch sehr jung, und sicherlich können Sie sich nicht an mich erinnern. Mein Name ist Silas Glote.«
    Auch Quait hatte von dem Mechaniker gehört. Illion Talley war in allen fünf Städten der Liga berühmt. Er war Philosoph, Künstler und Ingenieur, und er hatte die phantastische Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung von Masandik mit den modernen Pumpen entworfen und ihren Bau beaufsichtigt. Talley hatte die berühmte Skulptur der Lyka für den Tempel in Fernstraße geschaffen und das moderne Repetiergewehr erfunden.
    »Und Sie sind nicht tot!« sagte Silas.
    »Natürlich nicht!« Talley legte das Gewehr auf den Tisch.
    Berichten zufolge war er vor mehr als zwanzig Jahren in Masandik gestorben.
    Die Berichte wußten, daß ein Komitee von Bürgern Talley und eine junge Frau wegen Unkeuschheit angeklagt und beide zusammen auf dem Scheiterhaufen verbrannt hatte.
    Talley winkte den anderen, am Tisch Platz zu nehmen und lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Schön zu erfahren, daß man mich nicht vergessen hat. Und daß es noch immer Menschen gibt, die nicht schlecht über mich denken.«
    »Man hat Sie angeklagt, die Götter zu vertreiben«, sagte Silas.
    »Und man hat berichtet, ich sei tot, oder vielleicht nicht?« Er kicherte. »Eine Bande von Hohlköpfen, die inkompetenter ist als alles, was mir jemals zuvor begegnet ist.«
    »Was ist geschehen?« fragte Quait.
    »Yolanda«, sagte er.
    »Verzeihung?«
    »Ich stellte Yolanda ein, um meine Manuskripte zu kopieren. Sie war jung und hübsch, und meine Studenten fühlten sich zu ihr hingezogen. Sie dachten sich Ausreden aus, um in mein Büro zu kommen. Sie stellten Fragen. Und Yolanda vergaß, daß nicht sie der Lehrer war. Außerdem glaubte sie, Lehrer wären an die Wahrheit gebunden.« Talley fixierte Silas mit düsteren Blicken. »Sie sehen aus wie ein Lehrer.« Es klang nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung.
    »Das trifft zu.«
    »Dann werden Sie auch Yolandas Naivität verstehen. Ich versuchte, ihr die politische Realität zu erklären und die Notwendigkeit, die öffentliche Meinung nicht gegen sich aufzubringen.« Er zuckte die Schultern. »Sie wollte nicht auf mich hören. Nach einer Weile ging die Nachricht um, daß Yolanda nicht an die Götter glaubte. Und daß sie einen gotteslästerlichen Einfluß auf die jungen Menschen unseres Landes ausübte.«
    Quait runzelte die Stirn. »Aber … die oberen Klassen bestehen doch so gut wie ausschließlich aus Skeptikern. Waren das nicht deren Kinder in der Schule?«
    »Selbstverständlich«, sagte Talley. »Aber was diese Menschen glauben, und was sie öffentlich zuzugeben bereit sind, steht auf zwei verschiedenen Blättern.«
    »Es heißt, Sie wären beide hingerichtet worden«, sagte Silas.
    »Wir konnten fliehen, bevor sie kamen, um uns zu holen. Ich weiß nicht, wen sie hingerichtet haben, wenn überhaupt. Ich war es jedenfalls ganz bestimmt nicht. Aber es war kalt. Mitten im Winter. Yolanda starb unterwegs, also haben sie vermutlich wenigstens eins ihrer Ziele erreicht.« Sein Blick umwölkte sich. »Seitdem lebe ich die meiste Zeit hier. Ich wüßte nicht, wohin ich sonst gehen sollte. Niemand hätte mich aufgenommen.«
    »Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit«, sagte Silas. »Die Dinge haben sich seit damals

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