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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Sattel vor. »Das Teufelsauge«, sagte er andächtig.
    Eines der Pferde rieb seine Schnauze an Chaka.
    »Du hast davon gehört?« Shannon wirkte überrascht.
    »Selbstverständlich. Ich wußte, daß es irgendwo hier draußen liegt, aber ich hatte nicht erwartet, daß wir es sehen würden.«
    »Der Kamm hat überall die gleiche Höhe«, erklärte Shannon. »Manchmal fällt das umliegende Land ab, dann sieht er höher aus, und manchmal steigt es an, dann verschwindet er scheinbar ganz.«
    »Was ist dieses Teufelsauge?« fragte Chaka. Ein Frösteln lief ihr den Rücken hinunter.
    Avila stieg von ihrem Pferd und beschirmte mit der Hand die Augen. »Man sagt, es sei ein Ort, an dem die Straßenbauer einen Dämon heraufbeschworen hätten, der ihnen helfen sollte, Shantas Geheimnisse zu enträtseln. Damit sie ihre Göttlichkeit stehlen konnten.« Sie blickte unbehaglich drein. »Ich dachte immer, das Teufelsauge sei nichts weiter als eine zufällige Ansammlung von Hügeln, und daß die Menschen übertrieben hätten, die von seiner Geometrie berichteten.«
    »O nein«, sagte Shannon. »Niemand hat übertrieben, was das Teufelsauge betrifft.«
    »Wie kam es dorthin?« fragte Flojian mit belegter Stimme. »Dieses Gebilde kann unmöglich natürlich entstanden sein.«
    Shannon wartete, bis sie genug gesehen hatten, dann führte er die Gruppe in den Wald zurück. Sie folgten dem Verlauf des ringförmigen Rückens. Das Gelände stieg allmählich an, und der Kamm wurde scheinbar flacher. Oben angekommen entdeckten sie mehrere zerstörte Gebäude auf der Innenseite des Rings.
    Chaka lenkte ihr Pferd zu Shannon. »Weißt du vielleicht, was es ist?« fragte sie in der Hoffnung auf eine profane Erklärung.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    Vielleicht hätte Silas das Christentum als eine der großen Religionen der Straßenbauerepoche identifizieren können. Doch seine Informationen waren auf die wenigen Bücher beschränkt, die bis in sein Zeitalter hinein überlebt hatten. Er konnte zum Beispiel unmöglich wissen, daß von der langen Palette übernatürlicher Namen, die in der Heiligen Schrift erwähnt werden, einzig und allein der des Teufels überlebt hatte.

Kapitel 10
     
     
    Der Kamm war mit Laub und trockenem Gras bedeckt. Vereinzelt wuchsen Schwarzkirschbäume und Gelbe Pappeln. Er verlief jetzt fast ebenerdig, mit sanften Hängen. Eine alte Straße überquerte den Rücken und führte zu den antiken Gebäuden im Innern des Rings.
    Von ursprünglich sechs oder sieben Gebäuden standen nur noch drei. Zwei davon waren graue Steinhäuser mit einem halben Dutzend Stockwerken. Die Fenster waren nur noch leere Höhlen.
    Das dritte bestand aus der Sorte Material, das aussah wie Glas, aber keines war, weil es immer noch wie neu schien. Die Wände waren bis in eine Höhe von sechs Fuß mit verschlungenen Symbolen beschmiert, mit Buchstaben und Kreuzen, die auf dem Kopf standen, und mit Mondsicheln und fließenden Linien. »Diese Symbole sollen ansässige Dämonen abschrecken«, erklärte Avila.
    Das Glasgebäude war gut zehn Stockwerke hoch. Auf dem Dach hatte sich eine große graue Schüssel aus ihrer Verankerung gelöst. Sie lag auf der Kante und schien jeden Augenblick auf den darunter liegenden Vorplatz stürzen zu wollen. In den oberen Stockwerken gab es lange Reihen von Doppelfenstern. Am Fuß des Gebäudes öffneten sich breite Türen aus Pseudoglas zum Vorplatz hin.
    Außerdem fanden sie einen Stall und ein Treibhaus aus jüngerer Zeit. Beides wirkte verlassen.
    »Bist du jemals in einem dieser Häuser gewesen?« fragte Quait.
    Shannon schüttelte den Kopf. »Im gesamten Ring regiert das Unglück.«
    »Das glaubst du doch nicht wirklich?« fragte Chaka.
    »Nein. Aber die Tuks glauben es.« Er zuckte die Schultern. »Ich hatte nie einen Grund, das Innere des Rings zu betreten.«
    Quait setzte sich auf die Häuser zu in Bewegung. »Ich frage mich, welchen Zweck diese Anlage erfüllt hat«, sagte er nachdenklich.
    »Vielleicht einen religiösen?« schlug Avila vor. »Was sonst könnte es gewesen sein? Trotzdem ergibt es keinen rechten Sinn, nicht einmal als religiöses Bauwerk. Es wirkt nicht sehr inspirierend, oder?« Sie schüttelte rätselnd den Kopf. »Man sollte erwarten, daß eine religiöse Zeremonie im Zentrum stattfindet, wenn überhaupt. Das wäre dann irgendwo zwanzig Meilen weit im Innern. Selbst wenn wir uns die Bäume wegdenken, könnte man den Ring von dort aus nicht sehen.

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