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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Richtung, die ihr am wahrscheinlichsten erschien. Der Lichtkegel erfaßte einen Eckladen mit einem Seitengang daneben. Ein Treppenhaus, dahinter Türen zu beiden Seiten. Die Treppen hatten Geländer aus einem glänzenden Metall, das aussah wie neu.
    »Du gehst zurück«, sagte sie und ging auf den Eckladen zu.
    »Das ist keine gute Idee«, protestierte Shannon.
    Der Laden war leer. Avila wandte sich in den Gang. Shannon folgte ihr. Er atmete nervös.
    Sie gingen am Treppenhaus vorbei. Die erste Tür führte zu einer Toilette.
    »Avila.« Die Stimme kam aus dem Treppenhaus. »Komm zu mir.«
    Oben. Sie kam von irgendwo oben. »Wer bist du?« fragte Avila.
    Die Stimmen ihrer Kameraden klangen leise und weit entfernt, doch sie schienen sich zu amüsieren. Avila hörte sie lachen.
    »Warum tun wir das?« fragte Shannon.
    Avila blickte suchend das Treppenhaus hinauf und wußte keine Antwort. Sie schluckte, entwand sich Shannons Hand und setzte sich die Treppe hinauf in Bewegung. Ihr Führer warnte sie, wenigstens leise zu sein, doch Avila bezweifelte, daß Lautlosigkeit irgend etwas ändern konnte.
    Im nächsten Stockwerk war eine Doppeltür ausgehängt worden. Die Türflügel lehnten an der Wand. Avila spähte vorsichtig in den langen Gang dahinter. »Wo bist du?« fragte sie. »Wer bist du?«
    »Avila.« Die Stimme klang jetzt sehr nah. »Fürchte dich nicht.«
    »Dort drinnen.« Shannon zeigte auf einen Durchgang fünfzig Fuß voraus zur Linken. Er ging vor, verharrte am Eingang und bat Avila um die Lampe.
    Ihr Gesicht war totenbleich, und sie sah aus, als stünde sie kurz vor einem Herzanfall. Sie bewunderte Shannon. Er schob die Lampe und den Gewehrlauf und den Kopf mehr oder weniger gleichzeitig durch den Eingang. Sie erblickten zerbrochene Stühle, einen zusammengefallenen Tisch und Vorhänge am Fenster, die zur Seite geschoben waren und den Blick auf die Stadt freigaben. »Zeige dich«, verlangte er.
    »Das ist unmöglich.« Die Stimme klang scharf und kalt und schien direkt aus der Decke über ihnen zu kommen. Shannon wirbelte herum und ließ die Lampe fallen. Öl strömte aus und fing Feuer.
    »Was ist geschehen?« Die unsichtbare Stimme klang verwirrt.
    Shannon wich vor der brennenden Pfütze zurück. »Die Lampe«, stotterte er. »Ich …«
    »Das ist nicht schlimm. Das Zimmer ist feuerfest. Hast du dich verbrannt?« Wer immer es war, die Stimme klang so nah, daß Shannon meinte, den Sprecher fast berühren zu können.
    »Nein«, antwortete er schroff.
    Wo kam die Stimme her? Avila blickte sich gehetzt um und entdeckte eine weitere Tür in einer Wand. »Du hast dich in der Toilette versteckt«, sagte sie.
    Gelächter erfüllte das Zimmer.
    Shannon zwängte die Tür auf und sah einen Waschtisch, weiter nichts.
    »Ich bin froh, daß ihr gekommen seid«, sagte die körperlose Stimme.
    »Bist du ein Geist?« fragte Avila.
    »Nein. Obwohl ich durchaus verstehen kann, warum du so denkst.« Die Stimme klang ein wenig unsicher. »Wie lautet der Name deines Freundes!«
    Shannon sah nicht aus, als wollte er dem Hausdämon seinen Namen verraten. Trotzdem sagte er zögernd: »Jon.«
    »Gut. Ich hatte deinen Namen nicht deutlich versta n den. Meine Sensoren arbeiten nicht mehr sonderlich eff i zient. Bitte seid vorsichtig, wenn ihr euch setzen wollt; ich glaube nicht, daß die Möbel noch viel aushalten. Die Beleuchtung funktioniert ebenfalls nicht mehr. Bitte en t schuldigt.«
    Avila hätte niemals gedacht, aus dem Mund eines göttlichen Wesens eine Entschuldigung zu vernehmen. »Wer bist du«, fragte sie erneut.
    »Ich bin eine IBM Multi-Interphase-Befehlsachsen einheit. Selbstreproduzierende Baureihe, MICA/SR Mark IV. Meine Seriennummer spielt wahrscheinlich keine Rolle. Und selbstverständlich bin ich auch nicht mehr selbstreproduzierend. Jedenfalls nicht auf irgendeine sinnvolle Weise.«
    Avila interpretierte die Antwort als eine Art göttlichen Sprechgesang. »Was kann ich für dich tun, Geist?« fragte sie.
    »Nennt mich Mike.«
    Das Öl brannte noch immer. Feuer war für die Illyrer etwas Furchteinflößendes. Die meisten ihrer Häuser bestanden aus Holz. »Und du bist sicher, daß es sich nicht ausbreiten kann?«
    »Nichts in diesem Raum ist brennbar. Mit Ausnahme von Menschen natürlich.«
    Avila trat an eines der Fenster und blickte hinaus. Direkt gegenüber ragte ein grauer Turm von unglaublichen Ausmaßen scheinbar bis zum Mond hinauf. Der Turm war mit Brüstungen und Kranzgesimsen verziert und nach oben hin

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