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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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schließlich über die Baumwipfel rauschte. Flojian flehte die Göttin an, sie zu beschützen.
    Sie befanden sich im Reich der Falken. Weite Ebenen und Seen rauschten unter ihnen vorbei.
    »Karik hat es auch überlebt«, erinnerte Quait die anderen.
    Avila gestand, daß es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war, in die Kutsche zu steigen. Die Tiere schwankten und schnaubten, doch sie waren lange nicht so unruhig wie ihre Herren.
    »Ich hoffe nur, daß diese Kutsche nicht plötzlich anhält«, sagte Shannon. Er schob seinen mitgenommenen Hut in den Nacken und brachte ein Grinsen zustande. »Das wird eine Geschichte für unsere Enkel, was?«
    Das Gelände war zwar uneben, doch die Kutsche schwankte nicht. Sie bewegte sich jetzt mit konstanter Geschwindigkeit, mit einer wahrhaft furchterregenden Geschwindigkeit. Bäume und Felsen waren nur noch verschwommene Schemen.
     
    … Delta Airlines …
    … Luxusklasse zum Economy-Preis …
     
    Avila starrte zum rückwärtigen Fenster hinaus. Das grüne Band und das dazugehörige Geländer waren noch immer unter ihnen. »Irgendwie scheint es den Weg zu markieren«, sagte sie.
    »Vielleicht sind wir mit dem Band verbunden?« schlug Flojian vor.
    »Das glaube ich nicht. Es ist viel zu weit unten. Wir fahren ganz sicher nicht über dieses Band.« Sie schloß die Augen. »Auf der Brücke war das Band gebrochen. Ich frage mich, ob es eine Zeit gegeben hat, in der diese Kutsche regelmäßig den Fluß überquerte.«
    Hin und wieder, wenn das Fahrzeug eine Kurve beschrieb, konnten sie einen Blick auf das Vorderteil werfen, wo ein waagerechter Lichtkegel die Dunkelheit durchschnitt. »So eins hat Flojian ausgeschossen«, sagte Chaka. »Offensichtlich gibt es an beiden Enden der Kutsche so ein Lichtauge.«
    Der Zug überquerte einen Fluß und flog dann durch eine Schlucht, die langsam breiter wurde. Unter ihnen tauchten Ruinen auf. Bald waren ringsum nur noch Ruinen zu sehen. Mit einem Mal wurde das Gefährt langsamer und sank. Sie schwebten auf eine weitere Esplanade zu, wo die Kutsche anhielt und dann unter lautem Gurgeln und Zischen zu Boden sank. Im Innern des Kutschwagens gingen alle Lampen an, und draußen ebenfalls.
    »Vincennes«, sagte eine weibliche Stimme. »Bitte se i en Sie vorsichtig beim Aussteigen.«
    Chaka wirbelte herum, um den Sprecher zu sehen. Doch es war niemand da. Ihre Nackenhaare sträubten sich.
    Die Türen glitten auf.
    »Wer ist da?« rief Quait. Er war aufgesprungen und zielte mit dem Gewehr nach draußen.
    »Die Stimme kam von hier drinnen«, sagte Avila leise.
    Draußen wehte ein frischer Wind. Chaka entdeckte eine Treppe, die nach unten führte. Und Sitzbänke. Ein kleines Holzhaus. Es lag dunkel und verlassen. Dahinter nichts als Wälder.
    »Das ist unsere Chance, aus diesem Ding zu verschwinden«, sagte Flojian.
    Sie wechselten Blicke. Es war nicht die schlechteste Idee. Während sie noch überlegten, tönte das Klingeln wieder, und die Türen schlossen sich.
    »Das war aber kurz«, sagte Chaka.
    Quait und Shannon gingen in den nächsten Wagen, wo sie mit gezückten Pistolen nach dem Ursprung der Frauenstimme suchten.
    Der Zug schwebte in die Höhe, und weiter ging die Fahrt.
    »Sie werden nichts finden«, sagte Flojian. »Das war ein Geist.«
    »Ich glaube, er hat recht«, sagte Avila. »Wenigstens damit, daß sie nichts finden. Wir haben die gesamte Kutsche abgesucht. Außer uns ist niemand an Bord.«
    Die freie Fläche hatten sie hinter sich gelassen, und fuhren wieder durch Wälder. Der Zug raste an Bäumen, Quellen und Bächen vorbei. Das Land blieb unter ihnen zurück, und sie flogen über eine Schlucht. Chakas Herzschlag drohte auszusetzen. Unter ihnen kam Wasser in Sicht, dann wieder Land. Im Licht, das durch die Fenster nach draußen fiel, wurde ein Schild sichtbar: LAN D WIRTSCHAFTSZENTRUM SÜDWEST. Sie waren fast schneller vorbei, als sie die Inschrift lesen konnten.
    Quait und Shannon kehrten zurück. Sie hatten niemanden gefunden.
    Der Mond stand inzwischen im Westen. Sie saßen nah beieinander und redeten mit gedämpften Stimmen. Hin und wieder stand einer von ihnen auf und verkündete, nach den Pferden sehen zu wollen, und immer gab es wenigstens einen anderen, der freiwillig mitkam. Niemand bewegte sich allein durch die Kutschwagen.
    Nach einer Weile hielt der Zug erneut, und die körperlose Stimme erschreckte sie wie beim ersten Mal »Terre Haute«, sagte sie diesmal. Und wieder: »Bitte seien Sie vorsichtig beim Aussteigen.«

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