Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
Vom Netzwerk:
lässiger Behäbigkeit um sein Ohr, und Bernardo versuchte sie
pustend zu verscheuchen.
    Sein alter Dodge Dakota stand
einsam neben einer ausrangierten Neonreklame für Girls! Girls! Girls! ,
ein überragendes Konzept, das Pogoretshnik vorschwebte, als er vor fünf Jahren
das Motel gekauft hatte, aber noch mussten zunächst ein Diner (Pogoretshnik: »Top Priority Numero Uno!«) und eine Bar (Pogoretshnik: »Top
Priority Numero Dos!«) realisiert werden, bevor dieses Projekt in Angriff
genommen werden konnte (Pogoretshnik: »Bernardo, Schlafmütze, sperr' mal dein
traniges Kuhauge auf, mach' dich mal schlau, was soll das alles bedeuten?
Lizenzen, Konzessionen! Muss ich erst in Harvard studieren, wenn ich ein paar
Mädels an der Stange herumrutschen lassen will? Oder was?«). Bernardo nahm die
Unterlagen wortlos an sich und schmiss sie zu Hause in den Müll, da es sowieso
niemals dazu käme, dass irgendwelche Girls! Girls! Girls! zu dröhnenden
Bässen um den halbvollen Pool herumtanzten, während Bernardo in Ruhe seinen
Liegestuhl ausklappen und sein Nachtbierchen bei einer alten Screwball Comedy
oder einem Vincente-Minnelli-Klassiker genießen wollte. Niemals! Er würde
Pogoretshnik so viele selbst verfasste Lizenzen vor die Füße kippen, bis er
knietief darin versank und den Gedanken aufgab.
    »Aaaah, da bist du ja, my dear young
fellow! Warum schleichst du so um die Ecke wie ein übler Missetäter, ein Outlaw gar?«
    Bernardo beschattete seine Augen
mit der Hand und fixierte die flirrende Luftspiegelung, die über seinem Pickup
waberte, während sich die Fliege in seine Ohrmuschel hangelte und dort sitzen
blieb um sich die Flügel zu säubern. Auf der Pritsche des Dodge Dakota saß
Crazy I-Phone, einen dampfenden XXL-Styroporbecher auf dem Schoß, und baumelte
vergnügt mit ihren Cowboystiefelbeinen.
    »Was starrst du so?« Frau
Weinwurm zupfte an ihrem Schottenrock und strich ihn artig über den Knien
glatt. »Möchtest du von dem Kaffee abhaben? Die nette junge Frau in dem Laden
hat ihn mir eingeschenkt, mit genau der richtigen Portion Milch. Mir scheint,
wir sind uns sehr ähnlich, die nette junge Frau und ich, wir haben beide eine
Schwäche für eine Menge hübscher Haarspangen im Haar.«  
    Lächelnd deutete Frau Weinwurm
auf ihren Kopf, der auch heute wieder mit elfenbeinfarbenen Plastikspangen
übersät war, als seien damit alle wesentlichen Gemeinsamkeiten zwischen zwei
Frauen benannt. Bernardo verdrängte Mimis Schmetterlingshaar aus seinen
Gedanken. »Mein Chef hat mir schon Bescheid gegeben, Ma’am, ich hole Ihnen
heute einen neuen Bettvorleger, kein Problem.«
    »Ach, das! Papperlapapp, ist nicht
so dringend. Dringend sind ganz andere Dinge. Ich suche exakt so einen, habe
ich ihn zufällig gestern in der Rezeption verloren, hast du etwas gesehen? Der
Mann mit dem reizenden Goldkreuz wollte mich merkwürdigerweise nicht suchen
lassen, aber vielleicht hat er mich auch nicht verstanden, obwohl ich nicht
wüsste, weshalb nicht. Bösen Willen möchte ich ihm nicht unterstellen, aber
vielleicht bin ich einfach zu unerfahren in diesen weltlichen Dingen . «
    Frau Weinwurm runzelte die Stirn
und dachte darüber nach. Bernardo starrte auf den Korken, den Frau Weinwurm ihm
auf der ausgestreckten Handfläche vorsichtig balancierend hinhielt, als
handelte es sich um eine kleine wertvolle Maske oder einen Nasenring aus dem
Goldschatz der Azteken.
    »Ein Korken? Ein Weinkorken ?«
 
    Frau Weinwurm nickte eifrig und
sah Bernardo hoffnungsvoll an.
    »Es waren zwei Weinflaschen, eine Wimmerstaler Hex’ und ein Graf Winkelthal « sehr lecker, yummie,
beide aus Baden in the South of Germany. Und, wie du siehst, ist nur noch der Wimmerstaler-Hex '-Korken
da.«
    »Ach? Also, nein, eher nicht, ich
hab nix gesehen…«
    »Schade, schade. Schade, dass
Herr Schade Schade heißt!« Frau Weinwurm gluckste. »Das hat mein Papa immer
gesagt, aber das verstehst du ohnehin nicht. Naja, hilft alles nichts, dann
kann ich mir nur noch denken, dass ich ihn bei dem hübschen Kaktus in der
Wüste verloren habe. Also, junger Mann, das ist der erste Punkt: Ich muss zu
dem Kaktus! Punkt Zwei ist dieser hohle Magen.« Frau Weinwurm klopfte sich auf
den Bauch, über dem sich der dicke Kiltstoff spannte. »Hier muss etwas hinein,
sonst bin ich bis heute Mittag tot! Die nette junge Frau hätte mir zwar ein
Sandwich gemacht, aber das Brot erschien mir zweifelhaft. No Nährstoffe in
there, I suppose.Wieso gibt es hier kein richtiges

Weitere Kostenlose Bücher