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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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Lethargie rissen. Und da bot sich ein kleiner Deal mit den
Kraus-Hilfskötters an, deren sabbernder Boxerhund jung und kräftig war und viel
Auslauf brauchte. Etwas, womit Frau Kraus-Hilfskötter, wie sie Terese mit einem
Augenrollen verraten hatte, nicht im Mindesten gerechnet hatte, als ihr Mann
den niedlichen kleinen Welpen aus heiterem Himmel angeschleppt hatte. Nur zu
ihrem Besten! Damit sie etwas Beschäftigung hätte, wenn sie schon nicht mehr als
ein einziges Kind bekommen konnte, eine Eisprinzessin, die den ganzen Tag auf
dem Eis schlitterte und die er nie zu sehen bekam. Und er hatte sich doch einen
ganzen Stall voll Kinder gewünscht!
    Und
so, dachte Herr Weinwurm und tauchte aus seinem öligen Mönchsleichenbad
prustend auf, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe – das Mädchen bekommt
sein Taschengeld nun durch redliche Arbeit, denn was war wichtiger als zu
lernen, dass Papa nicht bis in alle Ewigkeit seine immense, kalbslederne
Brieftasche zücken konnte? Und Ivonne geriet in Schwung und Bewegung , denn
im Korpere Sanix wohnt auch ein gesunder Geist oder so ähnlich, jedenfalls
dieser lateinische Scheiss, was letztlich die Basis ist. Für alles andere.
    Ivonne grummelte unverständliche
Indianerschimpfworte, während sie die Schnallen ihrer ausrangierten (roten)
Kickerschuhe schloss. Durch die verwaisten, öden Felder zum Wald stapfen,
womöglich im Wald andere verschwitzte Hundebesitzer treffen, die einem lästigen
Schwätzchen nicht abgeneigt sein und es ihr mit allen Mitteln aufdrängen
würden! Noch besser: Susanne oder Annemie oder der gesamten Mädchenclique
begegnen, die gerade vom Baggersee oder einem amüsanten Picknick im Schwarzwald
zurückkamen, kutschiert von Annemies Bruder im schneeweißen Cabriolet der
Ameliemutter.
    Die Hitze lag wie
eine wabernde, weiße Substanz über dem Kaff. Ivonne fühlte sich nach wenigen
Schritten wie betäubt, Eleonore, der Köter , jedoch liebte die Wärme über
alles, wackelte freudig die ausgestorbene Straße hinunter und bellte die Hecken
und Jägerzäune an. Als sie hierhergezogen waren, hatte Ivonne von der
Straßenecke an die Gartentore zählen müssen, um das richtige Haus zu finden,
denn die Reihenhäuser sahen nach ihrem Empfinden alle gleich aus, sie sah
nicht, dass sich die Vorgärten deutlich unterschieden durch: hier ein hölzerner
Schwarzwaldbrunnen, dort ein munteres Holzrehkitz, hier ein Kiesweg, dort
Platten, hier bunte, lustig wirbelnde Windräder, dort ein kleiner Fischteich,
in dem sich Goldfische gelangweilt von einer Ecke zur nächsten quälten, bis
eine fette Hauskatze sich ihrer erbarmte.
    Nach wenigen
Biegungen und weiteren Vorortdoppelhaushälften erreichten sie den
ungepflasterten Weg, der in die Felder und zum Wald führte. Am Waldrand blieb
sie keuchend stehen und atmete tief die kühle Luft ein. Ihr T-Shirt klebte am
Rücken und unter den Achseln hatte sie Flecken, die sich langsam bis zu ihren
Rippen ausbreiteten. Eleonore wuffte vergnügt und jagte einmal quer über den
Kinderspielplatz, der zwischen den Bäumen lag. Mütter schrien empört auf,
Kinder begannen zu weinen. Ivonne sah kurz hoch und zockelte unberührt weiter,
sich mit einer Hand milde Kühlung zufächelnd. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie
Eleonore begeistert nach der Schaukel schnappte, auf der sich ein verängstigtes
Mädchen festklammerte und entsetzt mit den Beinen strampelte, was Eleonore
erfreut als weitere Aufforderung zum Spielen und Füßchenschnappen
interpretierte.
    »Hey, du da, nimm
deinen Hund an die Leine! Das ist ja unerhört, anzeigen sollte man dich!«,
kreischte eine sich überschlagende Stimme hinter Ivonne, die gemächlich ihr
T-Shirt aus dem Gummizugbund ihrer Bermudahose zog und sich den Schweiß von der
Stirn wischte. Sie seufzte.
    »Nun, seht euch das
an! Die geht einfach weiter, als würde sie mich nicht hören! Kennt Ihr die? Da
muss man doch mal mit den Eltern reden! Sie sieht nicht einmal herüber! Emily,
Schätzchen, nimm den Daumen aus dem Mund, du bist doch schon ein großes
Mädchen, der Wauwau tut nichts! Nun nimm ihn schon raus, sollen denn die
anderen Mamis hier denken, du wärst noch ein Baby? EMILY!«
    Ivonne kickte eine
Wurzel aus dem Weg und lächelte die sich von der plötzlichen Helligkeit
erschrocken ringelnden, bleichen Würmer an. Ätsch, helles Sönnchen auch für
euch!
    Diesen ollen Mamakühe
konnte ein bisschen Aufregung in Gestalt eines sabbernden Boxerhundes, der ihre
Kinder spaßeshalber um die Wippe jagte,

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