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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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»Engel für
Charlie« , frisch aus der Forschungsabteilung, per Hauspost geschickt, pronto,
und gerne hätte ich gesehen, was für ein dämliches Gesicht er gemacht hat, als
ihm klar wurde, WEN er da seinerzeit gefeuert hat, und was das – in the long
run – für seine lahme Körper- und Gesichtspuder-Abteilung bedeuten würde! «
    Sanfte Tannenhügel,
hier und da blinkte ein Kirchturm, ein Hochstand, in der Ferne die Silhouette
des Schwarzwaldes. Ivonne seufzte und fühlte ein merkwürdiges Brennen hinter
den Augen. Wenn der Mann, der sich ihr Vater nannte, nicht zwischen ihre
hochkonzentrierten Gedanken gequasselt hätte, hätte es klappen können.
    Eleonore rummste
gegen Ivonnes Kniekehlen, als sie abrupt aufsprang und angespannt mit
hochgezogenen Ohren und aufgestelltem Fell stehenblieb, einen Befehl zum Angriff,
den sie zweifelsohne nicht erkennen würde, oder zur freundlichen Begrüßung von
Ivonne erwartend. Eine schmale Gestalt schlurfte ihnen entgegen, trat aus dem
Dunkel des Waldes auf die sonnige Plattform und blieb überrascht stehen.
    »Hei Ivoooonne!«
    Lilianes Stimme
dröhnte über den Platz, und beim Klang des vertrauten Namens wackelte Eleonore
mit freudig zuckendem Schwanz los, um die Fremde in Empfang zu nehmen.
    »Auch das noch!«,
stöhnte Ivonne halblaut. Wie kam die denn ausgerechnet hierher, an ihren Platz?
    Liliane trat näher
und blieb vor der Bank stehen. Ivonne hatte sich in die Mitte geschoben und
beide Arme auf der Lehne ausgestreckt. Angestrengt sah sie hinüber nach dem
fernen Schwarzwald, der kein Canyon war.
    Liliane setzte sich vorsichtig
auf den splitterigen Rand der Bank und streichelte die selige Eleonore. So
viele nette, neue Menschen an einem Tag, in allen Größen und Farben, Eleonore
konnte es kaum fassen!
    Liliane trug ein
weites Fußballtrikot von Herta BSC Berlin zu knappen perlgrauen Stoffshorts und
zerfransten weißen Stoffturnschuhen.
    »Ein netter Hund.«
    »Mmh..«
    ....
    »Wie heißt er?«
    »Es ist eine SIE ,
was man ziemlich klar erkennen kann,und sie heißt Eleonore.«
    »Eleonore? Was ist
das denn für ein dämlicher Name für einen Hund?«
    »Ja, nicht wahr?«
Ivonne vergaß ihre Abwehr und beugte sich vor. »Probier mal, E-l-e-o-n-o-r-e
hinter einem Hund herzurufen, der gerade auf der Jagd nach einem Reh oder den
Kindern auf dem Spielplatz ist. Vergiss es!«
    »Hinter den Bälgern
auf dem Waldspielplatz... ahaha! Das würde ich gerne mal beobachten,
wegschmeißen würde ich mich vor Lachen... ahahaha!«
    Ivonne stimmte in
Gedenken an die panischen Kindergesichter und strampelnden Beinchen, die
kreischenden und schimpfenden Mutterstimmen ein, obwohl sie wieder nicht sicher
war, ob das, was aus Lilianes breitem Mund kam, Lachen war. Hyänengelächter!
Vielleicht? Dieses Frettchengesicht? Mit neuem Respekt betrachtete Ivonne
Liliane, die mit einer Schuhspitze Halbkreise in das Gras zog.
    »Wie findest du den
neuen Reli-Lehrer?«
    »Ziemlich abgelehnt,
aber auch nicht schlimmer als den alten. Außer, dass er aussieht wie Hitler,
das ist schon ein bisschen bedenklich.« Ivonne blinzelte gegen die Sonne und
gähnte, dass ihr Kiefer knackte.
    »Wie Hitler? Könnte
sein. Er ist so winzig, dass ich bisher nur seine Stimme gehört habe, gesehen
hab ich ihn noch nicht. Der Fluch der letzten Reihe, wenn man selbst nicht so
groß ist. So wie du.«
    Liliane holte tief
Luft, lehnte sich zurück und stieß Ivonne mit den Ellbogen an:
    »Was findest du an
der Mädchenclique bloß so toll? Das sind die dämlichsten und widerwärtigsten
Weiber, die mir je untergekommen sind! Und gemein sind die auch. Weißt du
eigentlich, wie die hinter deinem Rücken kichern? So nämlich: Hihihihi!« Liliane
presste erneut ein schauderhaftes Gewieher zwischen ihren Zähnen hervor.
Erschrocken klappte Eleonore ihre Ohren nach vorne und kroch vorsichtshalber
unter die Bank.
    »Warum also willst du
dich bei denen lieb Kind machen, hä?«
    »Wie
kommst du nur darauf? Was geht dich das eigentlich an?«, wich Ivonne aus und
rutschte so heftig zur Seite, dass eine Naht ihrer Bermuda riss. »Wer sagt,
dass ich die so toll finde, hä? Und damit du Bescheid weißt: Ich biedere mich
nicht an, bei niemandem, kapiert?«  
    »Tust
du wohl, du scharwenzelst immer um sie rum, dauernd driftest du zu diesem
Grüppchen!«
    »Ach?
Wann denn? So ein Quark!«
    »Na,
in den großen Pausen, immer in den großen Pausen!«
    »Das
ist, weil ich denen... äh...« Ivonne presste rasch die Handflächen gegen

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