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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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runterzuspülen. Und dort...«
    Liliane betrachtete
Ivonne, die einen Finger auf ihr Kinn presste und angespannt nachdachte, bis
sie triumphierend fortfuhr: »Dort hast du natürlich vorher das Wasser
abgedreht. Aus. Vorbei. Exitus.«
    »Unternehmen Exitus!
Das ist ein toller Name! Was hältst du davon, Ivonne: Wir platzieren die
Taschen der Jungs wieder so vor der Treppe, dass er wie immer darüber stolpert
...«
    » Wir ...?«
    »Natürlich wir !«,
fuhr Liliane ungeduldig auf. »Meinst du, so was ist alleine so mir nichts dir
nichts zu bewerkstelligen? Man braucht für den perfekten Mord immer einen
Komplizen, das ist Gesetz, glaub ich zumindest... ! Für die Planung, die
Entscheidungsfindung... außerdem: Wenn dann nämlich was schiefgeht mit dem
Plan, kann man zumindest noch versuchen, die Schuld auf den anderen abzuwälzen.
Die Bullen verhören nämlich die Mörder getrennt, so ist das immer im
Fernsehen.«
    »Na, das sind ja
tolle Aussichten!«, murmelte Ivonne und verfiel wieder in leichten Trab, da ihr
plötzlich kalt geworden war.
    Aber Liliane ließ
nicht locker.
    »Der Plan mit seinen
Waffen wird nicht funktionieren, ich hab da nächtelang drüber nachgedacht,
wirklich. Ich weiß nicht, wie man mit diesen Dingern umgeht, also kann man auch
keinen Unfall inszenieren. Er hat nur den Jungs beigebracht, wie man schießt,
mit so einer Gaspistole, aber ich durfte nicht. Doch das Ding mit den
Kindergartentaschen – ich find‘s knorke, aber mir fehlt noch die Idee, wie es
wasserdicht klappen könnte. Neunzig Prozent aller Unfälle passieren bekanntlich
in den eigenen vier Wänden, aus den banalsten Gründen, also wird niemand
zwangsläufig an Mord denken.«
    Ihre Stimme wurde
nachdenklich. Ivonne warf einen schnellen Blick auf Lilianes gerunzelte Stirn
und argwöhnte, dass Liliane nur scheinbar gedankenschwer klang. Wie lange schon
wälzte sie sich nachts in ihrem Bett, wie oft hatte sie einen Plan ersonnen und
diesen Gedanken ausgeschmückt? Ivonnes Turnschuhe platschten bleiern durch eine
gefrorene Traktorspur. War ihr diese Geschichte mit den Kindergartentaschen nun
plötzlich, aus der Laune ihres Wortspiels heraus eingefallen, oder beobachtete
sie Hubert Piskunov schon lange, versteckt hinter den dicken, grünen Portieren,
mechanisch, lauernd, unter halb geschlossenen Lidern, und was ging ihr durch
den Kopf? Hörte sie, wie seine Knochen splitterten oder wie er von einem
tödlichen Hustenanfall geschüttelt wurde, sah sie einen Dolch in seinem Rücken,
auf dem Bauch auf sie zu kriechend, eine Hand hilfesuchend nach ihr
ausgestreckt während die andere versuchte, den Dolch herauszuziehen? Schreckte
sienachts aus dem Schlaf, weil sie träumte, wie er kopfüber die Treppe
hinunterkegelte, die langen Schlaufen der Kindergartentaschen um seine haarigen
Waden und die weiß bestrumpften Knöchel gewickelt?
    Vorsichtig maß Ivonne
Liliane erneut von der Seite, aber sie konnte ihren Gesichtsausdruck nicht
deuten. Sie atmete langsam und regelmäßig, die Stirn lag in tiefen Falten und
ihre sonst eifrig oder nervös huschenden Frettchenaugen waren fest auf die
schwarze Tannensilhouette am Horizont gerichtet.
    Der Weg bog in den
Wald ein und Ivonne musste sich darauf konzentrieren, nicht über Wurzeln und
Zweige oder die undiszipliniert tollende Eleonore zu stolpern.
    Stumm rannten die
Mädchen nebeneinander her.
    »Mach doch was
anderes, du musst ihn doch nicht gleich töten, oder?«, schlug Ivonne, die das
Schweigen nicht länger ertrug, schüchtern vor. »Mal Kreuze an die Wand, so wie
ich, die dir zeigen, wie lange du noch hier im Kaff bleiben musst.«, versuchte
sie Liliane von ihren Gedanken abzulenken, die sich wohl immer noch um die eine
Sache drehten, denn sie nagte verbissen an ihrer Unterlippe. »Das hilft
ungemein! Und denk an dein Zimmer in Berlin, bei deinem Papa, an die Aussicht
von seinem Balkon!«
    »Mmmh... «, grunzte
Liliane und ließ ihre Arme kreisen. »Vielleicht mache ich das sogar. Aber...
du, sag mal, die Idee mit der Playmobilattacke will und will mir nicht aus dem
Kopf! Keine Spuren, nur kleine, fette, stumme Zeugen!«  
    Sie
bleckte die Zähne und grinste Ivonne an, und Ivonne beugte sich erleichtert zu
einer nasskalten Eleonore, die ihr soeben einen dicken Ast in die Kniekehlen
gerammt hatte, um eines dieser ulkigen Flitzemädchen für den Rest des Weges zum
Spielen aufzufordern. Alles war wieder ein Spiel und Ivonnes Finger klammerten
sich fest um den modrigen Ast.
    Liliane
nahm das Sieb

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