Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm
Haupternährer, im
Gefängnis würde er uns nichts nützen, bla bla bla.«
»Kann
ich noch mal sehen?«, fragte Ivonne zaghaft. Liliane zog bereitwillig ihren
Pulli nach oben und ließ Ivonne die zwei Seen aus der Nähe bestaunen, die ihr
jetzt noch gigantischer und gruseliger als beim ersten Hinsehen erschienen.
»Wow!«,
flüsterte sie und schüttelte den Kopf. »Und genau dahin, wo es niemand sehen
kann, noch nicht mal im Sportunterricht würde das auffallen, solange wir kein
Schwimmen haben! Wir müssen was tun!« Entschlossen und ruhelos tigerte
Ivonne zwischen Lilianes Platz und der Matratze hin und her.
»Da
muss man doch was tun können, gegen diesen... diesen... Nazi... Sadisten!«
Liliane
zog die Knie unter ihr Kinn und umschlang ihre mageren Beine. Ivonne sah am
leichten Zucken ihrer Mundwinkel, dass diese Bewegung ihr wehtat, und sie
krümmte sich als wäre es ihr Schmerz, spürte ein wildes, aufkeimendes Wehklagen
in ihrer Brust, als sei General Butcher mit seinen mordlustigen Soldaten durch
ihr Tipi-Dorf gejagt, hätte ihr Zelt eingerissen und ihre winzigen Papooses mit scharfen Schwertern zerstückelt!
»Huhu,
Ivonne, setz dich doch wieder, du machst mich ganz nervös!«
Ivonne
fing Lilianes Blick auf, der erwartungsvoll auf ihr ruhte. Sie knetete ihre kalten
Hände und setzte sich, erwiderte den ernsten Blick.
»Meiner
Meinung nach,«, Liliane dehnte jedes Wort, »gibt es für Hubert Piskunov nur.... eine , eine einzige Lösung.«
Liliane
hielt inne und sah Ivonne erneut erwartungsvoll an. Ivonne schluckte und
spürte, wie ihre Achseln und Kniekehlen feucht wurden.
»Da... DAS ... kannst du doch nicht ernsthaft vorschlagen! Das war doch nur ein
Spiel!«
»Wie?«
Liliane beugte sich vor und legte eine Hand hinter ihr Ohr, als habe sie nicht recht
gehört. »Was meinst du, was war nur ein Spiel?«
»Na,
du weißt schon, damals auf dem Rebberg, die Idee mit den Playmobils... und
alles andere...«
Ivonnes
spürte, wie ihre ausgetrocknete Zunge am Gaumen festklebte und griff nach ihrer
leeren Tasse. Liliane beeilte sich, ihr eilfertig nachzuschenken ohne sie aus
den Augen zu lassen.
»Du
meinst, wir sollten ihn umbringen? In Echt und nicht in Spiel?«
»NEIN,
nein, nein!«, schrie Ivonne aufgewühlt. »Das hab ich doch gar nicht gesagt!«
»Aber
gemeint!«
»Nein,
nein, versteh doch, es fiel mir nur so ein, diese Spielerei, weil du so
gespenstisch gesagt hast, dass es nur eine Lösung geben kann. Ich meine, so
redet man doch nur in Krimis, oder?«
Ivonne
lachte nervös.
Liliane
lächelte zurück und gab ihr Zeit sich zu entspannen.
»Was
bist du nur für eine Freundin!«
Mit
einem Schlag war jede Freundlichkeit aus Lilianes Gesicht gewichen; ihr
Frettchengesicht verzerrte sich zu einer weinerlichen Schnute, ihr angespannter
Körper signalisierte gleichzeitig einen unbändigen, knisternden Zorn und Ivonne
duckte sich unwillkürlich.
»Was
soll ich denn tun? Ist dir denn was eingefallen, du verwöhnte, stumpfsinnige
Kuh? Du kannst dir doch gar nicht vorstellen, wie das ist, diesen, diesen...
diesen Widerling Tag für Tag um sich zu haben! Uhhh, meine Mama ist soooo
dooof,«, äffte Liliane Ivonne nach und Ivonne zuckte voller Scham zusammen.
»Das ist das einzige, was dich kleingeistige Elite-Tussi interessiert, da gerät
dein kaltes Fischblut in Wallung! Oder süße Träume von TOTEN ,von
deinem Daddy , der dich auf einem weißen Schimmel retten soll, entführen
auf seine tolle Ranch in Arizona, die es gar nicht gibt, eben nur in Spiel und
nicht in Echt – du träumst von Toten und ich darf das nicht? «
»Aber...«,
protestierte Ivonne schwach. »Aber ich habe meinen Daddy nicht
umgebracht, also ist er doch ein anderer Toter als dein Toter, oder?«
»Nix
da!«, wischte Liliane diesen Einwurf beiseite. »Ich träume davon, auf Hubbsis Beerdigung
zu sein, mit Sonnenbrille und Pudelmütze im kalten Winterwind vor seinem
offenen Grab zu stehen und einen trockenen Kuhfladen hineinfallen zu lassen,
und dann renne ich nach Hause, ganz schnell, um meinen Koffer zu holen und zu
meinem Vater zu brausen. Endlich zu meinem Vater! Denn ich habe einen
richtigen Vater, der auf mich wartet!«
»Wir
können ihn doch nicht... ich meine, wir sind vierzehn ! Hast du nie
Quincy gesehen? Oder Columbo? Die kriegen in Nullkommanichts raus, was wir
getan haben... hätten... würden!«
Oder
Kojak? Ankettet in seinem kleinen, schäbigen Büro säße er ihr gegenüber, würde
seinen Lolli
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