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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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drückte.
    »Du
kommst mich einfach jede Ferien besuchen! Vati fände das bestimmt total klasse.
Du könntest ja auch in den großen Ferien mit uns nach Spanien oder Griechenland
fahren, Vati würde das schon arrangieren, ganz bestimmt, und der bucht nie so
doofe Touristenhotels, sagt er, bei ihm ist immer alles sehr ursprünglich, mit
Steinhäusern und im Landesinneren und so, dicht am einheimischen Leben, sagt
er, sonst, sagt er, hat es gar keinen Sinn zu reisen. Und wir schreiben uns!
Und telefonieren. Ich kriege bestimmt einen eigenen Telefonanschluss, das wird
Vati deichseln, dann können wir wie jetzt beim Tee zusammensitzen, du hier und
ich dort, und uns unterhalten. Na, was meinst du?«
    »Griechenland
wär schon schön.«, schniefte Ivonne.
    »Jaja,
das wird knorke und nun lies weiter, aber leise.«
     » Lösung
2 ist hinsichtlich der Voraussetzungen mit Lösungsweg 1 identisch. Hier jedoch
soll ein anderes Mittel benutzt werden, um das Opfer zu Fall zu bringen: Ein
Stück Nylonschnur (gekauft von I) wird zwischen zwei der Streben, auf denen das
Geländer ruht, gespannt. Platzierung: Möglichst weit oben. Die
Wahrscheinlichkeit eines Stolperns ist hier um ca. weiß-nicht-wie viel Prozent
erhöht. Andererseits müsste die Schnur nach erfolgreichem Einsatz noch vor dem
Eintreffen anderer Familienmitglieder entsorgt werden, was – bei entsprechendem
Timing – kein Problem darstellten sollte, denn das Zimmer von L liegt der
Treppe am nächsten, aber dennoch bleibt hier ein Restrisiko bestehen. Beide
Lösungsmöglichkeiten könnten um den Einsatz von Schmierseife auf der Treppe
erweitert und konkretisiert werden. «
    Bewundernd
betrachtete Ivonne die Illustrationen, die Liliane zu den einzelnen Schritten
angefertigt hatte. Sie musste akribisch mit Zirkel und Geodreieck gearbeitet,
jede Treppenstufe, jede Strebe gezählt haben, die Zunge, wie es ihre Gewohnheit
war, zwischen die Zähne geklemmt und an der Oberlippe saugend.
    »Bist
du auch der Ansicht, dass L2 besser ist?« Liliane beugte sich tiefer über die
Blätter, legte die Stirn in tiefe Falten und stützte mit einem schweren Seufzer
ihr Kinn auf eine Faust. Es war wirklich eine schwere Entscheidung.
    »Doch.«,
meinte Ivonne schließlich zögerlich und studierte die Zeichnungen. »Doch, L2
ist besser, ich glaube nicht, dass er so mir nichts dir nichts über die Taschen
stolpert, schließlich sind die ihm seit Monaten ein Dorn im Auge. Auf die würde
er achten, auch wenn wir den Flur dunkel halten würden.«  
    »Mir
fällt da ein, das muss ich dir erzählen! Weißt du, was er letztes Wochenende
gemacht hat? Er hat unseren Jägerzaun mit Stacheldraht umwickelt, damit sich
die Hunde das Bein aufreißen, wenn sie auf die Idee kommen sollten, es an
unserem Zaun zu heben, was sagst du dazu?«
    »Oh,
das ist so gemein, die Hündchen… die armen Hündchen…«
    »Das
hab ich ihm auch gesagt und was antwortet er? Es wäre nicht nur wegen der
Pisshunde sondern auch für den Fall, dass die Sowjets doch noch einfallen, denn
er würde diesem ganzen Tauwetter-Mist nicht glauben, er würde das durchschauen!«
    »Und
wenn die Russen mit einem Panzer angefahren kommen?«
    »Kann
er immer noch eine Handgranate aus dem Dachfenster werfen! My home is my
Kaserne!«, kicherte Liliane und sie prusteten los, hielten sich die Fäuste vor
den Mund, als hätten sie Angst, dass Hubert Piskunov hinter dem Heizungskessel
auftauchen und mit zusammengekniffenen Augen eine Granate nach ihnen schmeißen
könnte.
    Liliane
steckte den Plan in einen braunen Umschlag, auf dessen Vorderseite sie ein Bild
aus Vom Winde verweht geklebt hatte. Es zeigte Rhett Butler an einer
Balustrade, der bestürzt auf Scarlett blickte, die soeben eine gewundene, mit
rotem, flauschigem Teppich ausgelegte Treppe hinuntergekugelt war und dekorativ
inmitten ihrer Röcke lag.
    »Fand
ich irgendwie passend als Deckblatt für unsere Unterlagen. Wenn Hubbsi jetzt
fies wird, brauche ich bloß an das Bild denken und hopsala, schon geht’s mir
besser.«
    Liliane
stand auf und klopfte ihre staubige Jeans aus.
    »Jetzt
müssen wir die Utensilien besorgen und das Ding mal ausprobieren, mal
durchspielen… ich denke mir, ich spiele Ivonne und meine Wenigkeit und du
darfst mein Stiefvater sein.«
    »Wollen
wir das nicht auslosen?«
    »Was für ein Aufstand! Wenn du
unbedingt das Schicksal entscheiden lassen möchtest, zählen wir aus. Ene mene
Miste es rappelt in der Kiste ene mene Mu und raus bist duuuuu! Also,

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