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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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über den Plan, akzeptierte, dass sie in Lilianes
Konzept eine notwendige Komponente, eine wichtige Mitläuferin, war.
    Lilianes
Plan bestand aus zwei karierten DIN-A 4 Seiten, die sie aus ihrem Matheheft
gerissen hatte. Auf  der ersten Seite entzifferte Ivonne einen
komplizierten Dreisatz, und sie registrierte erstaunt, dass das Datum über der
Gleichung, das sie bei jeder Hausaufgabe vermerken mussten, zwei Monate
zurücklag, denn konnte es sein, dass dieser Plan nicht erst neulich sondern
irgendwann zwischen zwei Mathestunden im letzten Jahr entstanden und die ganze
Zeit in Lilianes Heft gewesen war? Jeder hätte es sehen können, jeder in der
Klasse hätte die Seiten aufschlagen können, insbesondere der slippertragende
Mathelehrer Ziegenhagel, der so gerne durch die Bankreihen schritt und dabei
seine Hüfte an Susannes Schulter rieb, so oft er bei ihr vorbeikam. Was, wenn
er ohne Vorankündigung die Hausaufgabenhefte eingesammelt hätte, um ihre
Ordentlichkeit zu überprüfen und aufgeregt zärtliche Notizen unter Susannes halb
gelöste, nachlässig hingeschlierte Formeln zu kritzeln? Und hatte Liliane
wirklich schon vor Monaten an dem Plan getüftelt? Oder hatte sie die Seiten
einfach im Oktober herausgerissen, vielleicht nur, um sich am Gezeter von Herrn
Ziegenhagel erfreuen zu können, der solche Mißstände in den Heftern seiner
Schüler als persönlichen Affront betrachtete?
    »Also.«
Liliane breitete die Seiten auf ihren angezogenen Beinen aus. »Hier geht’s los!
Lies!«  
    Mit
spitzem Finger stach Liliane auf den Abschnitt unter dem Dreisatz ein und
Ivonne las mit zittriger Stimme vor:
    » Punkt
Eins: Vorbereitungen . Unterstrichen, das mit den Vorbereitungen. Es
gilt, zwei Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren bzw. sie in einem Testverfahren
auszuwerten…«
    Weiter
kam sie nicht, denn Liliane hatte in einer flinken Bewegung ihren Kopf in den
Schwitzkasten genommen und hielt ihr den Mund zu. Von ihren eisern pressenden
Fingern stieg der merkwürdige Mief des Piskunov-Siedlerhauses in Ivonnes Nase
und sie hielt die Luft an.
    »Willst
du nicht lieber ein Megaphon beim Vorlesen benutzen?«
    Ivonne
antwortete mit einem undeutlichen Grumpfen und Liliane formte aus zwei Fingern
eine Sprechhöhle, durch die Ivonne prustete:
    »Wieso?
Wieso soll ich ein Mega...?«
    Liliane
verschloss die Fingerklappe erneut und raunte: »Eben nicht, du lahmer, träger
Koloss! Hängst du wieder mit dem Kopf in den Sternen, träumst du vor dich hin
und hoffst, dass Dog Warrior dir die Drecksarbeit abnimmt? Weißt du, wer
von diesen perversen Lehrern hier unten herumschleicht, mit heftig pochendem
Herzen, immer in der Hoffnung, ein paar Schüler bei etwas Verbotenem zu
erwischen? Hier gehen merkwürdige Dinge ab, das kann ich dir sagen, Dinge, die
ich dir lieber gar nicht erzähle, auf jeden Fall müssen wir vorsichtig sein,
das hab ich dir schon hundertmal gesagt! Stell dir nur Ziegenhagel vor! Der
würde das hier sicherlich gerne hören!«
    Ivonne
nickte und Liliane löste ihren Griff.
    » Lösung
1 greift den Vorschlag von L auf und sieht vor, 2 (in Worten zwei)
Kindergartentaschen von den Brüdern X und Y strategisch so zu platzieren, dass
das Opfer über diese stolpert, den Halt verliert und kopfüber die gewundene
Treppe zum Keller hinunterdonnert. Voraussetzung hierfür ist: a) die Brüder
kommen nicht auf die Idee, die Taschen wegzuräumen, b) der Flur ist
abgedunkelt, die Glühbirne herausgeschraubt, c) das Opfer hat Bierdurst und
will in den Keller, d) die Kellertür (aus Eisen) am Fuß der Treppe ist
zugesperrt und bietet somit eine zusätzlich Garantie für einen sofortigen
Exitus, wenn das Opfer mit dem Kopf aufprallt. «
    »Exitus
heißt so viel wie aus, vorbei, finito, Tod durch Sterben. «, verkündete
Liliane.
    »Weiß
ich doch«, unterbrach Ivonne empört. »Ist doch von mir! Ich hab das Wort ins
Spiel gebracht, erinnerst du dich?«
    Ivonne
wollte weiterlesen, doch da fiel ihr etwas ein und um ihre Kehle zog sich ein
Einweckgummi zusammen. Sie stockte. Wie hatte sie das vergessen können?
    »Liliane,
was mache ich denn bloß, wenn alles klappt und du zu deinem Vater ziehst? Was
mache ich dann bloß? Dann bin ich ja wieder ganz alleine, alleine hier im Kaff,
in der Schule? Was passiert denn dann mit mir?«
    »Ach,
Dickerchen!«  
    Liliane
legte ihr einen Arm um die Schultern, und Ivonne registrierte erleichtert, dass
sie sie nicht erneut in den Schwitzkasten nehmen wollte sondern nur zärtlich an
sich

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