Die Ewigen
Kopfteil ist besser, oder zwischen Matratze und Wand. Roll ein Handtuch zusammen und stopf es in den Spalt, dann fällt sie nicht herunter."
"Danke", sagte Shara. "Und muss ich beim ... Abdrücken was beachten? Oder werfe ich sie einfach entsichert jedem ins Gesicht, der mit einem Dolch vor der Tür steht?"
Jack lachte. "Entschuldige. Nimm beide Hände und halt die Waffe sehr gut fest: Sie hat einen kräftigen Rückstoß und ist schwer. Ziel immer auf den Körper", fügte er hinzu und legte die Hand mit gespreizten Fingern auf seine Brust, "da hast du am meisten Fläche. Wenn das aus irgendeinem Grund nicht gehen sollte: Schieß auf die Beine, die Oberschenkel vor allem. Arme und Kopf sind viel schwieriger zu treffen."
Shara nickte.
"Ich besorge dir eine kleinere Pistole", versprach Jack, "die hier ist für dein Gewicht zu schwer. Aber für heute Nacht dürfte sie reichen."
"Danke. Ist ja eh nur für Notfälle, oder?", fragte sie Jack mit einem kleinen Lächeln, er blickte ernst zurück.
"Ja, nur für Notfälle."
Sie sah auf die Waffe hinunter, dann zu Jack, und schließlich wanderten ihre grauen, klugen und müden Augen einmal im Kreis über unsere Gesichter.
"Was Andreas und Ciaran heute in der Bibliothek gesagt haben, dass die Zerstörung der Narbe eure mindeste Strafe für Drake wäre ... das würde mir nichts geben, das würde mir nicht reichen. Das gehört zu eurer Welt, nicht zu meiner. Wenn ich die Möglichkeit hätte und natürlich den Mut ... ich würde ihn am liebsten umbringen."
Jack antwortete langsam und mit Worten, die ich nicht unbedingt gutheißen konnte. "Und das wäre dein gutes Recht."
Wir anderen schwiegen, und ich war mir nicht ganz sicher, ob das ein zustimmendes oder ein eher skeptisches Schweigen war: Ich zumindest wollte mir lieber nicht vorstellen, wie Shara mit dieser Knarre auf Drake losging, denn das könnte auch böse ins Auge gehen.
1.7 Shara Ich hatte ein paar Stunden tief und fest geschlafen, und als ich um kurz nach neun aus meinem Zimmer kam, fühlte ich mich ziemlich gut. Kein Kopfbrummen oder Schwindel mehr, kein Schmerz oder Jucken in der Brust, Waschen und Anziehen ohne Schweißausbrüche und Schwindelanfälle - und der letzte, goldbraune Schorf auf der Kreuznarbe hatte sich unter der morgendlichen Dusche nun auch abgelöst.
Anfreunden konnte ich mich mit meinem neuen Körperschmuck allerdings immer noch nicht und hatte fünf Minuten lang meine Klamotten nach einem hochgeschlossenen Oberteil durchsucht, vergeblich: Außer dem Pullover von gestern war nichts dabei, was wirklich alles verbarg, zackte die Narbe doch recht hoch hinauf und die aktuelle Sommermode recht weit hinunter. Ich nahm schließlich eine normale, weiße Bluse, die ich ganz zuknöpfte, und wickelte mir überflüssigerweise noch einen Schal um den Hals, als könne ich die Narbe durch das Verstecken unter Stoff selbst am ehesten vergessen.
Auf der Treppe hinunter zur Küche begegnete mir Shane: Er zog zwei riesige Koffer hinter sich her und bugsierte sie unter sehr anschaulichem Stöhnen auf einen schon recht großen Stapel Gepäck und Umzugskartons, der neben der Eingangstür wartete.
"Ich hol deine Sachen runter, wenn du fertig bist", bot er an, während er sich seine Ponyfransen aus dem Gesicht pustete und mich mit seinen Zahnpasta-Werbezähnen anstrahlte.
Ich hatte natürlich noch nicht gepackt: Warum hatten die meine Sachen überhaupt aus den Koffern herausgeholt? Ich dankte Shane und versprach, mir nur schnell einen Kaffee zu holen und dann alles zusammenzuräumen. Bevor ich in die Küche ging, klopfte ich wie versprochen am Krankenzimmer, Ciaran rief mich herein. Er horchte an Brust und Rücken, klopfte beides mit den Knöcheln ab, maß Puls sowie Temperatur und erklärte mich fröhlich für absolut genesen. Auch er räumte schon zusammen, also machte ich mich auf zur Küche: Ein Kaffee wäre toll, und nach meiner Schokoladen-Diät von gestern hatte ich jetzt auch Appetit auf irgendwas mit Salz und Gewürz. Die Küche war riesig - und leer bis auf Jackson. Er kippte gerade Wasser in eine Kaffeemaschine, wovon ein Schwall daneben landete, als ich durch die Tür schaute.
"Guten Morgen", sagte er und angelte mit der freien Hand nach einem Lappen, "setz dich doch, ich mache dir einen Kaffee."
Ich wollte mich nicht setzen, sondern ging langsam und zögernd zu ihm hinüber. Ich hatte seit den Geschehnissen in der Kirche keine Sekunde allein mit ihm verbracht und fand, dass ich ihm noch Dank
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