Die Ewigen
schuldig war - echten Dank, nicht die schnellen Worte und den belanglosen Händedruck, den ich ihm gestern in der Bibliothek hatte geben können, während andere uns umstanden und jede meiner Gesten mit Argusaugen verfolgt hatten. Aber wie sagte man angemessen und mit Würde einem Menschen Dank, der einen im Arm gehalten und getröstet hat, während man an seinem eigenen Blut ertrank?
Jackson warf den nassen Lappen in die Spüle und drehte sich mit einer einladenden Geste auf den Kühlschrank zu mir um.
"Möchtest du etwas Essen?"
Ich nickte, schüttelte aber dann den Kopf - Gott, er verwirrte mich. "Ja, gleich. Aber erst mal wollte ich ... möchte ich dir Dank sagen. Aber ich weiß nicht, wie man sich für das, was du für mich getan hast, bedanken kann."
Er senkte den Blick auf den Boden, dann glänzten mich diese unglaublichen Augen wieder an: Heller als sonst - morgendlich hellgrün und ein bisschen verlegen.
"Du musst dich nicht bedanken, Shara. Das war doch selbstverständlich. Niemand von uns hätte dich dort im Stich gelassen."
"Ich will aber, und was du getan hast, war alles andere als selbstverständlich. Ohne dich hätte ich viel früher aufgegeben." Ich versuchte zu lächeln, aber das gelang nicht recht. "Danke, Jackson", sagte ich schließlich leise, denn meine Stimme drohte zu brechen. "Du hast was bei mir gut, ja?"
Er sah mich ernst an, schüttelte seinen schönen Kopf. "Nein. Du kannst niemals in meiner Schuld stehen."
Ich seufzte, das wurde nicht einfacher. "Okay ... darf ich dich dann vielleicht einfach umarmen? Ist das in Ordnung?"
Fragt er sich, ob ich das ernst meine?, dachte ich, ein wenig verdutzt über meinen eigenen Mut, als ich Jacksons überraschten Blick registrierte, doch dann nickte er. Ich machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, schlang meine Arme um seinen Hals, eine Sekunde später umfing er mich und zog mich an sich. Ich lehnte meinen Kopf an seine Wange, spürte seine Hand in meinen Haaren, und es fehlte nicht viel, dass ich angefangen hätte zu weinen: Er war so warm, so kräftig, so tröstend - und mein Magen hatte noch niemals zuvor bei der banalen Berührung von Haut auf Haut solche Kapriolen gemacht wie in diesem Moment. Ich hörte Jacksons Herz schneller schlagen und er roch genau so herrlich nach Zimt, wie ich es von unserem nächtlichen Ausflug ans Meer und aus den schrecklichen Minuten im Pantheon in Erinnerung hatte. Seine Locken lagen weich auf meiner Haut, seine Hand strich mir liebevoll über den Rücken und drückte mich an ihn - fester und inniger, als ich gehofft hatte.
"Danke, Jackson", flüsterte ich nach einer wunderbar langen Minute im Paradies, dann ließ ich ihn schweren Herzens los.
Ich strich ihm den Arm hinab und drückte seine Hand, er hob meine an die Lippen und küsste sie. Ich wagte kaum, ihn anzusehen, wagte kaum, mich aus dieser Nähe diesen Augen zu stellen, doch dann kamen laute Schritte durch die steinerne Halle auf die Tür zu, und der zimtige Zauber war gebrochen. Ich machte einen Satz zurück, als die Tür aufflog, Jackson blickte mir ein wenig traurig hinterher. Josie übersah unser peinliches Schweigen nonchalant (oder tatsächlich?) und verkündete ungefragt und lautstark, dass Magnus unmöglich sei, weil er sie heute Morgen um sechs mit einer SMS aus den Federn geholt habe, nur um ihr mitzuteilen, seine Sachen seien gepackt, sein Zimmer wäre aufgeräumt, er säße schon im Auto - und zwar vorne.
Mein Frühstück war schnell erledigt, bald darauf trug Shane mir wie versprochen meine Sachen in die Halle. Zum Frühstück runter, zum Packen hoch, zur Abfahrt wieder hinunter - das Treppensteigen machte mich trotz Ciarans positiver Diagnose noch immer kurzatmig. Als ich auf einem Treppenabsatz pausierte, musste ich an Josies Bemerkung von gestern Abend denken und ekelte mich mit kühlem Schauder vor meinem eigenen Körper: Blut in der Lunge, pfui Teufel.
"Wir können in einer Viertelstunde los", begrüßte mich Andreas, als ich mit meiner Tasche unter dem Arm und einer Hand am haltgebenden, marmornen Geländer in die Halle trat, wo der Berg mit Gepäck schon merklich kleiner geworden war. "Schwert, Dolch und auch die Chronik habe ich für dich eingepackt. Du fährst mit Albert und Jackson, wenn das für dich in Ordnung ist."
Ich nickte und Andreas führte mich durch eine der Türen auf der linken Seite der Halle in eine geräumige Garage. Hinten in der Ecke stand der Maserati, mit dem Jackson mich zum Hotel gefahren hatte - Gott,
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