Die Ewigen
gehört zur Burg", erklärte Jackson und wies auf die Anwesen und weitläufigen Plantagen rechts und links an den flachen Hängen des Tals. "Die meisten Höfe sind seit Jahrhunderten in der Hand der gleichen Familien."
Ich nickte und bewunderte die vereinzelten, sehr schmucken Anwesen im ländlich-italienischen Stil: Beige und cremefarbene Mauern, dunkle Fensterläden, flache Dächer in verblasstem Terrakotta, hier und da schlanke Zypressen. Andreas ließ vor uns einen Traktor die Straßenseite wechseln, der Mann bedankte sich mit einem Lüpfen des Hutes und nickte auch Jackson und Magnus zu, die grüßten höflich zurück. Das brachte mich auf was ...
"Sagt mal: Wenn ihr seit Jahrhunderten hier seid, ist denn niemandem mal aufgefallen, dass ihr ... nicht älter werdet? Dass so gut wie nie jemand stirbt?"
Meine beiden Lieblingskreuzritter wechselten einen Blick, und wie immer antwortete mir Jackson, wenn es Magnus zu heikel wurde.
"Wir haben nicht wirklich viel Kontakt zu den Menschen, aber du hast Recht: Das ist natürlich aufgefallen. Wir haben schon vor Jahrhunderten eine Abmachung mit den Bewohnern dieses Tals getroffen: Sie pachten das Land zu einem sehr, sehr günstigen Preis, dafür reden sie nicht über ... diese Dinge. Wir bemühen uns natürlich, ansonsten ganz normal zu sein und zu helfen, wo immer es geht - Ciaran zum Beispiel wird oft als Arzt gerufen, weil hier im Ort keiner ist, wir springen auch mit Darlehen oder Krediten ein, wenn jemand von den Banken nichts bekommt."
"Und das funktioniert?" Irgendwie bezweifelte ich das: Eine Burg voller Unsterblicher, das musste einfach Fragen und Neid aufwerfen, wenn nicht gar Hass - das konnte man unmöglich mit ein bisschen Geld auf ewig abschalten.
"Schon", sagte Magnus, womit ich mich fürs Erste zufriedengab.
Wir kamen dem Fels schnell näher, und ich versuchte, seine Höhe zu schätzen: zweihundert Meter oder mehr? Eine imposante, glatte Felswand, in deren Schatten wir abrupt eintauchten - ein bisschen bedrohlich, weil düster nach dem gleißenden Licht der Sonne. Die Straße wand sich am Fuß der Wand langsam nach oben, und wir umrunden den Felsen auf ihrer schmalen Spur, sie war als Privatweg gekennzeichnet ('Keine Besichtigung!' in diversen Sprachen) und in besserem Zustand, als die öffentlichen Straßen es gewesen waren.
"Kameras", sagte Magnus und deutete auf ein paar für mich harmlos aussehende Streckenbegrenzungspfosten, "Bewegungsmelder gibt es auch."
Aus dem sanften Schlängeln der Straße wurden jetzt scharfe Serpentinen, zwischen Büschen und kleinen Laubbäumen verborgen gewannen wir an Höhe. Jackson fuhr schwungvoll in die Kurven, ich musste mich an den Vordersitzen festhalten, um nicht zu stark hin und her geschleudert zu werden. Er warf mir einen Blick über den Rückspiegel zu, ich sah das Lachen darin. Schmale Waldwege gingen hier und da aus den Kurven ab - prima zum Laufen, wie mir Magnus freudig versicherte, aber ich schnaubte nur: Bei meiner Größe war ein glatter, ebener Untergrund für schnelle Fortbewegung am besten, ansonsten verhedderte ich mich mit entfernten Körperteilen wie den Füßen gern an Ästen und Steinen. Es waren vielleicht fünf oder sechs Kehren, die wir nach oben fuhren, dann brach das dichte Buschwerk auf und die Straße führte durch eine weite Wiese mit hohem, wogendem Gras direkt auf eine breite Zugbrücke und das dahinter liegende, riesige Tor in der Burgmauer zu. Links und rechts flankiert von dicken, eckigen Türmen ähnlich denen am Taleingang, hatte das Tor zwei Flügel, und diese teilten sich (natürlich!) ein enormes Schwingenkreuz aus Eisenbeschlägen.
"Dezent", kommentierte ich trocken, Magnus lachte.
"Jeder braucht ein Namensschild neben seiner Klingel, oder?"
Die Zugbrücke war unten, die Torflügel öffneten sich vor dem ersten Wagen, und wir folgten ihm langsam in das Innere der Anlage. Riesig war mein erster Eindruck - und bei weitem nicht so finster, wie es die einschüchternde Mauer von unten verheißen hatte: Hell, weitläufig und freundlich wäre richtiger gewesen. Der Weg führte in einem langen Bogen über das leicht ansteigende Plateau des Felsen auf das Hauptgebäude, die eigentliche Burg, zu - flankiert von weitläufigen Rasenflächen mit einigen Zypressen und großen, alt aussehenden Laubbäumen. Am Rand des Innenhofs, direkt an der Burgmauer, reihten sich mehrere einzelne, aber durchaus große Gebäude aus dem immer gleichen grauen Stein auf. Das Haupthaus war imposant und
Weitere Kostenlose Bücher