Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
leicht ein Geruch nach Pferd, Heu und Dung in der Luft.
    "Wir können jederzeit Pferde halten, wenn du möchtest", sagte Andreas, wohl in der Annahme, dass ich zu den beim weiblichen Geschlecht weit verbreiteten Pferdenarren zählte, aber ich winkte ab. Meine erste und einzige nähere Bekanntschaft mit einem Pferd hatte in dem Versuch bestanden, einen alten Gaul mit einem Apfel zu füttern: Das Vieh hatte mich in die Hand gebissen. Ich war damals etwa sechs Jahre alt gewesen und Pferde standen seit dem auf meiner Liste der leider nicht vom Aussterben bedrohten Arten.
    Das nächste Nebengebäude war zweigeteilt und auch nicht mehr wert als einen kurzen Blick: In der Zeit vor Waschmaschine und Brotbackautomat hatte es sowohl das Waschhaus mit großen Zubern als auch eine kleine Bäckerei mit dicken, gemauerten Öfen beheimatet. Etwas länger verweilten wir dann in der Schmiede nebenan – ich hatte sie vorschnell ebenfalls unter der Kategorie 'früher mal wichtig' abgespeichert, wurde von Ciaran aber eines Besseren belehrt.
    "Ja, natürlich wurden hier früher vor allem Beschläge für unsere Pferde und die Räder der Kutschen gemacht, aber eines unserer Mitglieder ist auch immer Waffenschmied und fertigt die Schwerter unserer neuen Mitglieder." Ciaran wies auf ein paar schlichte Waffen, glanzlos und schmucklos, die auf einem Tisch lagen. "Unsere Übungsschwerter machen wir auch selber, dergleichen bekommt man ja leider nicht im nächsten Baumarkt."
    Ich lachte pflichtschuldig und musterte den rußigen, nach kalter Asche und kühlem Metall riechenden Raum nun schon interessierter. Auf einem riesigen Amboss lag ein monströser Hammer – mit einer Hand bekam ich gerade mal seinen hölzernen Griff etwas hoch, für das ganze Gerät brauchte ich beide Arme (nur zum Anheben, wohlgemerkt!).
    "Okay, das ist wohl nicht mein Ding", sagte ich, woraufhin auch Ciaran mit einem bedauernden Lächeln seine sensiblen Arzt-Finger in einer gezierten 'nichts für mich'-Geste hob. "Wer ist denn euer Schmied?"
    "Michael", antwortete mir Andreas, während ich zu der enormen Feuerstelle hinüber schlenderte.
    Den kannte ich noch nicht. "Inaktiv - oder ist das der ... Verbannte? "
    "Inaktiv", sagte Ciaran, "der Verbannte ist Ethan. Vor Michael war Lukas unser Schmied, du hast sein Porträt in Rom gesehen, am ersten Tag. Erinnerst du dich?“
    Ich nickte: Der vermeintliche Vermeer (oder echte? ungeklärt!) mit Buch und Schwert - und einer der drei Toten, von denen Jackson mir erzählt hatte.
    "Bekommen alle das gleiche Schwert? Eine Replik des Schwertes aus dem Stein?"
    Andreas schüttelte den Kopf. "Nein. Ein Schwert muss den körperlichen Voraussetzungen seines Besitzers angepasst sein, sonst nützt es ihm herzlich wenig. Länge und Gewicht müssen stimmen, der Griff muss der Handgröße entsprechen. Stell dir vor, wir würden Josephine und Albert die gleiche Waffe geben - das wäre wenig sinnvoll. "
    Ich nickte, aber nur zur Logik in Andreas' Worten: Heutzutage war ein Schwert in etwa so sinnvoll wie ... keine Ahnung: Ein Morgenstern, eine Streitaxt, ein Katapult – total unhandlich und im Vergleich zu modernen Waffen hoffnungslos antiquiert.
    "Bei den Verzierungen an Klinge und Griff werden die Wünsche des Neuen berücksichtigt, ein paar sehen dem Schwert im Stein auch recht ähnlich. Die Schwerter hängen jeweils bei den Mitgliedern im Zimmer an der Wand – schau sie dir bei Gelegenheit mal an, sie sind wirklich ganz unterschiedlich."
    "Muss dieser Michael mir auch eines machen, wenn ich bleibe?"
    Andreas sah mich an, als hätte ich etwas sehr, sehr Dummes gesagt, auch Ciaran zog eine Augenbraue hoch. Ich verstand erst nicht, schaute begriffsstutzig zurück, dann dämmerte es mir: Sie meinten doch nicht etwa, dass dieses Schwert aus dem Stein die zu mir gehörende, zu mir passende Waffe sei?
    "Es ist viel zu schwer für mich", protestierte ich - ich hatte es kaum aus der Schwertkammer in diesen grabplattenverzierten Aufenthaltsraum tragen können, damit herumfuchteln würde ich unmöglich können!
    "Nein, durchaus nicht: Seine Länge passt zu deiner Körpergröße, sogar sehr gut", gab Andreas zurück. "Es ist ein Beidhänder, noch nicht einmal ein besonders schwerer - du brauchst nur mehr Kraft, außerdem natürlich Übung und Anleitung."
    Ich knurrte nur, dachte erneut an von mir sicherlich nicht adäquat auszufüllende Schnürmieder und stapfte aus der erkalteten Schmiede heraus in den warmen Sonnenschein, als könnte ich damit auch

Weitere Kostenlose Bücher