Die Ewigen
dieser zweiten Schwertkampf-Trainingsandrohung entkommen. Schwerter, also wirklich - und ich hatte mal gedacht, dieser Orden sei im 21. Jahrhundert angekommen! Andreas verschloss die Tür, und ich sah aus dem Augenwinkel, dass er einen Blick mit Ciaran wechselte: War ich mal wieder zickig gewesen? Egal.
Nach der Schmiede blieben noch zwei Nebengebäude, beide nicht minder kreuzritterlich: In einem Haus war ein Schießstand untergebracht. Alle Zwischenwände waren entfernt, die Wände dick gedämmt, die alten Fenster gegen schuss- und schalldichte ausgetauscht worden. Es gab einzelne Boxen mit Pulten und Ohrenschützern, in der Halle Zielscheiben auf Schienen und jede Menge leerer, vergitterter Schränke mit massiven Zahlenschlössern. Die Waffen seien zurzeit im Keller der Burg, erläuterte mir Andreas, während ich dem fremdartigen, scharfen Geruch von Schießpulver nachschnüffelte, der in der Luft lag, Jackson werde sie morgen herüberbringen, und ich könne dann bei ihm Unterricht nehmen. Ich nickte, konnte mir aber nicht wirklich vorstellen, dass ich mit Ohrenschützern auf eine Pappscheibe feuern würde. Obwohl ... ich hatte die von Jackson geliehene Pistole noch immer in meiner Tasche, und wieder hergeben wollte ich sie eigentlich nicht.
Das nächste Haus war ebenso ausgehöhlt, hier regierten Magnus und der eben schon erwähnte Waffenschmied Michael als die Schwertkampfmeister des Ordens, wie mir Ciaran erzählte: ebenfalls jede Menge leerer Schränke, diesmal für Schwerter, Dolche und alle anderen Stich- und Schlagwerkzeuge, die der moderne Kreuzritter ja scheinbar dringend brauchte. Auf dem Boden dicke, federnde Matten, rund herum Bänke und schmale Tische. Ich könnte hier lernen, mit meinem Schwert umzugehen, sagte Ciaran und ich war versucht, ihn um einen Zettel zu bitten, damit ich mir gleich einen Stundenplan notieren konnte: Laufen, Schießen und Schwertkampf - das würde wohl kein entspannter Urlaub im Schlosshotel werden, bei dem ich als Burgfräulein graziös durch mittelalterliche Gänge wandeln konnte. Ich hielt jedoch den Mund, nickte bereitwillig, ließ mich zum letzten Nebenhaus führen - und das überraschte mich dann wirklich, denn es war ein Hallenbad: ein großes Becken, ein warm schimmernder Holzfußboden, Palmen in Töpfen, gepolsterte Liegen sowie Duschen und Umkleidekabinen, einfach ... toll.
"Cool", sagte ich ehrlich beeindruckt, was Ciarans Veilchenaugen freudig strahlen ließ.
"Du kannst es jederzeit benutzen", sagte Andreas, als er die Tür hinter uns schloss. "Aber eins solltest du wissen: Wir schalten Bewegungsmelder und Kameras an, sobald es dunkel wird. Das soll selbstverständlich nur Eindringlinge aufspüren, aber das System weiß ja nicht, dass du es bist, auf dem Weg zum Schwimmbad. Es wird also ein Alarm ausgelöst und jemand wird kommen, um nach dir zu sehen."
Das klang schon weniger gut, aber erst die Praxis würde zeigen, ob das wirklich ein Problem sein würde - ich würde mich hier nicht total überwachen lassen, so viel stand fest, auch nicht unter dem schönen Vorwand 'Schutz'. Andererseits würde ich wohl kaum nachts schwimmen gehen, oder?
Wir waren nun wieder vor der Burg angekommen, Andreas wies auf die Seitenflügel.
"Links eine Garage mit Werkstatt, rechts eine Kapelle und ein Mehrzweckraum", sagte er und wandte sich nach links, ich blieb indes vor dem Haupthaus stehen, und zwang damit auch meine beiden Begleiter, mit mir einen längeren Blick auf das große Gebäude zu werden - das tatsächlich riesig war, riesig und alt und trutzig, aber auch mal so gar nicht Burg-mäßig.
"Als ihr eine Burg erwähnt habt, hab ich mir etwas ganz anderes vorgestellt", sagte ich, was Ciaran lächeln ließ.
"Lass mich raten: ein schauerliches, feuchtes Gemäuer? Eine halbe Ruine?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, so schlimm nicht - aber ich war mir nicht sicher, ob es Strom geben würde. Und fließendes Wasser. Aber im Ernst", fügte ich hinzu, "unter einer Burg stelle ich mir irgendwie ein ... wehrhafteres Gebäude vor. Zugbrücke und Mauer sind da, okay - aber irgendwie fehlt mir ein Turm. Oder mehrere Türmchen. Und Schießscharten."
"Ich verstehe, was du meinst", sagte Andreas, "und du kannst gern mal in der Chronik nachlesen, wie wir damals gestritten haben, als es um das Haupthaus ging. Dass die Mauer drum herum kommt, war schnell klar, die Zugbrücke auch - damit ist das ganze Gelände abgeriegelt, da kommt keine Maus rein oder raus. Ich war damals durchaus
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