Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
während Magnus neben mir um Haltung rang, Jackson saß bei uns auf dem Boden und ließ mich nicht aus seinen schönen Augen, während ich dem Riesen seine Lebensenergie abzapfte. Ich hätte am liebsten geweint, als ich Magnus farblose Lippen und müde Augen sah, aber er hielt meine Hand nur noch kräftiger fest, wenn ich sie ihm zu entziehen versuchte.

    Die Patienten Nummer Fünf und Sechs konnte ich nachher nicht mehr in die richtige Reihenfolge bringen: Die Tage verschwammen zunehmend in einem nebligen Brei aus Salzstangen, Cola und Bananen, kahlen Gängen in immer anderen Krankenhäusern mit immer gleichem Desinfektionsgeruch, diversen Toiletten von unterschiedlichster Sauberkeit, immer kürzeren Nächten, ständig pochenden Kopfschmerzen und immer blasseren, wortkargeren Freunden. Jackson wich mir so gut wie gar nicht mehr von der Seite - auch wenn Magnus an der Reihe war, kam er mit in die Krankenzimmer und blieb selbst dann bei uns beiden sitzen, wenn wir auf dem Sofa vor uns hin dämmerten. Niemand sprach mich darauf an, und wenn über uns getuschelt wurde, war ich zu müde, um das zu bemerken - Jackson gehörte einfach zu mir wie mein Schatten. Ciaran gab es auf, hier auf mehr Disziplin zu pochen, stattdessen berichtete er uns jeden Morgen sehr glücklich von den messbaren Erfolgen, die sich bei meinen kleinen Patienten einstellten, und ich freute mich nicht weniger darüber als er. Er ist wahrhaftig glücklich, dachte ich mir, als er mir von der wundersamen Rückbildung des Tumors bei Nicolette berichtete: Für ihn hätte es als Kraft des Schwertlösers gar nichts Besseres geben können als diese Heilkraft. Auch Andreas lief mit einem sehr zufriedenen Gesicht umher, war doch nach meiner raschen Genesung von der Dolchwunde jetzt ein zweiter Beweis erbracht, dass ich tatsächlich ... ja, was? Irgendetwas Besonderes war, irgendetwas Besonderes konnte, um das Ganze vorsichtig zu umschreiben. Für mich war das alles andere als klar, aber die Frage nach dem Sinn des Ganzen, dem alles entscheidenden Warum und meinem weiteren Leben verschob ich auf eine Zeit, in der nicht einer bleierne Müdigkeit mein Denken vernebelte: Ich würde diese Testphase hinter mich bringen, schwor ich mir, und dann in Ruhe, objektiv und absolut logisch über alles nachdenken. Jacksons Augen versicherten mir ungefragt seine Treue, wenn ich ihnen begegnete und erstaunt feststellte, dass er tatsächlich bei mir war, dass er tatsächlich zu mir gehörte - zumindest würde ich in dieser Hinsicht nichts verlieren, wenn ich dem Orden vom Heiligen Schwert den Rücken kehren sollte - so hoffte ich zumindest.

    Auf der Fahrt zu Patient Nummer Sieben saß ich vorn neben Josie, während Ciaran mir von hinten mit einer Analyse meines Zustandes nach Nummer Fünf und Sechs Mut zu machen versuchte. Ich nickte zu seinen Ausführungen, denn auch wenn es mir jetzt eigentlich ununterbrochen ziemlich dreckig ging, Kopfschmerzen und Übelkeit zu meinen neuen ständigen Begleitern gehörten, hatte er tendenziell Recht: Obwohl die beiden letzten Kinder ähnlich schlimm verletzt gewesen waren wie Felix, war ich bei beiden nicht in Ohnmacht gefallen, hatte nach Cecilia (Nummer Sechs, Kopfverletzung und beidseitiger Armbruch nach einem Sturz von ihrem Pony) sogar ohne große Hilfe bis zur nächsten Toilette wanken können. Das leidige Übergeben hörte allerdings immer noch nicht auf - ob ich vorher etwas aß oder nicht, ich hing nach jedem Termin unausweichlich mit dem Kopf über der nächsten Kloschüssel. Meine Erholungsphasen wurden jedoch klar kürzer, was meine beiden 'Akkus' (wie Magnus sich und Jackson beharrlich nannte) aber nur noch mehr zu beanspruchen schien - sie sahen beide nicht besser aus als ich, und ich fand es angesichts unserer dunklen Augenringe, den fahrigen Bewegungen und den stumpfen Blicken ganz erstaunlich, dass man uns in den diversen Krankenhäusern anstandslos zu den Patienten ließ, anstatt uns unter dem Verdacht des schweren Drogenmissbrauchs ins nächste Bett zu verfrachten.
    Nummer Sieben sollte von Magnus vorgelesen bekommen, während Jackson neben meinem Stuhl an der Wand lehnte, eine wärmende Hand auf meiner (bekleideten!) Schulter. Der kleine Luca weigerte sich jedoch als Erster standhaft, meine Hand zu nehmen, da half kein gutes Zureden, Bitten oder Betteln - und so blieb ich einfach neben ihm sitzen, bis Magnus die Geschichte im Eiltempo hinter sich gebracht hatte. Wir winkten dem kleinen Dickkopf ein Ciao zu, verließen

Weitere Kostenlose Bücher