Die Ewigen
sein Zimmer und machten uns auf die Suche nach Ciaran, als jemand plötzlich von hinten meinen Namen rief.
"Shara? Shara!"
Ich wollte mich umdrehen, aber Jackson hielt mich zurück und zog mich schützend hinter sich, während er sich zu der Stimme wandte. Sein beschützender Griff löste sich jedoch sofort wieder, und ich sah Davides Schwester mit erfreutem Lächeln auf uns zu kommen, als ich mich schließlich umdrehen konnte ... genau, Chiara hieß sie.
"Shara! Wusste ich's doch, die Auswahl an Blondinen mit Gardemaß ist hier nicht besonders groß."
Sie gab mir die Hand, begrüßte dann auch Jackson und Magnus. "Was macht ihr hier?"
Eine gute Frage, dachte ich, doch Jackson hatte eine ebenso passende wie einfache Antwort parat.
"Wir haben den kleinen Luca besucht", sagte er mit einer Geste zu der Tür des wahrscheinlich immer noch schmollenden Jungen, als müsse Chiara ihn ebenso kennen wie wir. "Und was machst du hier? Ist Davides Bein wieder schlimmer geworden?"
Chiara lachte. "Nein, der war drei Tage später schon wieder beim Fußballtraining." Ihr Lächeln wurde matter. "Ich habe meine künftige Schwiegermutter besucht. Sie hatte vorgestern einen leichten Schlaganfall."
"Das tut mir Leid", sagte ich, dann drehten wir alle den Kopf zur Tür nebenan, durch die eine hohe, schrille Stimme Chiaras Namen rief.
"Chiara? Chiara, mit wem redest du da?"
"Entschuldigung", flüsterte sie uns zu und lief zurück in das Zimmer, ihre betont beruhigende Stimme drang zu uns heraus. "Das sind nur Freunde von Davide, Mammina, sie besuchen auch jemanden."
"Mich?" Wieder die schrille Frauenstimme.
"Nein Mammina, einen kleinen Jungen."
"Warum nicht mich?"
Chiara antwortete leise und besänftigend, derweil kam Ciaran den Gang hinunter auf uns zu. Er musterte mich erstaunt, aber ich bedeutete ihm gleich mit einer abwinkenden Geste, dass ich keinen plötzlichen Entwicklungsschub gemacht hatte, und erzählte ihm leise vom Händchenhalte-Verweigerer Luca.
Ciaran lachte, Chiara steckte den Kopf wieder zur Tür hinaus.
"Würdet ihr ... oh, hallo Doktor." Sie gab Ciaran die Hand. "Würdet ihr vielleicht kurz reinkommen? Sie ist durcheinander und denkt, ihr wolltet sie nicht sehen. Tut mir Leid", fügte sie leise hinzu, sichtbar unangenehm berührt.
Ich sah Ciaran an, der nickte, hielt mich aber dann am Arm zurück, als Magnus und Jackson schon Chiara folgten.
"Gib ihr nur ganz kurz die Hand, hörst du? Ich hab keine Ahnung, wie es ihr geht."
"Okay."
Eine Frau von etwa sechzig, schätzte ich, als wir ins Zimmer traten, eher noch jünger. Sie war kräftig gebaut, hatte schlecht gefärbte rote Haare, eine ungesund glänzende Haut und sehr gelbe Zähne, die mich daran erinnerten, dass das Rauchen nicht nur für meine Lungen alles andere als gut war, ewiges Leben hin oder her.
"Mammina, das sind Dottore Ciaran, Jackson und Shara, das hier ist ..."
"... Magnus", stellte sich dieser selbst vor und reichte der Frau die riesige Rechte mit strahlendem Lächeln.
Jackson und Ciaran schlossen sich der Geste an, beide mit einem entzückend altmodischen Beugen des Kopfes, dann war ich dran.
"Sehr erfreut", sagte ich und drückte der Frau für einen unhöflichen Sekundenbruchteil die butterweichen Finger.
Trotzdem fuhr mir sofort ein scharfes, heißes Stechen durch den Arm bis in den Kopf und ließ mich leicht schwanken: Diese Frau war krank, sehr krank sogar. Ich wollte so schnell wie möglich wieder auf Abstand gehen, doch Chiara legte mir den Arm um die Taille und schob mich lächelnd noch näher zum Bett.
"Sie ist fast so groß wie Davide, oder Mammina? Was meinst du?"
Die Frau maß mich von oben bis unten und wollte etwas sagen, dann erstarrte ihr Gesicht urplötzlich in einer Grimasse aus Schmerz, sie schnappte japsend nach Luft und krallte ihre Finger in das erste Beste, was sie greifen konnte - meinen bloßen Arm. Ich sah fassungslos, wie ihre blutrot lackierten Fingernägel sich in meine Haut gruben: Blitze schossen daraus direkt in jede einzelne Zelle meines Körpers, heiß und laut und scharf. Ich keuchte erschrocken, wand mich ein paar endlose Sekunden in einer Hölle aus Schmerzen, Schreien und Hitze, dann wurde es dunkel und ich fiel in einen stillen, schwarzen Abgrund.
Magnus Jack war als Erster am Bett: Er riss die Hand der alten Frau von Sharas Arm und ich sah die tiefen, geröteten Halbmode ihrer hässlichen Fingernägel in Sharas weißer Haut. Jack hob die Prinzessin auf seine Arme und war in wenigen Sekunden
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