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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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schaufelte Zucker dazu, und leistete dann Jack am Tisch Gesellschaft. Ich musste ihn gar nicht fragen, wie es unserer Prinzessin ging - sein starrer Gesichtsausdruck war beredend genug. Außerdem: Sharas Zustand war nach Ciarans Theorie der Braun'schen Shara-Röhre ja genau so wie der von Jack und mir, plus ihrer besseren Selbstheilungskräfte, minus der Kotzerei. Also? Also ging es ihr miserabel, keine Frage.
    Wir saßen etwa eine halbe Stunde herum, ohne das Shara aufgetaucht wäre und ohne das Jacks Polieren großartige Wirkung zeigte. Die Dusche war irgendwann verstummt, Jack warf immer häufiger einen Blick auf seine Uhr: Um eins, in einer guten Viertelstunde, würde Ciaran vor der Tür stehen, um Shara für den nächsten Patienten abzuholen.
    "Ich sehe lieber nach", sagte Jack schließlich, ich stand ebenfalls schwerfällig auf: Einen Kaffee konnte ich noch gebrauchen.
    Wie eng die Beziehung der beiden mittlerweile war, wollte ich gar nicht so genau wissen, aber Jack klopfte mehrmals leise an die Tür zum Schlafzimmer, bevor er mir einen alarmierten Blick zuwarf und die Tür öffnete. Ich ließ Kaffee Kaffee sein und folgte ihm beunruhigt. Uns erwartete jedoch nichts Dramatisches, wie ich eine böse Sekunde lang befürchtet hatte: Shara lag einfach auf dem Bett und schien zu schlafen. Sie trug Hemd und Höschen, darüber hing ein dünner Bademantel. Ihre Haare waren klatschnass, ein Handtuch lag auf halbem Weg von der Tür auf dem Boden. Auch hatte die Prinzessin es nur bis zum Fußende des Bettes geschafft: Wie ein Fötus zusammengerollt lag sie auf der zerwühlten Decke. Jack setzte sich neben sie und rüttelte sie sanft an der Schulter, sprach sie an - keine Reaktion. Er rüttelte stärker, doch erst, als er ihr mit der flachen Hand leicht ins Gesicht patschte, regte Shara sich. Sie öffnete die Augen - und ich war mir sicher, dass sie absolut nichts sah, dass sie weder Jack noch mich wahrnahm. Ihre Haut glänzte wächsern, ihre Augen waren gerötet und mit tiefblauen Ringen darunter, die Lippen blutleer. Sie murmelte irgendwas, machte die Augen wieder zu und zog den Kopf noch weiter an die Brust. Jack ließ sie los und bewegte kontrollierend die Finger, sein Gesicht war eine reglose Maske aus Schmerz und Mitleid.
    "Was hat sie gesagt?", fragte ich.
    Jack drehte den Kopf zu mir, sah dann erneut auf Shara hinab. Er strich ihr eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn und küsste sie auf die Schläfe. Nass wirkten ihre Haare dunkler und ließen die helle Haut wie durchsichtig schimmern: Sie sah aus, als wäre sie aus Glas - als würde sie zersplittern, wenn sie sich bewegte.
    "Sie will nicht mehr."
    Ich nickte langsam, Jack stand auf, mit entschlossenem Gesichtsausdruck.
    "Hilfst du mir bitte? Heb sie hoch."
    Zusammen packten wir Shara richtig ins Bett, zogen ihr den Bademantel aus, deckten sie zu, wickelten ihr ein Handtuch um die nassen Haare und verdunkelten den Raum. Ich spürte, dass sie immer noch stark Energie abzog, als ich ihre Füße unter die Decke schob - es ging ihr wirklich dreckig, diese Frau gestern war einfach zu viel gewesen. Jack schloss die Tür leise hinter uns, setzte sich dann wieder an den Tisch und nahm die mühselige Arbeit am Schwert wieder auf. Er sagte kein Wort, aber ich sah es hinter seiner Stirn arbeiten - ob er voraussah, was dann kam oder es sogar schon plante, kann ich nicht sagen, will ich hier auch gar nicht sagen müssen.
    Kurz nach eins klopfte es an der Tür, Jack stand auf und fuhr sich mit der Hand über das müde Gesicht.
    "Bleib lieber hier", sagte er zu mir, als ich mich ebenfalls schwerfällig erhob, ich schüttelte den Kopf und folgte ihm: Wir hatten einen Pakt, geschlossen in der Morgendämmerung auf einer kalten, grauen Treppe in Rom, und ich ahnte dumpf, dass heute das erste Mal sein würde, wo wir Shara wirklich schützen mussten - und zwar vor dem Orden, nicht vor einer Gefahr von außen.
    Jack hatte das Schwert noch in der Hand, als er zur Tür ging - ich registrierte das zwar, maß dem aber keine weitere Bedeutung zu. Warum auch? Er hatte es die ganze Zeit schon in der Hand gehabt, hatte es gedreht und gewendet, poliert und begutachtet. Und wäre es Ciaran gewesen, der dort draußen stand, Ciaran mit seinen immer besorgten Augen und seiner warmen Stimme, wäre das Folgende ohnehin anders verlaufen - aber nein, es musste natürlich Andreas sein, dem Jack die Tür öffnete. Er bat unseren Ordensmeister nicht hinein, wir traten hinaus auf den Gang, und Jack

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