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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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schloss die Tür hinter uns.
    Andreas blickte von Jack zu mir, dann verweilten seine Augen einen längeren Moment auf der geschlossenen Tür und schließlich auf dem Schwert - sie wurden deutlich schmaler, als er die Waffe bemerkte.
    "Wo ist Shara?"
    "Sie schläft", antwortete Jack, "und sie wird heute nicht kommen."
    Andreas schnaubte ungläubig und trat einen Schritt vor. "Das soll sie mir selber sagen."
    Jack gab die Tür nicht frei, und als er sprach, war seine Stimme ruhig, sollte wohl ganz bewusst nicht provozieren. Wenn mit mir einer so redete, hatte ich immer das Gefühl, wie ein Blödmann behandelt zu werden: Sei vorsichtig, Jack, dachte ich, das ist gut gemeint, kann aber auch voll nach hinten losgehen.
    "Sie schläft. Sie hat mir gesagt, dass sie nicht mehr weitermachen möchte, und wir sollten sie nicht wecken. Es geht ihr wirklich schlecht."
    Andreas machte noch einen Schritt auf Jack zu, eine deutliche Aufforderung, beiseitezutreten. Jack rührte sich keinen Millimeter, sein Gesicht wurde wieder starr - Zeit, dass ich auch mal was sagte.
    "Andreas, bitte. Sie ist echt total fertig, ein Tag Pause wird ihr bestimmt helfen. Wir können ja Morgen ..."
    Andreas drehte sich zu mir um, die mühsam beherrschte, schwarz flackernde Wut im Blick, die mich schon früher immer zuverlässig auf meinen Platz verwiesen hatte.
    "Wir haben einen Plan, Albert, und Shara hat ihm vor Zeugen zugestimmt. Sie hat sich an unsere Absprache zu halten, sie hat ihr Wort gegeben."
    Ich öffnete den Mund, doch Jack kam mir zuvor. Seine Stimme klang jetzt gepresst und kalt - gar nicht gut, fand ich, das war noch gefährlicher als diese wohlwollende Milde.
    "Nicht Shara bricht hier ihr Wort, sondern du das deine. Die Absprache lautete, dass Shara den Versuch jederzeit abbrechen kann, und genau das hat sie nun getan."
    Andreas starrte Jack an, seine Wut war jetzt kaum mehr unbeherrscht zu nennen: Sie loderte offen in seinem Blick. Er machte einen Schritt zurück, als wolle er Jack Platz machen.
    "Geh zur Seite. Ich will das aus ihrem eigenen Mund hören."
    Jack rührte sich nicht von der Stelle. "Shara schläft, sie kann es dir nicht selbst sagen. Für diesen Fall hast du mich als ihren Fürsprecher akzeptiert. Und ich sage dir noch einmal, dass du jetzt nicht mit ihr sprechen wirst."
    Auch wenn Jack das Richtige tat: Diese Worten waren ungeheuerlich, niemals zuvor hatte einer von uns einem Ordensmeister in diesem Ton widersprochen. Andreas musterte den bleich und bleicher werdenden Jack denn auch ein wenig erstaunt, und als er nach einer guten Minute was sagte, klang seine Stimme wieder ruhig, als habe ihn der offene Widerspruch abgekühlt.
    "Dass Shara schläft, ist nun wirklich keine Situation, in der sie dich als Sprecher braucht. Das weißt du ganz genau, Jackson - deswegen hast du auch das Schwert dabei, nicht wahr? Du willst mich an meinem Recht hindern, mit ihr zu reden. Weiß sie überhaupt, dass du jetzt hier stehst, mir gegenüber? Oder willst du nur mal testen, wie weit du unter ihrem Schutz gehen kannst?"
    Jack hatte unter Andreas' Worten den Blick gesenkt, doch jetzt sah er ihn aus eisigen Augen an. Er hob die Klinge und richtete sie mit gestrecktem Arm auf Andreas' Brust, die Brust unseres Ordensmeisters, des Herrn über unsere Unsterblichkeit. Jacks Knöchel waren weiß, doch sein Arm zitterte nicht - im Gegensatz zu meinen Knien.
    "Du denkst falsch, Andreas", stieß Jack hervor. "Ja, ich wusste, dass du mir nicht glauben würdest, aber das Schwert hat damit nichts zu tun, ich habe damit nichts zu tun. Ich bin nur der Bote, ich bin unwichtig. Aber die Sache ist doch ganz einfach: Nicht Shara hat deinen Befehlen zu gehorchen, sondern du den ihren. Also gehorche ihrem Befehl und geh."
    Oh Scheiße!, dachte ich - wahrscheinlich laut, denn Andreas schoss einen kurzen Blick in meine Richtung ab.
    "Du hast Recht, Jack", sagte er, ohne der Klinge auf seiner Brust auch nur einen Wimpernschlag zu gönnen, "Sharas Befehle sind für mich bindend, nicht aber die deinen. Du sagst, du seiest ihr Bote, aber du kannst hier behaupten, was du willst - wie soll ich da sicher sein, dass du wirklich in ihrem Sinne sprichst?"
    "Ich habe es auch gehört", platze ich heraus - natürlich, bevor ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet hatte, ob ich in diesen fatalen Dialog noch einmal eingreifen wollte.
    Ich sah, wie Jack erleichtert die Augen schloss, kaum dass ich gesprochen hatte, auch senkte er sofort das Schwert und stützte es mit

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