Die Ewigen
Bündel Bananen hoch - aber da winkte ich dann doch lieber ab, ich konnte Ciarans Geheimwaffe für schnelle Energiezufuhr, mit der er uns in den vergangenen Tagen ständig bedroht hatte, nicht mehr sehen. Anscheinend hatte ich deutlich länger geschlafen als Jack und Shara: Unsere Prinzessin hatte sich schon von Ciaran durchchecken lassen und anschließend innerhalb von zehn Sekunden aus Jack die Geschichte unserer gestrigen Konfrontation mit Andreas rausgekitzelt.
Sie drückte mir nun die Hand, und ich spürte nur noch einen leisen Widerhall des kräftezehrenden Sogs, den ihre Berührung gestern in mir verursacht hatte - sie sah also nicht nur besser aus, es ging ihr tatsächlich besser.
"Ich danke dir, dass du zu mir gehalten hast. Das war bestimmt nicht einfach für dich."
Ich winkte ab. "Ich hab's versprochen, daran halte ich mich auch." Ich warf einen Blick zu Jack rüber, der sehr entspannt aussah. "Bekommen wir keinen Ärger?"
Shara schüttelte den Kopf. "Ich war eben fast eine Stunde unten bei Andreas, und ich glaube, dass er einen großen Teil der Schuld selber auf sich nehmen muss. Jackson hat ihn völlig zu Recht von mir fern gehalten, Andreas hätte das früher erkennen, hätte früher einlenken müssen." Sie wurde ein bisschen ernster. "Aber Jackson hat auch einen Fehler gemacht, und damit meine ich nicht nur das Schwert. Sicher, wenn ich bleibe, steht mir nach euren eigenen Regeln eine Führungsposition in diesem Orden zu. Aber ich habe mich noch nicht zu einer ... festen Mitgliedschaft" - sie lächelte schief - "entschieden. Und so lange sollte Jackson Andreas nicht so bloßstellen, auch wenn das diesmal für mich ausgesprochen nützlich war." Sie goss sich Orangensaft ein. "Und natürlich habe ich tatsächlich gesagt, dass ich nicht mehr will, falls mich außer Andreas noch jemand danach fragen sollte."
Mir fiel ein Stein vom Herzen: Wir waren scheinbar mit einem blauen Auge da raus gekommen - vorerst zumindest, denn wenn Andreas und Ciaran das hier in der Chronik lesen, dann wissen sie, dass Jack gelogen hat, als er Sharas 'Ich komme gleich' zu einem 'Ich will nicht mehr' umgedeutet hat. Haue ich meinen Freund hier gerade schriftlich und nachträglich in die Pfanne? Scheiße! Aber okay - jetzt habe ich angefangen, also kann ich den Rest auch eben runterkritzeln, schlimmer wird's eh nimmer.
"Andreas hat mich übrigens gefragt, ob er alle aktiven Mitglieder herbeordern darf, damit sie erfahren, was ... mit mir los ist. Ich soll dann zeigen, was ich kann - Freiwillige vor, Ciaran schärft sicher schon sein Skalpell."
Ich runzelte die Stirn und sicherte mir den Rest Orangensaft.
"Warum diesmal nicht wirklich alle?" Shara hatte jetzt ihre erwarteten Fähigkeiten enthüllt, da wäre eine Vollversammlung angebracht, fand ich.
"Weil Shara sich eben noch nicht zum Bleiben entschieden hat, und der Kreis der Wissenden wegen Drake nicht zu groß sein sollte", erinnerte mich Jack an das Selbstverständliche, ich seufzte resigniert.
Es wurde zwar immer wieder gesagt, aber irgendwie wollte die Tatsache, das Shara jederzeit gehen konnte, nicht in mein Hirn - ebenso wie ich die dumpfe Bedrohung durch Drake in den letzten Tagen total verdrängt hatte. Aber jetzt mal ganz logisch gedacht, über diese Sache mit den 'Wissenden': War es nicht total unwahrscheinlich, dass einer der inaktiven Brüder und Schwestern, der oder die gerade in Kuala Lumpur, Timbuktu oder Buxtehude steckte, Drake diese Infos über Shara geben haben sollte? Diese Brüder und Schwestern hatten zwar gewusst, dass das Schwert gelöst worden war, aber sie hätten Drake nicht sagen können, wann Shara im Pantheon sein würde. Nein, von den Inaktiven konnte es keiner gewesen sein - aber egal: Wer sich abmeldete, war abgemeldet, so waren eben die Regeln.
"Bis übermorgen haben wir frei, was die Krankenhäuser angeht", sagte Shara, und ich konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt. "Ihr beide sollt allerdings gleich bei Ciaran vorbei, dann müsst ihr euch bei Andreas melden."
"Geht es danach weiter?"
Shara nickte. "Ja, aber langsamer, nur noch alle zwei Tage ein Patient. Das ist für mich okay. Ciaran ist ein bisschen zerknirscht, er gibt sich selbst die Schuld an der ganzen ... Misere."
Die Prinzessin deutete vage auf das Schwert, das jetzt wieder an seinem abgestammten Platz vor sich hin glänzte, auch der Dolch war zurückgekehrt. Und damit war meine kleine Welt erst mal wieder in Ordnung: Andreas würde uns ein paar Tage schinden
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