Die Ewigen
war das?"
Josie zog einen Schmollmund. "Ein Kleid, das ich in einem Film gesehen hatte. Die Liebe meines Lebens, aber unerreichbar, weil ein absolutes Einzelstück. Und Jack hat es irgendwie geschafft, es zu organisieren. Ich hab ein Jahr lang mit allen Leuten telefoniert, die ich kenne - keine Chance! Und weißt du, was das Schlimmste daran ist?" Ich schüttelte den Kopf. "Dass er mir bis heute nicht sagen will, wie er das gemacht hat. Er macht so was dauernd, und ich will einfach wissen, wie!"
Ich widmete dem weißen Rennwagen, den Jackson mir in Rom in die Tiefgarage gestellt hatte, eine Gedenksekunde - dann lachte ich, denn Josie hatte ehrlich empört geklungen. "Wann hast du eigentlich Geburtstag?"
"Am 22. Mai."
"In welchem Jahr wurdest du geboren?"
"1657."
"Und wann bist du zum Orden gekommen?"
"Am 22. Mai 1657", sagte Josie ungerührt, während sie behutsam eine Knitterfalte in einem erschreckend kurzen Rock glatt strich.
Ich zog die Augenbrauen hoch, sie sah kurz zu mir herüber und zuckte dann mit den Schultern, legte den Rock ordentlich zusammen und dann in ein Regalfach.
"An diesem Tag bin ich in die Schwertkirche gelaufen. An diesem Tag haben Ciaran und Andreas mir gesagt, dass ich bei ihnen bleiben kann, dass ich bei ihnen in Sicherheit bin, dass mir nie wieder ein Leid geschehen wird. Ich feiere diesen Tag als den Tag, an dem ich wahrhaft geboren wurde. Frei geboren."
Ich nickte und bekam natürlich feuchte Augen, was mich blinzeln ließ und was Josie natürlich sah. Sie drückte mir ein Küsschen auf die Wange, wofür sie sich tatsächlich ein wenig auf die Zehenspitzen stellen musste. "Ist nur halb so dramatisch, wie es klingt, aber es fühlt sich besser an. Und weißt du, was an Jacksons Geschenk auch noch schlimm ist?"
"Nein."
"Dass er mir das schon zum Dreihundertsten geschenkt hat, im schönen Jahr 1957. Ich hab mich so aufgeregt, dass er mir gesagt hat, das wäre das letzte Geschenk gewesen, das er mitmachen würde. Und ich hab bis heute nichts gefunden, was ihn ähnlich glücklich machen würde, also schenke ich ihm Blödsinn. Den größten Blödsinn, den ich finden kann."
"Zeigst du mir das Kleid mal?", fragte ich, Josie lächelte ein bisschen traurig.
"Klar, aber anziehen werde ich es nicht. Es ist ein Hochzeitskleid."
"Dann heirate Shane doch einfach", sagte ich, Josie zog wieder einen Flunsch.
"Geht nicht. Ich hab das vor allen Leuten als altmodischen Sexisten-Scheiß abgetan, mit dem Männer versuchen, die Frauen zu knechten. Und ich kannte Shane auch noch gar nicht, als ich das Kleid bekommen hab, er ist erst seit 1960 dabei."
"Du hast dich also erst in ein Hochzeitskleid verliebt, dann in einen Typen. Und wo du beides hattest, hat jemand zu dir gesagt, du könntest ja mal ans Heiraten denken - und du tust es genau deswegen nicht?"
"Ja. Mädchen brauchen Prinzipien."
"Klingt für mich eher nach spätpubertärer Trotzphase."
Josie lachte. "Rufst du ihn an?"
"Wen?", fragte ich zurück, während ein paar Hosen auf Bügeln im Schrank ganz links verschwanden. "Ach so, Davide. Ja, sicher. Wahrscheinlich hat seine Schwester ihm erzählt, dass ich im Krankenhaus zusammengeklappt bin."
Ich suchte meine Tasche und fand sie schließlich im Wohnzimmer in einer Ecke, wo sie jemand nach unserer überstürzten Rückkehr aus dem Krankenhaus achtlos hingeworfen hatte. Ich tippte auf meinem Kreuzritter-Handy die Nummer ein, die Josie mir gegeben hatte, kurz darauf hörte ich Davides Stimme.
"Pronto?"
"Ciao, Davide, hier ist Shara."
Ich wanderte mit dem Handy auf den Balkon hinaus, um Josies Tütenrascheln, Schubladengeknalle und Kleiderbügelgeklapper zu entgehen. Die Frühsommersonne war heute noch angenehm mild, aber bald würde es auch hier oben richtig heiß werden: Ein Sommer unter Kreuzrittern, dachte ich, mal was anderes.
"Shara, hi!"
Ich hörte Davide lächeln und freute mich ein wenig darüber, mal mit jemandem zu reden, der kein Kreuzritter auf der Suche nach dem heiligen Schwert-Erlöser war.
"Du hattest angerufen?"
"Ja - Chiara hat mir erzählt, dass du im Krankenhaus ohnmächtig geworden bist, als die Mutter von Julio diesen Anfall hatte. Ich wollte wissen, ob's dir wieder gut geht. Ich hatte nur die Nummer vom Doktor, der hat mir dann deine gegeben und gesagt, ich dürfte dich selber anrufen."
Na super, jetzt war ich also das schwache Püppchen, das beim leisesten Anzeichen von Problemen die Segel strich. Aber egal: immer noch besser, als wenn auch der Junge
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