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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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flüsternd. Die Halle war bis auf eine geduckte Silhouette unter einem silbrigen Tuch leer gewesen, angestrahlt von einem scharfen, weißen Spotlight unter der Decke – nein: definitiv kein Kleinwagen. Ich hatte die kräftigen Flanken, die sanft geschwungene Front und die lange Schnauze gemustert.
    "Das ist doch nicht der, ersteder ...?", fragte ich in Erinnerung an einen Hochglanzkatalog, in den ich vor gut zwei Wochen ein rosarotes Post-it geklebt hatte, Jackson hatte genickt und mich gedrückt.
    "Natürlich: Das ist der, den du dir zusammengestellt hast. Davide?"
    Der Junge war vorgetreten, hatte auf ein aufforderndes Nicken von Jackson mit Schwung das Tuch weggezogen - und ich war vom ersten Anblick an hin und weg gewesen: Der Wagen hatte außen die gleiche Farbe wie mein Kleid, innen weinrotes Leder, sanft schimmernde Felgen, ein bisschen Chrom hier und da - ein Traum auf vier Rädern, in den ich mich auf den ersten Blick verliebte. Sven hatte bewundert durch die Lippen gepfiffen, Josie und Maggie begeistert geklatscht, ich küsste Jackson dankbar auf alle erreichbaren Körperstellen und verwies mein Gewissen auf seinen Platz, das mich mit den Fragen nervte, was dieses Ding denn bitte gekostet habe und ob ich mit dieser PS-Leistung auch wirklich würde umgehen können.
    Jackson hatte über meine Begeisterung gelacht und sich für meine unübersehbare Freude mit einem erneuten schlichten Kuss auf meinen Ehering revanchiert.
    "Probefahrt morgen, ja?"
    Nein, sofort, hätte ich beinahe gesagt, schon wieder mit Fluchtgedanken im Hinterkopf - doch dann war mir zum Glück noch eingefallen, dass ich in dieser Nacht noch etwas weitaus Interessanteres zu tun haben würde.

4. Buch
4.1

Shara

"Jetzt wird es aber langsam gefährlich", sagte Jackson lachend, während ich mit leicht quietschenden Reifen und milde ausbrechendem Heck durch eine Serpentinenkurve zog.
    Ich nahm die nächste Kurve nicht weniger schnell, vor der Dritten ging ich dann aber bereitwillig vom Gas: Wir waren auf einer schmalen Straße unterwegs durch die Berge - eine kleine Ausfahrt, bevor am nächsten Tag der Alltag in der Burg mit den Besuchen im Krankenhaus wieder losgehen sollte. Drei Tage 'Flitterwochen' lagen hinter uns, die wir entweder in unserem Zimmer (ja, Jackson wohnte jetzt offiziell bei mir!) oder aber in meinem neuen Auto verbracht hatten und in denen wir nicht länger als ein paar Minuten getrennt gewesen waren: die besten drei Tage meines Lebens.
    Ich fuhr an einem Aussichtspunkt rechts ran, und wir kletterten aus dem Wagen. Vor uns erstreckte sich ein beeindruckendes Alpenpanorama mit schroffen Spitzen und karstigen Hängen, die Luft war hier oben kühl und trocken, roch nach würzigem Moos und uralten Steinen, in der Ferne klangen leise die Glocken von gemächlich wandernden Kühen. Ich hockte mich auf die Mauer neben der Straße und ließ die Beine in den Abgrund baumeln, Jackson schlang mir von hinten die warmen Arme um die Schultern und drückte wie so oft seine Nase in meine Haare. Wir genossen schweigend den einschüchternden Ausblick und die Ruhe der Berge, bis ein riesiges Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen neben uns hielt und ein älteres Ehepaar sich mit einem höflichen Kopfnicken zu uns gesellte. Sie warfen einen Blick auf das Auto, musterten uns beide dann ebenso offen wie neugierig, was mich innerlich seufzen ließ: Mit einem grünäugigen Kreuzritter und einem stahlgrauen Sportwagen war ich wohl nicht so unauffällig unterwegs, wie ich das gern gehabt hätte. Jackson und ich lächelten unisono zurück, wobei wir scheinbar sehr verklärt gewirkt hatten, denn mit einem verschwörerischen Lächeln fragte mich die ältere Dame in einem Italienisch, das mindestens so holprig war wie mein eigenes, ob wir auf Hochzeitsreise seien. Ich lachte, Jackson nickte - und kurz darauf hatten wir beide jeweils einen dampfenden Becher Kaffee in der einen und ein Stück Nusskuchen in der anderen Hand, während wir einem Monolog über Venedig in den späten sechziger Jahren (dem Ziel ihrer Hochzeitsreise) lauschten, den Jackson mit einem für meinen Geschmack ein wenig zu wissenden Lächeln begleitete.
    Während ich meinen Kaffee mit Aussicht schlürfte, klingelte plötzlich Jacksons Handy: ein ungewohnter Ton aus seiner Jackentasche, überraschend nach drei herrlich ungestörten Tagen - und ein beunruhigender Ton in einer Zeit, in der man uns ganz gewiss nur stören würde, wenn etwas wirklich, wirklich Wichtiges passierte.
    Jackson

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