Die Ewigen
beigebracht, um dich zu seinem willigen Werkzeug zu machen. Du wärst damit kein Mitglied dieses Ordens, wärst für uns ohne jede Bedeutung. Die zweite Möglichkeit: Dein Kreuz ist eine uns bislang unbekannte Variante des klassischen Ordenskreuzes. Damit wärst du ein Mitglied dieses Ordens, ein neuer Bruder für uns alle, auch für mich."
Ich machte eine Pause - wieder geplant, wir wollten Giuseppe Reaktion sehen. Und die war in seinem Gesicht so deutlich ablesbar, als hätten wir ein Kind ohne jedwede mimische Beherrschung vor uns: Aufkeimende Hoffnung und sogar schon zaghafte Freude darüber, vielleicht doch noch Aufnahme in diesen Orden zu finden.
"Ich sehe, dass du dir das wünschst", sagte ich, und der Priester nickte, was den aufgestellten Regeln nicht widersprach und was ich daher ungerügt ließ.
"Es gibt da nur ein Problem, Giuseppe", fuhr ich fort, dabei um ein trauriges Lächeln bemüht, dass das leichte Mitleid begleiten und noch verdeutlichen sollte, das ich jetzt in meine Stimme legte. "Für diese zweite Möglichkeit haben wir keinen einzigen Beweis. Es gibt in den alten Aufzeichnungen keinen Hinweis auf diese Kreuz-Variante. Es gibt an dir keine körperliche Veränderung wie gesteigerte Selbstheilungskräfte, die meine Brüder und Schwestern schon mit dem ersten Balken aufgewiesen haben - und es gibt auch keinen Beweis dafür, dass dein Kreuz tatsächlich mit diesem Dolch gezogen wurde."
Ich hielt die Waffe hoch, sie schimmerte kalt im grauen Licht der Kirche - ich hatte sie bislang im überlangen Ärmel meines Umhangs verborgen wie ein Ass, das noch einmal erhöhte Aufmerksamkeit bringen sollte. Das funktionierte: Giuseppe folgte der Klinge mit den Augen, als hätte ich ihn von einer Sekunde zur anderen hypnotisiert, als hielte ich das Ziel all seines Strebens in der Hand. Ich ließ den Arm mit dem Dolch langsam wieder sinken, Giuseppes Augen wanderten mit ihr nach unten, bis er mit gesenktem Blick vor mir stand, hoffentlich bereit für die folgenden Worte.
"So viele Gründe sprechen dagegen, keiner dafür. Mein Urteil war daher einfach zu treffen: Du gehörst nicht zu uns, du bist kein Mitglied dieses Ordens."
Giuseppe riss den Blick wieder nach oben - fassungslos, richtiggehend entrüstet.
"Ich sehe, dass du nach wie vor anderer Meinung bist, dass du nach wie vor an Drakes Worte und deine Narbe glaubst. Das bestärkt mich darin, mein Urteil durch eine Handlung zu verdeutlichen, die dich sterblich machen wird - unabhängig davon, in welchem Zustand du dich gerade befindest: Ich werde dir die Markierung beibringen, die aus einem Mitglied des Ordens vom Heiligen Schwert einen Sterblichen macht. Der Gedanke dahinter ist folgender: Habe ich Recht und bist du jetzt sterblich, wird diese kleine Wunde dir nicht weiter schaden. Irre ich mich und bist du unsterblich, wird diese Wunde dich sterblich machen - und das wäre die gerechte Strafe dafür, dass du Drake geholfen hast mich zu überfallen und mich gegen meinen Willen mit einem Kreuz zu zeichnen. Es tut mir Leid, dass dieses Ritual für dich mit Schmerz verbunden sein wird, aber Ciaran ist Arzt und wird die Wunde sofort versorgen, so dass du nicht leiden musst. Hast du das verstanden? Antworte mir mit Ja oder Nein."
Giuseppes Augen irrten hin und her, sein Mund öffnete sich, doch er sprach nicht.
"Antworte mir, Giuseppe. Hast du verstanden, was ich tun werde und warum ich es tun werde?"
Noch immer kein klar artikulierter Laut, nur ein unterdrücktes, schwaches Stöhnen und ein leichtes Schwanken in dem schmalen Körper. Magnus legte dem Priester eine Hand in den Nacken und schüttelte ihn kurz - eine deutliche, wenn auch nicht wirklich schmerzhafte Aufforderung, meinem Befehl Folge zu leisten.
"Ja", stieß Giuseppe schließlich gepresst hervor, ich nickte und brachte ein wenig Freundlichkeit, ein wenig Wärme in meine Stimme, als ich weiter sprach: Er musste jetzt mitspielen, er musste mir gehorchen und tun, was ich von ihm verlangte, auch wenn er Angst davor hatte.
"Zieh deine Kutte aus und leg sie vor dir auf den Boden."
Der Priester rührte sich nicht, war nach dem kurzen Erwachen wieder in seine Schockstarre gefallen.
"Giuseppe - tu, was ich dir sage."
Als auch darauf keine Reaktion außer einem schneller werdenden Atem kam, packte Magnus den Saum der weißen Kutte des Priesters und zog ihm das weite Gewand mit einer groben Geste über den Kopf. Er riss Giuseppe zurück und warf die Kutte vor ihm auf den Boden, dann schubste er den
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