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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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flüchtig, aber zärtlich die Hand gedrückt, als er an mir vorbei auf seinen Platz gegangen war - sein rascher Kontrollblick und ein kurzes Zögern sagten deutlich, dass ich unter seiner Haut kribbelte und damit geradezu nach Beistand schrie. Er brauchte keine zehn Sekunden, um sich seine Kutte überzuziehen und mit beiden Händen die Haare glatt zu streichen: Wie immer eine ebenso liebenswerte wie zwecklose Geste, die mich innerlich lächeln ließ und meine umherirrenden Gedanken wieder auf das Ziel dieser seltsamen Versammlung fixierte: Du machst das hier, weil du das noch unendlich oft sehen willst, sagte ich mir, während ich im trüben Licht der Kirche nach Jacksons vertrauten, smaragdenen Augen suchte. Du machst das für Joseph, der in der Burg auf seine Freunde wartet, du machst das für Shane, dessen Brust vor zwei Tagen von Kugeln zerfetzt wurde, du machst das für dich selbst, damit das Grauen im Pantheon endlich eine ferne, dumpfe Erinnerung werden kann.
    "Er kommt", flüsterte Andreas hinter mir, ich wandte mich vom tröstlichen Anblick Jacksons ab und richtete den Blick in die leere Kirche.
    Ich stand in etwa an der Stelle, an der in einem normalen Gotteshaus eigentlich der Altar gestanden hätte: auf einem kleinen Plateau am Kreuzungspunkt von Haupt- und Querschiff, in etwa über dem Stein, der noch vor nicht allzu langer Zeit das Schwert enthalten hatte. Mein Blick richtete sich durch die einschüchternde Allee der hohen, dicken Pfeiler bis auf das enorme Hauptportal der Kirche, das dunstige, trübe Licht in der grausteinernen Halle ließ es fern, fast unerreichbar erscheinen. Ich hörte die leisen Bewegungen der anderen - Andreas rechts und Ciaran links hinter mir, dann mit ein klein wenig mehr Abstand Shane, Josie und Jackson: Wie ein Dreieck verbreiterte sich unsere Phalanx vor dem Priester, den Magnus nun zu uns geleitete. Giuseppes weiße Kutte war ihm zu lang - absichtlich, seine Schritte sollten unsicher und tastend sein. Magnus musste ihn gar nicht groß lenken, der Priester blieb von selbst am Fuß der kleinen Treppe stehen, die zu uns hinauf führte, mir genau gegenüber. Ich blickte in seine Augen: Sie lagen dunkel und fiebrig glänzend in seinem blassen Gesicht, irrten von mir zu Andreas und Ciaran.
    "Ich grüße dich, Giuseppe", sagte ich, um einen sanften Tonfall bemüht, trotzdem füllte meine Stimme das leere Kirchenschiff hallend aus.
    Der Priester fixierte mich, Magnus hinter ihm verschränkte die Arme vor der breiten Brust und zwinkerte mir zu: Du schaffst das, sollte das wohl heißen. Ich war dem blonden Riesen dankbar für seine stumme Unterstützung, fuhr an Giuseppe gerichtet fort.
    "Ich werde zu dir sprechen, du wirst mich nicht unterbrechen. Wenn du antworten sollst, werde ich dich dazu auffordern. Hast du das verstanden und wirst du dich an meine Anweisungen halten? Dann antworte mit Ja."
    Giuseppes Augen zuckten wieder von mir zu Andreas und Ciaran, dann nickte er kurz.
    "Ja."
    "Seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, ist viel Zeit vergangen: ein ganzer Monat. Betrachte deine Gefangenschaft als Strafe dafür, dass du Drake bei seinem Plan, mich im Pantheon zu überfallen, so tatkräftig unterstützt hast."
    Giuseppe öffnete den Mund, als ich eine kurze Pause machte.
    "Du wurdest nicht zum Sprechen aufgefordert, also schweig", sagte ich.
    Die Pause war ein Test gewesen: Ich musste wissen, wie stark er sich lenken ließ. Giuseppe schloss gehorsam den Mund, und ich fuhr in meinem halb auswendig gelernten Text fort, bislang sehr zufrieden mit seiner Kooperation.
    "Die gute Nachricht für dich lautet, dass deine Gefangenschaft mit dem heutigen Tag beendet ist. Ob du dich freier fühlen wirst, wenn du diese Kirche verlässt, ist jedoch eine andere Frage."
    Jetzt hingen die Augen des Priesters an meinem Mund, war seine Aufmerksamkeit so stark, wie ich sie brauchte.
    "Du hast uns mit dem Kreuz auf deiner Brust einiges zum Nachdenken gegeben, und damit du mein Urteil verstehst, werde ich dir unsere Gedanken darlegen. Hör gut zu, denn ich werde mich nicht wiederholen und du wirst keine Fragen stellen dürfen. Fakt ist: Dein Kreuz ist anders als die meiner Brüder und Schwestern, davon hast du dich mit eigenen Augen überzeugen können. Angesichts deines Kreuzes gibt es nun zwei plausible Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit: Dein Kreuz ist eine bedeutungslose Narbe. Sie hat keinerlei Veränderung an dir bewirkt, und wird das auch nicht mehr tun, Drake hat sie dir nur

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