Die Ewigen
Ob im Auto, auf dem Motorroller oder zu Fuß - der Priester würde einen ganzen Tross Kreuzritter hinter sich herziehen, und davon hoffentlich erst mal nichts bemerken.
"Er geht zu Fuß, in Richtung Circus Maximus", informierte uns Andreas jetzt, auf dessen Ohrhörer sich die Verfolger meldeten, dann hob er Sharas Umhang vom Boden auf und reichte ihn Jack. "Wir sollten los."
Jack küsste Shara auf die Stirn, sie löste sich von ihm. Ich forschte in ihrem Gesicht: Sie sah erleichtert aus, erwiderte mein Lächeln ohne Zögern und legte sich den Umhang über den Arm - alles gut bei der Prinzessin. Zu Fuß, hat Andreas gesagt, dachte ich, während auch ich mich meiner Kutte entledigte und mit den anderen aus der Kirche zu den Autos im Hinterhof ging: Ein paar Blasen an den Füßen wären des Priesters geringstes Problem, denn mit nacktem Oberkörper und einem blutenden Kreuz auf der Brust war er mehr als auffällig unterwegs. Er hatte etwa zwanzig Euro in der Tasche, kein Handy, keine Kreditkarten, keinen Ausweis oder Führerschein: Wir durften ebenso darauf gespannt sein, wie weit er kam wie darauf, wo hin er wollte. Wir verteilten uns auf die Autos und fuhren zurück zum grauen Haus, und als wir dort ankamen, meldete Maggie gerade, dass auch der Priester an seinem ersten Zwischenziel angekommen war: an Drakes verlassenem Unterschlupf in Trastevere.
Shara Wir müssen zwei Teams bilden, hatte Andreas gestern Abend gesagt: Eines für das Pseudo-Ritual mit der angeblichen Sterblichkeitsmarkierung in der Kirche, das zweite wartet draußen auf Giuseppe und folgt ihm. Meine Rolle ('die mit dem Dolch') war leider nicht anderweitig zu vergeben, also stritt ich mich da gar nicht lange herum - das wäre nur peinlich gewesen und hätte zu nichts geführt. Wo Jackson sein würde, war dagegen alles andere als klar, und seine hellgrün funkelnden Augen sagten mir nur zu deutlich, dass er seine Position diesmal nicht unbedingt als treusorgender Ehemann an meiner Seite sah. Ich als vorgeblich kostbarstes Gut des Ordens sollte ja eh aus der Kirche direkt wieder ins Haus zurück, sicher verwahrt hinter den dicken, grauen Mauern - dann konnte er doch mit seinen Freunden auf die Jagd gehen? Nicht, dass Jackson ein Wort davon gesagt hätte, das war alles meine Interpretation seiner abenteuerlustigen Augen. Ich war kurz empört, doch ich rief mich zur Ordnung und stellte mir die zentrale Frage: Was würdest du am liebsten tun, wenn du Jackson wärst? Die Antwort war schnell gegeben, und so lehnte ich mich leicht an ihn.
"Ich weiß, was du willst", flüsterte ich, während um uns herum die Stimmen seiner Brüder und Schwestern für die Optionen 'Kirche' oder 'Verfolgung' votierten, als ginge es hier um die Bildung von Neigungsgruppen in der Schule.
Jackson sah mich erstaunt an.
"Du willst hinter ihm her und ich soll im Haus blieben."
Er nickte ehrlich, aber zögerlich, sichtlich mit Widerspruch rechnend.
"Dann geh", sagte ich mit so viel Wärme und Überzeugung, wie ich konnte, damit das nicht beleidigt oder schnippisch klang: Ich meinte es so, ausnahmsweise.
Jackson schüttelte den Kopf, eine Strähne seiner Locken kitzelte meine Schläfe. "Es geht hier nicht darum, was ich will. Ich muss ein bisschen auf dich aufpassen, das weißt du doch."
Das 'ein bisschen' sollte mich wohl zum Lächeln bringen - Jackson wusste dank unserer notorisch erfolglosen Trainingsstunden sehr wohl, dass ich auch mit blitzendem Dolch in der Hand in etwa so wehrhaft war wie eine Katze mit ausgefahrenen Krallen: Ich konnte kratzen und fauchen, aber mehr auch nicht.
"Andreas und Ciaran werden bei mir sein, mach dir keine Sorgen. Und ich werde nicht hier im Haus bleiben, wenn Giuseppe sich auf eine weitere Reise machen sollte: Ich werde in der Nähe bleiben, in deiner und in der der anderen. Ich bin für euch ebenso sehr Schutz wie ihr für mich."
Ich blickte aus wenigen Zentimetern in Jacksons Smaragd-Augen: Sie schienen mehrfach leicht die Farbe zu wechseln, während er nachdachte - dann spürte ich seine Hand auf meinem Rücken und ein kaum wahrnehmbares Nicken.
"Jackson geht mit dem Priester", sagte ich vernehmlich in die Runde, doch zu meinem und Jacksons Erstaunen schüttelte Andreas als Antwort den Kopf.
"Nein, tut er nicht. Jackson, Shane, Josephine, Albert, Ciaran, ich und natürlich Shara gehen in die Kirche - und wenn wir ihn verfolgen, sind wir maximal in zweiter Reihe dabei."
"Das kannst du ..." setzte Magnus mit schnell röter werdendem
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