Die Ewigen
möchte."
Gerard machte auf dem Absatz kehrt, ich hörte seine schnellen Schritte auf der Treppe.
"Du hast eben gesagt, dass nur wir beide hier verschwinden. Was ist mit ihm?" Ich nickte zur Tür und zündete mir nun die Zigarette an, die ich eben auf den Tisch geworfen hatte.
"Was soll mit ihm sein?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Das frage ich dich! Was hast du ihm als Belohnung versprochen, dass er dir den Dolch besorgt, dir vom Pantheon erzählt, Davide zu dir lotst und was weiß ich noch alles?"
Drake lächelte, ich schauderte ungewollt vor diesen messerscharfen Zähnen zurück.
"Das mit Gerard hast du herausgefunden, oder?"
Ich nickte.
"Ja, das dachte ich mir. Andreas und Ciaran sind für so was viel zu naiv, zu weltfremd und zu vertrauensselig. Du bist da anders."
"Findest du?" Ich schnippte die Asche auf den Boden, was Drake zu einem irritierten Blick verleitete. "Kann sein, sie glauben halt grundsätzlich an das Gute im Menschen."
Wieder Schritte auf der Treppe, kurz darauf stellte Gerard eine Flasche Cola vor mir auf den Tisch und ein leicht trübes Glas daneben.
"Danke", sagte Drake, öffnete die Flasche und schenkte mir ein.
Es war keine Cola Light, sondern die echte mit mehr Zucker als Wasser - aber egal, sie sah kalt aus, und ein bisschen Energie zum Koffein konnte nicht schaden.
"Ich sagte 'danke'", wiederholte Drake schärfer, als Gerard sich nicht rührte, kurz darauf donnerte der die Tür hinter sich ins Schloss.
Ich warf die Kippe auf den Boden und zerrieb sie mit dem Absatz, Drakes Gesichtsausdruck wirkte bei der wiederholten Unverschämtheit nun deutlich verschnupft.
"Du hast mir noch nicht geantwortet: Was hast du Gerard als Belohnung versprochen, dass er dir hilft?"
Drake sah mich an und lächelte kalt.
"Nun, er hat sehr großes Interesse an dir", antwortete er, und aus seinem Mund klang das noch zehnmal ekelhafter als in meinen Gedanken. "Allerdings habe ich nicht vor, ihm hier irgendwas zu erlauben, wenn dich das beruhigt."
Ich lachte laut auf: einmal, weil das danach klang, als könne er mir befehlen, von wem ich mich begrapschen lassen sollte, zum anderen, weil ich dank der Berührung seiner Haut den Grund für diese Verweigerung gegenüber Gerard genauer kannte, als ich jemals gewollt hätte.
Mein Lachen gefiel Drake nicht, und er runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
"Weiß Gerard das schon?", fragte ich, "weiß er schon, dass er bald sehr, sehr einsam sein wird? Dass er nicht nur mich nicht bekommt, sondern auch, dass du ihn zurücklassen willst? Oder wirst du ihn einfach umbringen - wie Joseph? Eine Waffe ziehen und ihm eine Kugel in den Kopf jagen?"
Der plötzliche Themenwechsel verwirrte Drake nicht besonders, weder Josephs Name noch der Mordvorwurf riefen irgendeine Regung hervor: Er sah mich schweigend an, als hätte ich ihm gar keine Frage gestellt, ich trank einen Schluck von der viel zu süßen Limonade.
"Er weiß es also nicht", antwortete ich mir selbst - und weil das Selbstgespräch doch so viel angenehmer war, fuhr ich damit fort. "Vielleicht sollte ich ihm das sagen? Mich würde interessieren, wie er reagieren würde ... Was würde wohl überwiegen: seine Angst vor dir oder seine Gier nach mir?"
"Keine gute Idee", sagte Drake jetzt mit der schneidenden Stimme, die er eben schon so erfolgreich bei Gerard eingesetzt hatte, mir entlockte sie jedoch nur ein spöttisches Lachen.
"Vergiss diesen Tonfall bei mir aber mal ganz schnell wieder", antwortete ich nicht minder scharf, "darauf bin ich allergisch. Wir wahren hier schön alle Regeln der Etikette - ich beschimpfe dich ja auch nicht als feigen Mörder, oder?"
Drake erstarrte, und ich trank in aller Ruhe mein Glas aus, gab ihm Zeit, um auf diese Zurechtweisung zu reagieren. Er schluckte sie runter, registrierte ich ein wenig irritiert - es war gar nicht so einfach, ihn aus der Reserve zu locken.
"Vielleicht kannst du mir ja bei ein paar Überlegungen helfen, die ich schon recht erfolglos mit Andreas und Ciaran diskutiert habe", sagte ich leichthin und das Thema wechselnd, als Drakes Gesicht sich wieder entspannt hatte, er nickte zögernd.
"Also: Der Dolch verlängert Leben, scheinbar unendlich, zumindest aber für eine sehr lange Zeitspanne. Ich dagegen kann Kranke heilen - und das ist im Vergleich viel weniger, findest du nicht auch?"
"Worauf willst du hinaus?"
"Nun: Niemand braucht mich, wenn er den Dolch hat, oder? Einmal gesund werden gegen ewiges Leben - da gewinnt das ewige Leben."
Drake
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