Die Ewigen
die endlosen Treppen hinauf in den dritten Stock - erschöpft genug, um gleich auf den Stufen zusammensinken zu wollen, und gleichzeitig noch aufgedreht genug, um garantiert nicht schlafen zu können. Zu viel war passiert, zu viel spukte in meinem Kopf umher - trotzdem war ich fast ein wenig dankbar, dass Drake nicht die Hauptperson in meinen verwirrten und wirren Gedanken war, dass mein Schuss auf ihn nicht das war, was mich jetzt so sehr beschäftigte.
Ich vermutete Jackson in unserem Doppelbett, fand es jedoch leer vor, als ich die Tür leise öffnete und barfuß in das dunkle, stille Zimmer tapste: Ordentlich gemacht und kalt lagen die Decken da, keine Spur von meinem schönen Kreuzritter. Mein Magen krampfte sich zusammen, denn ich wusste, was das bedeutete: Er war in sein altes Einzelzimmer zurückgegangen, so sehr hatte ich ihn also mit meiner unpersönlichen Nachricht verletzt. Dabei hatte ich ihm gar nicht wehtun wollen, dabei hatte ich doch nur ... ja, hatte ich ihn doch nur schützen wollen. Schützen vor mir, vor der kranken Hexe, die ich nun mal war - seit dieser Nacht noch mehr als davor: Nachdem wir von dem verlassenen Haus in den Bergen in die Burg zurückgekehrt waren, hatte ich Josie und Ciaran geholfen, den noch immer bewusstlosen Drake zu versorgen, dann hatte ich Jackson eine kurze SMS eingetippt mit der Botschaft, ich käme erst später herauf, er solle nicht auf mich warten, sondern schlafen gehen - und er war schlafen gegangen, allein.
Ich klopfte jetzt leise an die Tür zu Jacksons altem Zimmer, er öffnete mir sofort. Er war blass, seine Haare noch verwuschelter als sonst, als habe er sich die halbe Nacht schlaflos im Bett herumgewälzt. Er sagte nichts, blickte mich nur an, seine Augen waren fragend und auch ein wenig traurig - ich hatte ihm wehgetan, aber ganz ohne böse Absicht.
"Darf ich bitte reinkommen?", fragte ich. "Es tut mir leid, dass ich dich ... so allein gelassen habe, und ich würde dir gern erklären, wieso."
Er zog die Tür weiter auf und ließ mich ohne ein weiteres Wort hinein. Es war gegen vier Uhr und noch dunkel draußen, die Vorhänge waren zugezogen, nur neben seinem schmalen Bett brannte die Nachttischlampe.
"Du siehst müde aus", sagte er sanft nach einem tiefen Blick in meine Augen, der zusammen mit der Fürsorge in seiner Stimme meine Schuld noch viel größer und schmerzhafter machte.
"Darf ich mich setzen?", fragte ich und deutete auf das Bett in dem fast gänzlich leer geräumten Zimmer, er antwortete mit einer einladenden, aber stummen Geste.
Ich rutschte bis an die Wand und hockte mich im Schneidersitz hin. Das Bett war noch warm von seinem Körper, ich steckte dankbar meine eiskalten Füße unter die Decke. Jackson setzte sich mir gegenüber, wahrte jedoch deutlichen Abstand, was mich noch mehr leiden ließ. Ich sah ihn an, aber das Licht der Lampe fiel ihm in den Rücken und ließ mich seine geliebten Augen mehr erahnen denn erkennen.
"Ich war heute Nacht die ganze Zeit bei Ciaran. Ich habe ... gestern Abend, als ich Drake ... nein, schon davor, bei Davide ..."
Stopp, so wurde das nichts: Ich rieb mir über das Gesicht, ich musste mich konzentrieren, durfte den Faden nicht verlieren. Jackson griff nach meiner Hand, ich riss sie weg. Er schrak zurück und ein bitterer Schmerz zuckte durch mein Herz, also hob ich die Hand, entschuldigend.
"Bitte, versteh mich nicht falsch, aber genau darum geht es: Um Berührung, um Körperkontakt."
Er schwieg, dann nickte er.
"Gut, ich halte Abstand. Was ist los?"
Ich versuchte, meine wirren Gedanken und die Erlebnisse der letzten, müden Stunden zu sortieren, um sie Jackson halbwegs verständlich darbieten zu können.
"Als ich Drake angefasst habe, da habe ich gespürt, was er fühlt. Du weißt, dass ich das schon vorher ein bisschen konnte, wenn auch nicht bei jedem - aber das gestern Abend war plötzlich ganz, ganz anders. Schon als ich Davide berührt habe, war er so klar für mich ... so intensiv, wie ich das vorher noch nie erlebt habe, auch bei dir nicht. Ich habe mich darüber gewundert, aber vor allem erst mal gefreut: Ich konnte so unglaublich klar sehen, wie es ihm ging, und ich wusste schnell, dass Drake ihn halbwegs gut behandelt hatte."
Ich sah Jackson an: Er verzog keine Miene, wartete auf weitere erklärende Worte.
"Später dann ... als Drake meine Hand angefasst hat, da habe ich auch nicht nur ganz dunkel geahnt, was er fühlte, ich habe es gesehen - irgendwie wirklich gesehen. So klar und
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