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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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erstauntem Gesicht. "Entschuldige, aber hast du nicht eben selber gesagt, dass du Jackson und auch Magnus die Chance geben möchtest, bei mir zu bleiben? Willst du jetzt leugnen, dass du das gesagt hast?"
    Drake antwortete nicht, seine Augen bohrten sich in meine, befahlen mir, zurückzustecken, zu schweigen. 'Wer zwinkert zuerst' spielte ich aus Prinzip nicht, dazu fehlte mir die Geduld - also ließ ich mich darauf gar nicht ein und schüttelte lieber den Kopf, um so meine Frustration kundzutun.
    "Tut mir Leid, Gerard - dann habe ich da wohl was missverstanden. Du kannst wieder gehen."
    Er rührte sich nicht, ich beachtete ihn jedoch nicht weiter, sondern wandte mich erneut an Drake: Es war schon nach elf und damit Zeit, die Zügel strammer zu ziehen: Ich wollte endlich wieder nach Hause.
    "Weißt du, seit dem du mich im Pantheon abgestochen hast, seit diesem Tag ... will ich mich an dir rächen. Ich will dir wehtun, dich tot sehen, dich erschießen. Jackson hat mir eine Waffe besorgt, gleich am Tag nach der Sache im Pantheon - nicht diese hier, ich hatte erst eine andere. Und er hat mir auch das Schießen beigebracht. Ich bin nicht unbedingt Weltklasse, aber ich treffe meist halbwegs das, was ich anvisiere."
    Ich entsicherte die Waffe in meiner Hand, Drake spannte sich sichtbar an. Er hatte die Hand mit seiner Waffe leicht sinken lassen, als ich meine kleine Vorstellung mit Gerard gegeben hatte, nun hob er sie wieder. Wir waren etwas mehr als einen Meter auseinander, beide Waffen auf die Brust des anderen ausgerichtet - Gerard saß kerzengerade neben mir und schien aufgehört haben zu atmen.
    "Im Orden waren die Meinungen dazu geteilt. Ein paar haben gesagt: Klar, mach es, erschieß ihn. Das ist deine gerechte Rache und macht die Welt zudem ein bisschen besser, ein bisschen sauberer - eine rundherum gute Tat. Andere haben gesagt: Mach das nicht. Du musst dann auf ewig mit der Schuld leben, einen Menschen getötet zu haben - und das ist auch Drakes Tod nicht wert."
    Ich hatte meine Waffe noch nie aus dieser Nähe ernsthaft auf einen Menschen gerichtet, und ich spürte langsam die Angst vor dem, was ich hier vorhatte. Jacksons Ratschläge kamen mir wieder in den Sinn: Ich atmete ein paar Mal flach durch, um meine Hände ruhiger zu machen, drückte die Oberarme nah an den Körper, damit meine Arme nicht ermüdeten und zitternd meine Panik verraten konnten. Drakes Hände zitterten definitiv nicht: Er hat die Übung, die dir fehlt, erinnerte ich mich, er hat erst vor wenigen Tagen kaltblütig einen Menschen erschossen - einen Freund, korrigierte ich mich, einen Freund hat er erschossen, mit dem du getanzt hast, mit dem du gelacht hast.
    "Und was sagst du?", fragte Drake kalt, ich lächelte über meine Angst hinweg.
    "Ich sage Folgendes: Sie alle gehen von falschen Annahmen aus, denn sie haben etwas ganz Entscheidendes übersehen. Ich kann, was niemand anderer kann, und das haben sie in ihrer Antwort unberücksichtigt gelassen."
    Drakes hochgezogene Augenbrauen signalisierten, dass er mir nicht sogleich folgen konnte, doch damit hatte ich auch nicht gerechnet: Ich hatte fast die ganze letzte Nacht gebraucht, um diesen Gedanken in Jacksons Armen vollständig zu durchdenken und von allen Seiten auf Logik zu überprüfen, da konnte ich dem alten Mann jetzt durchaus ein paar gedankenschwangere Minuten zugestehen.
    "Schau, es ist so", fügte ich hinzu, als Drake langsam den Kopf schüttelte als Zeichen dafür, dass er nicht verstand, was ich ihm hatte bedeuten wollen. "Ich kann meine Rache bekommen und dich erschießen, muss aber nicht mit der Schuld des Mordens leben. Ich jage dir eine Kugel durchs Herz und werde dich trotzdem nicht töten."
    Ich sah Drake weiter beim Denken zu, und als sich seine schwarzen Augen verstehend weiteten, drückte ich ab.
    Magnus

Der Schuss peitschte überlaut durch den Ohrhörer in meinen Kopf. Obwohl ich ihn befürchtet, sogar erwartet hatte, erschrak ich zutiefst - auch Ciaran auf der Rückbank zuckte zusammen. Nur Bruchteile von Sekunden nach dem Knall im Kopf vernahm ich das viel schwächere Echo des Schusses draußen, aus dem Haus. Andreas' Signal für uns kam kurz darauf, und während ich aus dem Auto sprang und vor Ciaran zum Haus rannte, versuchte ich zu verstehen, was an weiteren Geräuschen aus dem Raum oben auf unsere Ohrhörer übertragen wurde: Ein erschreckter Schrei - dumpf und gequält, unmöglich zu sagen, wer ihn ausgestoßen hatte. Es rumpelte, als stieße jemand gegen

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