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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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hatte mich bei Shane irgendwie schuldig gefühlt, was umso schlimmer war, da er mir vorher nie auch nur einen Hinweis darauf gegeben hatte, dass er mich als ... einengend empfand.
    "Ich glaube, das siehst du falsch", sagte Jackson, ich hob den Kopf.
    "Wie meinst du das?"
    "Der Orden ist der Damm, nicht du. Du stehst auf dem Damm, weil du nicht in unserer Masse untergehst, weil du herausragst, weil du etwas Besonderes bist. Shane hat dich sehr gern, und du bist ihm wichtig. Er verdankt dir sein Leben - anderes darfst du nicht denken."
    Ich nickte, war aber nicht ganz überzeugt. Vor allem aber eines war falsch: Shane verdankte mir nicht sein Leben, sondern ich war schuld daran, dass er so schwer verletzt worden war.
    "Und Drake?"
    Ich wollte mich nicht noch einmal daran erinnern, hatte aber das Gefühl, Jackson das schuldig zu sein.
    "Ich konnte es dort noch nicht so richtig erfassen, so richtig klar erkennen", sagte ich, "ich war vor allem geschockt - von der Stärke der Gefühle, von seiner Gier. Aber ich musste aufpassen, dass er nichts merkt von dem, was ich da mitkriege, deswegen konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Aber im Nachhinein würde ich sagen, dass er so etwas war wie ein riesiger Strudel, der mich in die Tiefe eines Meeres reißen wollte. Das Wasser schäumt und kochte, ich hatte nirgendwo Halt. Ich hing kopfüber und völlig hilflos in diesem Wirbel, mir war schlecht und schwindelig, das Wasser war eiskalt und pechschwarz."
    Jackson strich mir über den Rücken, und ich fühlte mich ein bisschen getröstet.
    "Magst du mir jetzt sagen, was für ein ... Gewässer ich bin?", fragte er, ich nickte zögernd.
    "Ja."
    "Was soll ich machen?"
    "Nichts", bat ich, "das ist sicherer."
    Er nickte. "Gut, fürs Erste."
    "Ich lege dir einfach die Hand auf den Bauch, okay? Aber lass mir ein bisschen Zeit: Es dauert etwas, bis ich das in Worte fassen kann."
    Jackson nickte, ich zog sein Hemd hoch und legte meine Hand vorsichtig auf die glatte, warme Haut. Sein flacher Bauch hob und senkte sich im gleichmäßigen Rhythmus seines Atems - und der ging für mich dann blitzschnell in das Heben und Senken von zahllosen Wellen über, die unvermittelt auf mich zuströmten.
    Ich erschrak und riss die Hand hoch.
    "Entschuldige", sagte ich mit verlegenem Lachen, da ich Jackson nicht schon wieder kränken wollte, "Sturmflut im Anmarsch."
    Ich legte die Hand wieder ab, wappnete mich innerlich für das Wasser. Jackson ließ mir Zeit, und ich spürte keine Anspannung in ihm: Er war sich seiner selbst absolut sicher - also legte ich den Kopf wieder auf seiner Schulter ab, entspannte mich, und lauschte so intensiv wie möglich in ihn hinein.
    "Du bist ein Ozean", sagte ich schließlich leise, "du bist ... überall. Ich stehe auf einer Art Insel mit einem reinen, leeren, weißen Sandstrand. Der Strand verläuft unendlich weit links und rechts neben mir, ich kann sein Ende nicht sehen. Ich stehe mit den Füßen im Wasser, es ist ganz klar, ganz blau. Du hast viele kleine Wellen auf der Oberfläche, und das Wasser steigt langsam höher, als wäre Flut. Die Wellen ziehen mir allmählich den Sand unter den Füßen weg, so dass ich immer ein bisschen weiter einsinke."
    "Hast du Angst?", flüsterte er, ich schüttelte den Kopf.
    "Nein, es ist nicht bedrohlich. Das Wasser ist nicht kalt, sondern ganz warm. Es fühlt sich an, als gehöre es zu meinem Körper. Es fühlt sich gut an."
    Ich drückte die Hand fester auf seine Haut und konzentrierte mich ein wenig auf das Auf und Ab seiner Wellen, ein angenehmer Schwindel erfasste meinen Kopf.
    "Du machst mich seekrank", sagte ich, Jackson lachte leise.
"Würdest du an ein paar Sachen denken, um die ich dich bitte?" Ich spürte, wie er nickte. "Als ich dich gestern Abend gebeten habe, alleine schlafen zu gehen - könntest du dich daran erinnern, wie du dich da gefühlt hast?"
    Er musste nicht noch einmal nicken, ich sah es sofort: Ein spitzes, scharfkantiges und rötliches Riff wuchs etwa hundert Meter vor dem Strand aus dem Meeresboden empor und trennte Ozean und Insel auf ganzer Länge. Die Wellen, die mir gerade noch so warm um die Füße gespielt hatten, wurden leblos und fielen zurück, das Wasser lag wie tot am Strand und versickerte dann rasch im weißen Sand - mir tat jeder einzelne der verschwindenden Tropfen unendlich in der Seele weh.
    "Und als ich dir eben erklärt habe, warum ich das getan habe?"
    Das Riff stürzte ein, Felsblöcke krachten in den Meeresboden und zerfielen zu

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