Die Ewigen

für mich sind, desto ... heftiger wird das Erlebnis."
    "Wie meinst du das?"
    "Na ja - Magnus hat mich viel mehr oder ganz anders gern als zum Beispiel Josie. Bei ihr dreht sich alles um Shane, also war sie für mich viel ... blasser als Magnus. Magnus war sehr kräftig. Und Davides verschämte Schwärmerei war auch ganz anders als Drakes kranke Gier." Ich schwieg einen Moment und suchte nach den richtigen Worten. "Ich hab ein bisschen Angst, zu viel bloße Haut von dir zu berühren, wenn du mich wirklich liebst. Bei Josie war es ein stetiger Fluss, bei Magnus war eine Hand wie ein warmer Sommerregen und beide Hände wie ein ... Wolkenbruch. Ich hab mich richtig erschrocken, als das auf mich zugekommen ist, ich musste seine Hände erst mal wieder loslassen."
    Ich spürte den weichen, milden Druck von Jacksons Fingern in meinen Haaren, das ruhig klopfende Herz in seiner Brust: Ich mochte Angst haben, er hatte keine.
    "Und nun befürchtest du, dass ich auch nur ein paar Tropfen Regen bin, während du dir einen Wolkenbruch erhofft hast?"
    Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich erwarte einen Monsun - und ich habe Angst, in deinem Monsun zu ertrinken." Ich dachte kurz nach, schüttelte für mich selbst den Kopf. "Es ist komisch, aber als ich versucht habe, diese ... Gefühle der anderen zu beschreiben, fiel mir als naheliegendstes Bild immer Wasser ein. Die Gefühle und Gedanken flossen aus den Händen auf mich zu, aber immer wieder anders."
    "Erzähl es mir" bat er, ich rief mir die verschiedenen Hände wieder ins Bewusstsein.
    "Ciaran ist wie ... ein Fluss. Kein gerader Kanal, sondern ein breiter, flacher, klarer, kühler und eisblauer Gebirgsfluss. Mit Kiesbänken und Treibholz, mit wilden Strudeln und kleinen, gestauten Becken. Ich war auf einer dieser Kiesbänke, sie war warm und trocken in der hellen Sonne, der Fluss strömte um mich herum. Andreas ist auch ein Fluss, aber trotzdem ganz anders. Breit und tief, eher dunkelgrün - wie ein großer Strom, der Rhein oder die Donau. Er fließt langsamer als Ciaran ... es gibt ein paar Untiefen in ihm, aber im Großen und Ganzen ist er eine einzige, alles bestimmende und von nichts abgelenkte Bewegung. Ich war nicht inmitten des Flusses wie bei Ciaran, sondern oberhalb davon auf einem Felsen - wie die Loreley am Rhein. Der Fluss zog an mir vorbei, trotzdem waren wir ... unauflöslich miteinander verbunden, als wäre das eine ohne das andere nicht denkbar." Ich schwieg, spürte die Unzulänglichkeit meiner Worte. "Ist das verständlich? Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll."
    Jackson küsste mich auf die Haare, weiterhin sehr darauf bedacht, meine bloße Haut nicht zu berühren.
    "Ja, absolut. Mach weiter, wenn du möchtest."
    Ich widerstand der plötzlich unglaublich großen Versuchung, meinen schönen Kreuzritter zu küssen und konzentrierte mich erneut - Gott, wie schwer diese Enthaltsamkeit sein konnte, wenn er so nah war!
    "Magnus ist ein großer See: Tief und trüb, so dass ich nicht bis auf den Grund sehen kann. Er hat steinige, wild bewachsene Ufer und ein paar zugewucherte Inseln, auf einer stand ich. Seine Wasseroberfläche ist nicht glatt, sondern unruhig bewegt und ich hatte das Gefühl, dass ich nasse Füße von einer plötzlichen Welle bekommen würde, wenn ich zu nah heranginge."
    Jackson lachte, seine Brust bewegte sich leicht unter mir. "Das ist Magnus", sagte er, "besser hättest du ihn nicht beschreiben können."
    "Josie ist ein schmaler Bach, und zwar ein richtig wilder. Wie ein Gebirgsbach - sie stürzt über Felsen, fällt in Abgründe, bildet kleine, sprudelnde Becken und plätschert munter zwischen riesigen Steinen hindurch, am Ende stürzt sie als Wasserfall in ein Tal. Bei ihr ist mir richtig schwindelig geworden", gestand ich beim Gedanken an diese rasante Fahrt in ihren Gefühlen. "Bei ihr stand ich auf der Klippe, über die sie in das Tal fällt."
    "Und Shane?"
    Ich seufzte. "Shane war kompliziert. Ich dachte erst, er sei auch ein See: mit hohen, kahlen Steilufern und ganz glatter Wasseroberfläche. Keine Inseln wie bei Magnus, dafür aber sehr tief und mit ganz klarem Wasser. Dann habe ich einen Damm gefunden, der den See aufstaut - also müsste Shane logischerweise eigentlich auch ein Fluss sein, der in diesem Stausee mündet, aber den Fluss habe ich nicht finden können."
    "Wo warst du bei Shane?"
    "Ich stand auf dem Damm, als hätte ich ihn gezähmt. Er war mit am unheimlichsten" fügte ich ein wenig betreten hinzu, aber es stimmte: Ich