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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Grabhügel legten, als wir Jos Körper endgültig der Erde anvertraut hatten. Damit war die Zeremonie vorbei, doch wir standen bestimmt noch fünf Minuten oder länger stumm unter der alten Eiche, bevor Andreas Ciaran etwas zuflüsterte und die beiden unsere kleine Prozession hinein in den Ballsaal anführten: Keine hellen Blumengestecke, keine weit geöffneten Fenster heute - mit dem schlicht gedeckten Tisch und den wenigen Kerzen wirkte der Saal schrecklich düster, und ich wusste angesichts meines traurig verkrampften Magens, dass ich jetzt wirklich einen Bissen herunter bekommen würde.
    Shara Wir hoben die Tafel gegen elf Uhr auf und ich ging mit Jackson, Magnus und Davide langsam die Treppen nach oben.
    Davide würde heute in der Burg übernachten, wirkte aber viel zu aufgedreht und unruhig, um gleich schlafen zu gehen, Magnus dagegen sah mit müden, aber einsamen Augen auf den Korridor, der zu seinem Zimmer führte. Jackson drückte mir auffordernd die Hand, als ich ihn fragend ansah, also lud ich die beiden ein, noch mit uns auf dem Balkon etwas zu trinken. Wir tauschten unsere förmliche, schwarze Kleidung gegen Jeans und Pullover, Jackson vertröstete mich mit einem Kuss über die verschobene Zweisamkeit hinweg, dann holte er eine Flasche Rotwein aus dem Regal, von der ich mir aus Ciarans Vortrag gemerkt hatte, dass sie für besondere Gelegenheiten aufzubewahren sei. Ich nahm Gläser mit hinaus, kurz darauf quetschten wir uns zu viert auf das Sofa auf meinem Balkon: Für zwei Personen war es üppig bemessen, für drei bequem, für vier schon ein wenig knapp - wenn eine Person dann noch die Ausmaße von Magnus hatte, wurde es sehr ... kuschelig.
    Die Nacht war mild und windstill, unter uns rauschte entfernt und leise das Wasser. Jackson rückte ganz in eine Ecke des Sofas, ich lehnte mich mit dem Rücken an seine Brust und ließ mich warm und fest von ihm umfangen. Magnus besetzte die andere Hälfte des breiten Polsters, während Davide im Schneidersitz zwischen uns hockte, die Karamellaugen wohlwollend auf mich und Jackson gerichtet. Magnus schenkte kleine Schlucke Rotwein ein, ich nahm ein paar Züge von einer Zigarette und erntete dafür einen Blick von Davide, über den ich lachen musste: Er glich so sehr Jacksons missbilligendem, grünen Blick, dass ich fast annahm, der Junge habe ihn dort abgeschaut und vor dem Spiegel geübt.
    Ich gab die Zigarette an Magnus weiter, der sie nach ein paar Zügen über die Brüstung in den Abgrund schnippte, was ihm einen eigenen, strafenden Blick von Davide einbrachte. In der Luft lag eine Mischung aus süßem Zimt, frischer Minze und kräftigen Beeren - natürlich und harmonisch, sie erfreute meine Nase und besänftigte mein noch immer aufgewühltes Inneres.
    "Da läutet ein Handy", sagte Jackson plötzlich in unser langsam entspannter werdendes Schweigen, kurz darauf kam Davide mit einem winselnden Telefon aus dem Wohnzimmer zurück: Es war mein altes Handy, nicht das neue Satelliten-Ding mit den Kontakten der Kreuzritter, die Nummer auf dem Display hatte eine deutsche Vorwahl und kam mir dumpf bekannt vor, war aber nicht abgespeichert.
    "Mein Bruder", sagte ich schließlich ein bisschen überrascht, als ich in den tiefsten Tiefen meines Gedächtnisses fündig geworden war. "Ich glaube, das ist die Nummer von meinem Bruder."
    "Möchtest du nicht rangehen?", fragte Jackson und ich schüttelte langsam den Kopf, während das Telefon weiter vor sich hin schrillte.
    Wann hatte mein Bruder mich zuletzt angerufen? Vor etwa einem Jahr, als er einen Bürgen für seinen Wohnungskredit gesucht hatte. Und davor? Als er die Anzahlung für ein neues Auto nicht zusammengebracht hatte - ein Auto, das unbedingt zweihundert PS haben musste und Ledersitze, natürlich. Ich hatte ihm zweitausend geliehen und davon bislang entgegen allen hochheiligen Versprechungen keinen Cent wieder gesehen, beim Wohnungskredit hatte ich daher kurz und bündig Nein gesagt. Beide Bettel-Anrufe waren (wie jetzt!) viel zu spät am Abend erfolgt, ganz nüchtern war er bei beiden nicht gewesen - als müsse er sich Mut antrinken, bevor er seine kleine Schwester anpumpte. Ich wartete darauf, dass die Mailbox den Anruf übernahm, doch das Klingeln ging weiter - entnervt reichte ich das Telefon schließlich Magnus herüber und wusste mich dabei von Jacksons nächtlich dunkelgrünen und Davides immer karamellbraunen Augen aufmerksam beobachtet.
    "Ab damit", sagte ich, und nach einem fragenden Blick, den ich mit

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