Die Ewigen
machte weiter. Hatte ich dagegen einen normalen Tag, fischte ich das Haar raus, betrachtete es ausführlich von allen Seiten, spaltete es mehrfach der Länge nach und suchte dann den Schuldigen für diese Störung der geregelten Abläufe.
"Sie vergessen, dass diese Chance für Sie mit einem sehr hohen Einsatz für mich verbunden wäre. Ich verzichte auf ein normales Leben, breche alle Brücken hinter mir ab und setzte in diesem Spiel alles auf eine Karte, um vielleicht etwas zu gewinnen, um vielleicht etwas Besseres zu bekommen, als ich schon habe. Was daran macht mir die Entscheidung für Ihren Orden leichter? Pascal argumentiert mit einem verschwindend geringen Einsatz im Austausch für einen großen Gewinn, aber ich finde meinen Einsatz beträchtlich."
"Ein ewiges Leben ist ein unendlich großer Gewinn, gegen einen solchen wird jeder Einsatz verschwindend klein", sagte Andreas, der seinen Pascal scheinbar sehr viel besser kannte als ich den meinen - leider nicht ganz falsch, und ich gestand ihm mit einem Nicken einen Punkt in diesem Spiel zu.
"Außerdem minimieren wir Ihren Einsatz, indem wir Sie für Ihre Zeit entschädigen", ergänzte Ciaran, Andreas warnender Blick traf mit meinem scharfen gleichzeitig bei ihm ein, was Ciaran jedoch nicht stoppte. "Natürlich können Sie das Spiel jederzeit beenden, wenn Sie es für verloren ansehen, gehen dann aber trotzdem nicht mit leeren Händen nach Hause."
Ich zog fragend die Augenbrauen hoch, Ciaran wurde konkret.
"Es liegen seit gestern Abend fünf Millionen Euro nach Abzug aller Steuern für Sie auf einem Konto bei einer Münchner Privatbank, hier sind die nötigen Unterlagen."
Er schob eine flache Ledermappe über den Tisch, als erhöhe er beim Pokern den Einsatz - eine Geste, die mit Andreas nicht abgesprochen war, wie mir dessen erstarrte Miene sagte. Scheinbar preschte Ciaran gerade unabgesprochen auf ein Terrain vor, dass Andreas für sich als zu gefährlich eingestuft hatte: Zu Recht, denn wenn ich mich schon nicht überreden ließ, wie wahrscheinlich war es da, dass sie mich schlicht kaufen konnten?
Mein Kaffee schwappte auf die Untertasse, Ciarans Worte hatten wohl nicht nur meine Gedanken, sondern auch die noch immer in der Tasse rührende Hand beschleunigt. Jetzt waren zwei bis drei tiefe Atemzüge nötig, um mich wieder auf Kurs zu bringen: Fünf Millionen waren nichts, was man jeden Tag so nonchalant überreicht bekam, das war eine immense Summe Geld, die ... ja, die einen durchaus verlocken konnte, die ein arbeitsfreies Leben verhieß, mit einer guten Portion Luxus als Sahnehäubchen oben drauf. Nein, Shara, sagte ich mir, du bist nicht bestechlich: Du verdienst sehr gut und brauchst dieses Geld nicht. Es soll eh nur darüber hinweg täuschen, dass es außer ein paar Geldbündeln nichts Reales, nichts Greifbares gibt, auf das du dich verlassen kannst, also ist das Geld (wenn es denn überhaupt existierte!) nichts als Nebel, nichts als der Versuch, dich zu verwirren.
Intention entlarvt, damit zurück zum eigentlichen Thema: Bleiben oder nicht bleiben? Diese Spielsymbolik frei nach Pascal war ein interessanter Gedanke, aber auch nicht wirklich etwas, was mich umwarf - hatte sie schon damals nicht, als ich die entsprechenden Passagen gelesen hatte. Irgendwie stimmte es mich plötzlich traurig, dass Andreas und Ciaran zu dieser Idee und zum Geld Zuflucht nehmen mussten: Sie wollten so viel und hatten nichts zu bieten, was ich wollte ... außer einem Hauch Abenteuer und einem schönen Kreuzritter mit smaragdenen Augen und frechen Eckzähnen, dachte ich mit einem ungewollten Lächeln, das Andreas aufrechter sitzen und Ciaran fragend die Augenbrauen hochziehen ließ.
"Da wir Sie nicht überzeugen können, müssen wir Sie wohl bitten, auf uns zu setzen", sagte Andreas in mein Jackson-versonnenes Schweigen, ich nickte langsam.
Das war das Schlimmste, weil es das Eingeständnis ihrer Hilflosigkeit war - und das Beste, weil es mich dazu verleitete, auf mein Gefühl zu hören und nicht auf meine Vernunft, appellierte eine Bitte doch eher an das Herz als an den Kopf. Ich schloss für einen Moment die Augen und traf eine Entscheidung.
"Okay, machen wir es so: Ich bleibe die versprochene Woche und stelle weiterhin meine Fragen. Ich mache meine Entscheidung, noch länger zu bleiben, von dem abhängig, was ich von Ihnen erfahre - aber ich werde Ihnen nicht mehr länger Ihre mangelhaften Beweise anlasten. Ich akzeptiere, dass wir uns hier ... auf einer Ebene
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