Die Ewigen
starrten in unseren kalten Kaffee, er mit glänzenden Augen und einem entrückten Lächeln, ich mit zunehmend steifen Knochen und schwächer werdenden Nerven. Gut, das Warten war nicht Neues, der ganze Orden wartete seit Jahrhunderten, wartete tagaus, tagein - selbst ich unruhiges Gemüt hatte mich daran gewöhnt, hatte gelernt, damit zu leben.
Hatte ich in meinen ersten Diensttagen in der Kirche gespannt auf jede Hand gestarrt, die sich um den Griff des Schwertes gelegt hatte, absolut überzeugt, dass es HEUTE passieren würde, dass es JETZT passieren würde, hatte ich am Ende eigentlich schon gar nicht mehr daran geglaubt. Die schiere Masse der Menschen hatte mich erschöpft - oh ja, es waren wirklich Massen gewesen. Wie lange brauchte ein Besucher in der Kammer? Großzügig gerechnet vielleicht fünf Minuten. Das machte zwölf Leute pro Stunde, bei zehn Stunden geöffneter Kirche hundertzwanzig Leute an einem Tag, dreitausendsechshundert in einem Monat, über vierzigtausend pro Jahr - und in meiner Lebenszeit unglaubliche neuneinhalb Millionen Menschen. Verständlich, dass man da Interesse und Hoffnung verlor, oder? Ich wollte die Rechnung für Andreas und Ciaran weiter führen, ließ das dann aber lieber - das Ergebnis hätte unweigerlich bedeutet, dass die beiden nicht ganz dicht sein mussten, wenn sie so lange ausgehalten hatten, und das gehörte dann wieder zu den Dingen, die man besser nicht laut aussprach ... oder hier niederschrieb, wo die beiden es lesen konnten, verflixt! Trotzdem - dieses Warten jetzt in der Küche war anders als das in der Kirche: Es glich eher meinen ersten Tagen im Dienst für das Schwert denn den letzten, war angespannt und flirrend.
"Wie läuft's denn so?", fragte ich Andreas betont locker, als er eine Tasse unter die Cappuccino-Maschine knallte, er drehte sich zu mir um, als bemerke er uns jetzt erst.
"Es läuft ... schlecht. Sie glaubt uns kein Wort, fordert Beweise, die wir nicht haben - und sie hält uns für irre. Nein, ich korrigiere: für 'bekloppt'." Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, eine müde, angestrengte Geste. "Sie ist sehr hartnäckig, stellt Fragen über Fragen, denkt doppelt so schnell wie ich - Gott, ich werde langsam wirklich alt. Wenn wir noch bei ein paar Einwänden so in die Knie gehen und nichts Handfestes bieten können, dann ist sie weg."
Jack grinste - völlig unpassend, gefiel ihm etwa die Dickköpfigkeit der Blonden? - und trank seinen kalten Kaffee, ich dachte nach.
"Versuch es mit dem Geld", schlug ich schließlich vor, doch Andreas schüttelte nachdrücklich den Kopf.
Die Maschine hatte Milchschaum in die Tasse gehustet, und als jetzt das Mahlwerk loslegte, konnte ich seine weiteren Worte kaum verstehen.
"... einen Versuch wert."
Er schnappte sich die Tasse und war aus der Tür, bevor ich mein 'Was?' raus gebracht hatte.
Ich sah Jack an. "Was will er versuchen?"
"Er will sie bitten."
"Hä?" Ich verstand immer noch kein Wort, Jack stöhnte genervt und stand auf.
"Ach, Magnus. Er kommt mit seinen ganzen schönen, alten Geschichten nicht weiter, also will er sie einfach bitten, zu bleiben und ihm eine Chance zu geben. Es steht fünfzig zu fünfzig, ob sie Ja sagt, was wohl um einiges besser sein dürfte als bei den Versuchen zuvor. Ich hole schon einmal das Auto aus der Garage, wir können sicher bald los."
Shara
Zusammen mit dem dringend benötigten Kaffee servierte mir Andreas eine nicht minder willkommene Einsicht.
"Shara, Sie wissen es besser als ich: Sie werden unseren Worten keinen Glauben schenken. Wir haben nichts, mit dem wir Sie überzeugen können, und wir haben scheinbar auch nichts anzubieten, dass Sie verlockt - wie denn auch, unsere Angebote wie auch unsere Behauptungen sind ohne fundierte Beweise."
Ich rührte in meiner Tasse, er setzte sich mir wieder gegenüber.
"Haben Sie Pascal gelesen?"
"Ein bisschen was", sagte ich, schon ahnend, worauf Andreas hinaus wollte.
"Nehmen Sie doch einfach mal an, wir hätten Recht: Auf Sie wartet bei uns tatsächlich ein sehr viel längeres Leben und - gestatten Sie mir diese Worte - auch ein sehr viel lohnenderes Leben, denn wir bieten Ihnen den Rahmen, um sich ganz frei zu entfalten, um zu tun, was sie schon immer tun wollten. Wäre das allein nicht ein guter Grund, uns eine Chance zu geben?"
Ich dachte nach, fand aber natürlich noch ein Haar in der Suppe. Nicht, dass mich das besonders stören würde: Wenn ich einen schmerzfreien Tag hatte, fischte ich es einfach raus und
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