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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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noch nie gemacht worden", sagte Ciaran. "Damit halten wir unsere Mitglieder bei der Stange: Wer den Orden endgültig verlassen möchte, kann das unter der Bedingung tun, Stillschweigen über uns zu bewahren, allerdings werden wir in diesem Fall seine Narbe gemäß den alten Anleitungen zerstören, wodurch derjenige dann in normaler Geschwindigkeit weiter altern wird - zumindest behaupten das die alten Schriften."
    "Altern - und schließlich sterben?", fragte ich, Andreas nickte.
    "Ja, und sterben."
    Ich kehrte noch einmal zu meiner blödsinnigen 'Highlander'-Vision zurück. "Ist das mit dem gelösten Schwert nun so ein Notfall, bei dem alle Mitglieder aktiviert werden?"
    Ciaran schüttelte den Kopf. "Nein, dies ist kein Notfall in dem Sinne. Wir haben aber alle Brüder und Schwestern benachrichtigt, und ein paar der Inaktiven werden sicher bald vorbeikommen, um Sie ebenfalls kennenzulernen und um sich zu reaktivieren. Die aktiven Mitglieder sind natürlich alle schon auf dem Weg, und wir würden sie Ihnen am Dienstag gern vorstellen."
    Also doch Kreuzritter am Flughafen von Rom? Lass den Blödsinn jetzt, ermahnte ich mich und konzentrierte mich auf meine Fragen.
    "Was wäre denn dann ein Notfall?"
    Ciaran und Andreas tauschten einen Blick, ich tappte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
    "Wenn man Sie bedrohen würde", antwortete Andreas schließlich. "Wenn wir Sie mit mehr Macht beschützen müssten, als wir es mit den aktiven Mitgliedern können."
    Jetzt musste ich doch kurz auflachen und sah an seinen schmalen Augen, dass Andreas mir das übel nahm.
    "Entschuldigung, aber wer sollte mir was wollen? Glauben Sie etwa, dass einer der Touristen da draußen das mit dem Schwert im Stein ernst genommen hat und mir meine geliebte Weltherrschaft nun mit Waffengewalt entreißen will?"
    Ciaran schüttelte den Kopf. "Nein, aber wir können auch nicht ausschließen, dass Sie in Gefahr geraten könnten. Sie sind nun einmalig auf dieser großen, weiten Welt, Shara", sagte er - sehr sanft, als wolle er mich nicht beunruhigen. "Sie fragten eben nach unserer Aufgabe, danach, was wir jetzt tun, und die Antwort darauf ist ganz einfach: Wir werden Sie mit all unserer Kraft und mit unserem Leben beschützen, bis in alle Ewigkeit."
    "Ewigkeit?"
    Andreas nahm sich meiner wieder an, und ich fühlte mich ein wenig wie ein Tennisball, der zwischen zwei routinierten Trainingspartnern hin und her geht.
    "Ja, auch auf Sie wartet die Ewigkeit. Nicht metaphysisch, nicht im Jenseits für eine abstrakte Seele, sondern ganz real, als Mensch auf dieser Erde und in unseren Reihen. Wie schon gestern gesagt: Wenn Sie bei uns bleiben, werden Sie ein führendes Mitglied des Ordens, unsere neue Leitfigur. Sie würden mit einer Variante unserer üblichen Narbe ein besonderes Symbol der Ordenszugehörigkeit erhalten, das Ihre Stellung über uns allen deutlich macht, und damit wären Sie wie wir - alterslos und ewig."
    Ich musste an den Vergleich mit dem Engel denken, den Jackson gestern gebracht hatte, und war wieder einmal ... sehr, sehr peinlich berührt. Über diesen Teil der Geschichte hatte ich in der Nacht absichtlich nicht mehr bewusst nachgedacht, und dennoch hatte gerade dieser mir den Schlaf geraubt: Ich war kein Engel, war keine Leitfigur, und ganz sicher hatte unter meinen ernsthaften Lebenszielen nie die Verbesserung der Welt gestanden - abgesehen von einer kurzen 'Rettet die Erde'-Phase mit etwa sechzehn, in der ich mit der Greenpeace-Mitgliedschaft geliebäugelt hatte, aber wegen zu wenig Taschengeld für den Monatsbeitrag darauf hatte verzichten müssen.
    Und das andere Thema? Das ewige Leben, das sie mir anboten - oder besser: androhten? Ja, angedroht, denn ehrlich gesagt war ich nicht gerade sehr erpicht darauf, in ein paar hundert Jahren noch zu existieren. Mit den gleichen Sorgen und Nöten, vor allem aber immer noch ... mit mir? Mir, die niemand besonders mochte, die noch nicht mal ich selber besonders mochte? Die die Welt jetzt schon nicht verstand? Vielen Dank, sehr nett, aber ich möchte lieber nicht. Sollte ich das jetzt sagen? Nein, das wäre zu unfreundlich, immerhin sahen sie das als eine Art Geschenk. Aber ein bisschen sticheln wollte ich trotzdem, musste ich trotzdem - vielleicht würde ihnen das ja durch die Blume sagen, dass ich nicht interessiert war.
    "Und wenn ich dann in Ihrem Orden bin, warten wir alle zusammen eine Ewigkeit darauf, dass ich irgendwelche Kräfte entwickelte, mit denen wir die Welt retten können?",

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